Kurz, aber dafür recht oft

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Poetry-Slammer Michael Jakob ging bei seinem Programm richtig aus sich heraus. Foto: Mathias Erlawein
Poetry-Slammer Michael Jakob ging bei seinem Programm richtig aus sich heraus. Foto: Mathias Erlawein

Der Poetry-Slammer Michael Jakob raschelte in Eggolsheim im Blätterwald. Sein Programm ist vielfältig, das Publikum in Hallerndorf war dagegen sehr übersichtlich.

Zur zweiten Blätterwald-Veranstaltung der vierten Literaturtage im Forchheimer Land präsentierte Poetry-Slammer Michael Jakob sein aktuelles Soloprogramm.
Bei seinem Blick in den großen Saal mit überschaubarem Publikum fühlte er sich zwar "etwas wie Hillary Clinton", die geringe Besucherzahl tat seinem guten Auftritt aber in keiner Weise Abbruch. Der mehrfach prämierte Künstler, der unter anderem mit dem Wolfram-Eschenbach-Förderpreis und dem Nürnberg-Stipendium ausgezeichnet wurde und zweifacher fränkischer Poetry-Slam-Meister sowie "WDR-Poetry-Slam-Champion" ist, hatte von Anfang an enorme Präsenz auf der Bühne.
Seine Gestik, Mimik, die Ausdrucksform - ein Künstler, der seine Texte lebt! Dazu gehört auch, dass er - wenn auch mit ein, zwei kleinen Texthängern - alles auswendig vorträgt.
Er nimmt schon allein mit seinem Blick das Publikum mit auf eine Reise in seine Werke, trägt Kurzgeschichten und Gedichte aus seinen Werken mit unnachahmlicher Leidenschaft vor, so dass schon Mal der Mikrofonständer versehentlich auf den Boden knallt. Mit seinem "Liebesgeständnis", dem sich erst am Ende der Adressat, eine Tiefkühlpizza, eröffnet, lässt er die gebannten Zuhörer in den ihm eigenen Humor eintauchen.
Jakobs Texte sind meist mit gesellschaftskritischen Aspekten gespickt, doch er tritt nicht als Oberlehrer auf. Lieber nimmt er sich zuweilen selbst auf die Schippe, das macht ihn sympathisch.
Sein Buchtitel "Mein Penis und andere Kurzgeschichten", aus dem er das Gedicht "Postkoitaler Zwangssarkasmus" vorträgt, zeugt von dieser Selbstironie. Thematisch ist er breit aufgestellt, sucht den "Sinn des Lebens" und ergründet "Die Welt des Lächelns" der Playmobilfiguren. Angst vor der Andersartigkeit symbolisiert er mit den "i-Men", die in der Welt der iPhones, iPads und iPods leben. Ein unterhaltsamer und gleichzeitig tiefsinniger Abend, der sicherlich mehr Publikum verdient hätte, wie es der erfolgreiche 37-Jährige von seinen vielen Auftritten quer durch die Bundesrepublik eigentlich gewohnt ist.


Heute im Blätterwald

Die Anthologie "Biergartenlandschaften - In Erwartung der Unendlichkeit" steht am Freitag, 11. November, 19.30 Uhr, im Brauhaus am Kreuzberg Hallerndorf im Mittelpunkt des Abends. Rainer Kretschmann, Moderator des Bayerischen Rundfunks, wird Texte aus dem Buch lesen. Der Biersommelier Markus Raupach hält einen Vortrag zum Thema Bier inklusive Verkostung.