Die millionenschwere Sanierung des Gebäudes stand im Blickpunkt der Bürgerversammlung. Der Turngarten mit dem Ehrenmal sowie der Verkehr bewegen die Menschen in der Gemeinde am Main.
Als das größte Projekt seit 1972 bezeichnete Bürgermeister Stefan Paulus (CWG, SPD) die Sanierung der Dreiberg-Schule in Knetzgau bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend. 2017 könnten die Grund- und Mittelschüler in die "wohl modernste Schule Unterfrankens" einziehen. Vermutungen, hier würde unnötig viel Geld ausgegeben, hielt er verschiedene Fakten entgegen.
"Verschwendung findet hier nicht statt", erklärte er, viele Vorschriften müssten erfüllt werden, etwa durch zusätzliche Treppenauf- und -abgänge für den Brandschutz, aber auch für die Barrierefreiheit. "Jeder, der sich an den hohen Kosten stört, sollte sich lieber darüber freuen, dass er für die Überwindung von Barrieren nicht auf Hilfe angewiesen ist.
Hier geht es um die Sicherheit und um die Inklusion von behinderten Kindern, Eltern oder Lehrern. Auch diese sollen sich an der Schule wohlfühlen", erklärte der Bürgermeister. Im Mai folge die offizielle Einweihung, der Umzug solle vermutlich noch vor Beginn des Frühjahrs erfolgen. Damit würden Zeit- und Kostenrahmen optimal eingehalten.
Trotz der hohen Kosten für die Schule wurden weitere Projekte umgesetzt wie der umgestaltete Turngarten mit dem Mahnmal. Zur neuen Inschrift erklärte er, dass sich der Gemeinderat einstimmig für "Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft" ausgesprochen habe anstelle von "Unseren Helden". Vor allem ältere Bürger, die den Krieg noch erlebten, hätten ihm gegenüber bestätigt, dass das die bessere Wahl sei. Die ebenfalls in einem Leserbrief dieser Tage kritisierte Toilette, die in das Buswartehäuschen integriert wird, sei ausdrücklicher Wunsch vieler Bürger, vor allem der Vereine gewesen. Der Turngarten bietet laut Paulus jetzt die nötige Infrastruktur mit Strom- und Wasserleitung, um Feste "und hoffentlich bald auch wieder einen Weihnachtsmarkt" abhalten zu können.
Der Neugestaltung sei eine umfangreiche Bürgerbeteiligung vorausgegangen, viele Knetzgauer hätten sich beteiligt, die Lokalzeitungen und Gemeindenachrichten informierten über die Planungen, die auch im Rathaus zur Einsicht aushingen. "Wer sich hier beschwert, beweist, dass er in all den Jahren sein Recht, aber auch die Pflicht auf Mitwirkung nicht wahrgenommen hat", wies der Bürgermeister Einzelkritik zurück.
Weiterhin werde die Gemeinde in Erschließungen investieren, kündigte Paulus an, bei Baugebieten werde man aber zurückhaltender sein. Angesichts von 120 leer stehenden Baugrundstücken in Privatbesitz werde die Gemeinde künftig nur noch erschließen, wenn die Gemeinde komplett im Besitz der Fläche ist. Zudem müsse ein größeres Augenmerk auf die Vermarktung von Leerständen gelegt werden.
540 000 Euro habe die Gemeinde in die Erweiterung von Gewerbe- und Industrieflächen in der neuen Hans-Kötzner-Straße investiert. Neuansiedlungen hinter dem Edeka-Markt stünden kurz bevor.
Da die Gemeinde ein Grundstück an der Hauptstraße erwerben konnte, wird laut Paulus eine neue Zufahrt von der Biegerstraße zur Hauptstraße möglich. Sie werde die anderen Einmündungen in die Hauptstraße entlasten, weitere Parkplätze könnten entstehen und obendrein werde eine Alternative für Radler geboten.
Die Zukunft der Franz-Hofmann-Halle ist dem Bürgermeister zufolge weiterhin ungewiss. Eines machte er deutlich: Eine Sanierung sei ausgeschlossen, eine Halle könne nur neu gebaut werden. Allerdings gebe es keine Förderung für Mehrzweckhallen. Man habe zwar alle politischen Entscheidungsträger darauf hingewiesen, dass viele Gemeinden in den kommenden Jahren Probleme bekommen, ihre in den 80er Jahren errichteten Hallen zu sanieren, doch bisher sei nicht mit staatlicher Unterstützung zu rechnen.
Weil ein solcher Neubau acht bis neun Millionen Euro kosten würde, müsse er gut überlegt werden. Und er funktioniert nach Überzeugung von Stefan Paulus nur, wenn die Knetzgauer Vereine dabei mitziehen. "Wir bräuchten allerdings einen Paradigmenwechsel, eine völlige Neuausrichtung der Vereinsarbeit", erklärte er. Dieser sei aber nicht ausgeschlossen, denn viele Vereine würden angesichts des demografischen Wandels in einigen Jahren Probleme bekommen, ihre eigenen Häuser zu erhalten. Im Gemeinderat sei man sich fraktionsübergreifend einig, dass die Vereine eine Chance bekommen sollten, sich neu zu orientieren und eventuell ein solches Gemeinschaftsprojekt anzugehen. Wenn die Schulsanierung abgeschlossen ist, werde das das nächste Thema sein.
In der Diskussion wurde gefordert, die Parküberwachung noch stärker in der Industriestraße und Klingenstraße einzusetzen. Die Anwohner leiden unter dem hohen Aufkommen von wartenden Lastwagen. Fahrer würden sogar mit Urin gefüllte Flaschen auf Anliegergrundstücke werfen, beschwerte sich Eugen Märkel.
Die im Sommer beschlossene Parküberwachung sei überwiegend dort tätig, erklärte Bürgermeister Paulus. Außerdem habe auch die Firma Coca-Cola reagiert. Es entstünden zwölf weitere Lkw-Stellplätze auf Cola-Grund, und außerdem würden die Andockstellen, über die die Lkws be- und entladen werden, auf 30 verdoppelt und damit die Abfertigung beschleunigt - und auf dem Firmengelände werde eine Toilette für Fahrer errichtet. "Es war der Firma sehr unangenehm, welche Missstände hier entstanden, man hat auch schnell reagiert", erklärte Stefan Paulus, doch habe sie sich erst Mittel bei der Verwaltung in Barcelona genehmigen lassen müssen, erklärte er.
In der Westheimer Straße
Ein großes Problem ist für die Anlieger vor allem der Schwerlastverkehr und dessen Tempo in der Westheimer Straße. Dauernd würden Außenspiegel abgefahren, hieß es. Die Verursacher fahren weiter. Gleiche Klagen führten die Anlieger der Staatsstraße in Westheim und Oberschwappach. Paulus bedauerte, dass bislang alle Bemühungen bei den zuständigen Behörden gescheitert seien. Und: Kritik gab es ferner an der mangelnden Parkmoral während der Heimspiele des TSV Knetzgau.