Thurnau — Eine Rekordbeteiligung wurde bei der Jubiläumsveranstaltung des Kleintierzuchtvereins Thurnau und Umgebung registriert: Zum 40. Hähne-Wettkrähen zählten die Verantwortlichen 58 Hähne im Groß- und Zwergenformat und über 70 Besucher. Die BR sprach am Rande des Wettbewerbs mit Vorsitzendem Helmut Ulbrich über den Erfolg.
Da kann der Verein schon stolz sein, oder?Helmut Ulbrich: Ja, die Rekorde freuen uns ganz besonders, denn es handelt sich ja auch um ein kleines Jubiläum. Das Hähnewettkrähen bildet schon immer einen Höhepunkt in unserem Jahresablauf. Wir haben diesmal sogar Gäste aus Neustadt an der Orla und Freiburg im Breisgau dabei. Die Wettbewerbsbedingungen sind seit dem ersten Krähen bis heute übrigens immer gleich geblieben: Es werden zwei Durchgänge von jeweils zehn Minuten durchgeführt.
Der Hahn, der dabei die meisten Rufe ertönen lässt, ist Sieger. Dazwischen wählen die Besucher den hässlichsten und den schönsten Hahn.
Dann wurde also im Jahr 1974 das erste Krähen durchgeführt?Das stimmt so nicht ganz. Das erste Wettkrähen fand 1975 statt. In den achtziger Jahren weilte das Bayerische Fernsehen in Thurnau und wollte für die Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel" unter anderem auch einen Bericht über unser damals anscheinend schon weit bekanntes Hähnewettkrähen drehen. So haben wir kurzerhand im "Haus der Jugend" eine Zusatzveranstaltung eingeschoben und in diesem Jahr dann zwei Krähen veranstaltet.
Wie kommt man denn darauf, so einen Wettkampf abzuhalten?Die Idee wurde, wie so Vieles, beim wöchentlichen Geflügelstammtisch in der Gastwirtschaft unseres unvergessenen Rudi Müller geboren.
Hermann Bayerlein hatte einen Bericht über eine ähnliche Veranstaltung in Baden-Württemberg gelesen und seinen Stammtischbrüdern darüber berichtet. Lothar Bär und unser damaliger Vorsitzender Klaus Gebhard griffen die Anregung begeistert auf und leierten sofort die Planungen an. So wurde dann an einem Sonntag im Sommer 1975 mitten auf der Wiese von Friedhelm Seidel Käfige aufgestellt und früh um 9 Uhr das erste Krähen gestartet. Einige Jahre konnten wir es dann dort in vereinsinterner, gemütlicher Runde durchführen. Heute stehen an dieser Stelle in der Hirtengasse schon lange Einfamilienhäuser.
Wie ging es dann weiter?Später sind wir in die Maschinenhalle von Christian Gebhard gewechselt. Hier konnten wir das Wettkrähen witterungsunabhängig und für die Allgemeinheit zugänglich in größerem Rahmen veranstalten.
Diesen doch beträchtlichen Aufwand konnten wir jedoch bald, auch aus Kostengründen, nicht mehr leisten. Seit 1986 wird es nun vereinsintern auf der "Kröglitzen", dem idyllischen Einzelgehöft unserer Mitglieder Erika und Berthold Popp, abgehalten. Ständig steigende Besucherzahlen zeigen uns, dass die damalige Entscheidung goldrichtig war.
Gibt es auch Besonderheiten und Anekdoten zu berichten?In den Anfangsjahren ist während des Wettbewerbs ein Hund durch die Besucher und die Käfigreihen gerannt. Statt Krährufen war nur ein minutenlanges aufgeregtes Gackern zu hören. Einmal kam die Frage auf, wo denn in der Kröglitzen die Sonne aufgehe. Kurzerhand beschloss man, dies abzuwarten. Leider war die Warterei umsonst, da wegen starker Bewölkung überhaupt keine Sonne zu sehen war.
Ein anderes Mal ist einem Teilnehmer sein Hahn beim Einsetzen in den Käfig ausgekommen und schnurstracks in den Gartenteich geflogen. Er konnte zwar noch rechtzeitig eingefangen werden, streckte sich beim laufenden Wettbewerb statt zu krähen jedoch lieber in die Sonne, um sein Gefieder trocknen zu lassen. Man könnte ein Buch darüber schreiben.
Noch eine Fachfrage: Wie bringt man einen Hahn zum Krähen?Der "Kikeriki-Schrei" des Hahnes dient zur akustischen Markierung seines Reviers - hauptsächlich morgens, gegen Mittag und gegen Abend. Beim Thurnauer Hähne-Wettkrähen ist jedoch jedes Jahr das gleiche Phänomen zu beobachten: Als ob sie ein Gespür dafür hätten, was von ihnen erwartet wird, beginnen die Tiere pünktlich zum Wertungsdurchgang mit ihrer Darbietung und legen sich so richtig ins Zeug. Man kann aber ausgesprochenes Pech haben.
Manche Züchter meinen, dem Krähen etwas nachhelfen zu können, und geben "Doping" in Form von Knoblauch, Honig oder Ingwer-Tee. Letztlich ist aber viel Glück dabei. Das Ganze ist mehr als eine riesige Gaudi zu sehen.
Die Fragen stellte Fritz Müller.