Bei der Unterbringung von Flüchtlingen spielte die Tennishalle in Hemhofen eine wichtige Rolle. Inzwischen ist die Einrichtung geschlossen. Mit Uta Saumweber-Meyer vom Bundesamt für Migration wurde über das Zusammenspiel zwischen Helfern und der Politik diskutiert.
Die Tennishalle ist wieder leer. Die Flüchtlinge, die in
Hemhofen untergekommen sind, haben alle einen anderen Platz gefunden beziehungsweise es wurde ein Platz für sie gefunden. Landrat Alexander Tritthart (CSU) nahm das zum Anlass, sich beim örtlichen Helferkreis zu bedanken, sich aber auch kritischen Fragen zu stellen. Deshalb hatte er Uta Saumweber-Meyer vom Bundesamt für Migration eingeladen.
"Hinterhergehechelt" nannte er die Situation seines Amts in den Sommer- und Herbstmonaten 2015. "Beeindruckt" war er dann von der schnellen Reaktion des Hemhofner Gemeinderats, wodurch für bis zu 180 Menschen gleichzeitig eine Unterkunft geschaffen werden konnte.
Vor Weihnachten waren es im Landkreis fast 2000 Flüchtlinge. Heute sind es noch 920 Asylsuchende. Allerdings seien an die 300 "Fehlbeleger" in seinen Einrichtungen. Also Menschen, die als Flüchtlinge anerkannt sind, aber noch keine Wohnung gefunden haben.
Sie bei dem Wohnungsdruck unterzubringen, sieht Tritthart als Aufgabe.
Als vergleichsweise ruhig sieht er die momentane Lage, sagt aber: "Mir ist nicht ganz wohl, wenn ich die Weltlage anschaue." Er hätte gerne eine der drei großen Unterkünfte auf Standby-Betrieb laufen lassen; das Geld hierfür bewilligte ihm der Staat nicht.
Integration der Kinder gefährdet
Der Druck, die Tennishalle zu schließen, muss groß gewesen sein - so die Vermutung. Monika Rosiwal-Meißner klagt, dass nicht einmal das Ende des Schuljahres abgewartet wurde. "Die Kinder hatten sich gerade in der Schule eingelebt. Sie sind so gerne gegangen", erinnerte sie sich. Die eilige Schließung unterbrach den Integrationsprozess, befürchtet sie.
"Wir haben von der Schließung aus der Zeitung erfahren; wir waren konsterniert", klagt auch Hildegard Berger.
Sie hat zusammen mit anderen Frauen eine Kleiderkammer aufgebaut.
Jetzt sitzen sie gewissermaßen auf den Wäschebergen. Ein Raum in der Schule ist noch mit allem Nötigen gefüllt. Man wird es nach Bergers Meinung wohl noch brauchen. "Ich glaube nicht, dass die Flüchtlingskrise ausgestanden ist."
Auch für den ASB, der die dezentralen Unterkünfte betreute, entstanden durch die unerwartet schnelle Schließung Probleme. Man musste die Zahl der Mitarbeiter kurzfristig wieder abbauen. Im Landratsamt, so Tritthart, verlief es glimpflicher. Dort kehrten die Kollegen, die sich zur Unterstützung des Sozialamts gemeldet hatten, in ihre alten Aufgabengebiete zurück. Die verauslagten Sachkosten erhält die unterste Behördenstufe Stück für Stück zu 100 Prozent vom Freistaat ersetzt. Doch erhebliche Personalkosten belasten den Haushalt - rund zwei Millionen Euro. Hier werde noch nachverhandelt.
Geld sei weniger das Problem des Bundesamtes, in dessen Diensten Saumweber-Meyer seit 1993 steht. Damals sei die Juristin selber Entscheiderin gewesen und hatte überwiegend mit Kriegsflüchtlingen aus Balkanländern zu tun. Personal fehlte, denn das Amt war starken Schwankungen des Andrangs ausgesetzt. Waren es 1992 über 400 000 Menschen, ging die Zahl Jahre später gegen Null, wie es Saumweber-Meyer selbst erlebt hat. Wellen dieser Art habe es immer wieder gegeben: 1956 nach dem Ungarnaufstand stand dem erst drei Jahre alten Amt seine erste Bewährungsprobe bevor. Die Umbrüche in Osteuropa und die Militärdiktatur in der Türkei prägten die 80er Jahre. Doch nach jedem Ansturm mahnten die Rechnungsprüfer des Bundes eine Verkleinerung der Unterkünfte und Behördenstellen an.
7,6 Flüchtlinge pro 1000 Einwohner ergeben sich rechnerisch für den Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Für die Bundesrepublik lautet die Quote 5,6 Prozent, für Ungarn 17,9 pro 1000 Einwohner.
Alois Meißner, Sprecher des Helferkreises, dankte für das Gespräch. Er betonte, dass die Behörden und Helfer manch einmal eine andere Sichtweise auf manches Problem hätten. Wichtig wäre es seiner Meinung nach gewesen, die Helfer vor einer Entscheidung einzubeziehen. "Wie sollte die Mutter mit sechs kleinen Kinder und ihrem Gepäck nach Fürth kommen, wohin man sie verlegt hatte?", machte er ein Problem deutlich, das die Helfer stemmen mussten. Tritthart erinnerte an den Druck, der auf seinem Haus lastete. Wie der Höchstadter Sitzungssaal zum Erstaufnahmeraum umfunktioniert worden war, wie die Regierung 63 Personen in einem Bus vorfahren ließ. Alle, so Tritthart, hätten sich mehr Vorlauf gewünscht. "Hätte die Anmietung der Tennishalle nicht geklappt, wie hätten wir all die Menschen untergebracht", lobte er die Hemhofener.