Seit vielen Jahren stellen die Benefizkonzerte des Fördervereins des Lionsclub Lichtenfels mit dem Bamberger Streichquartett einen Höhepunkt des Musikgeschehens in der Korbstadt dar.
Auch diesmal begeisterten die vier Musiker, verstärkt durch die Hornistin Swantje Vesper, unter dem Motto "Von der Wiener Klassik zum Wiener Walzer" die zahlreichen Besucher im Festsaal des Stadtschlosses mit Werken von Beethoven und Mozart sowie Walzer- und Polkaklängen.
Das weit über Deutschland hinaus bekannte Bamberger Streichquartett spielte in der Besetzung Raul Teo Arias (1. Violine), Andreas Lucke (2. Violine), Branko Kabadaic (Viola) und Karlheinz Busch (Violoncello), der als Gründungsmitglied auch in bewährter Weise die Moderation übernahm.
Hochsprache und Dialekt
Busch meinte eingangs, dass man die Musik der Wiener Klassik als musikalische Hochsprache und die Wiener Walzerseligkeit als musikalischen Dialekt verstehen könne, die aber eines gemeinsam hätten, nämlich, dass jedes Stück einen Bezug zu Wien habe. Die Musikrichtung "Wiener Klassik" sei untrennbar mit den Komponisten Joseph Haydn (1732 - 1809), Ludwig van Beethoven (1770 - 1827) und Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) verbunden, die alle bekannte Streichquartette schufen.
Die Menschen berühren
Haydn sorgte für einen Aufschwung dieser Musikgattung und übergab gleichsam den Stab an Beethoven. Mit dem Streichquartett Nr. 4 interpretierten die Bamberger Musiker das 1801 veröffentlichte vierte von sechs Werken aus dem ersten Opus von Streichquartetten von Ludwig van Beethoven, der die Musik der Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung führte. Das Stück machte deutlich, das Beethoven eine andere Intention hatte als seine Zeitgenossen, die vornehmlich Unterhaltung auf höchstem Niveau anstrebten. "Beethoven will nicht unterhalten, er will die Menschen berühren mit seiner Musik und diese Philosophie setzt sich in seinem ganzen Werk bis zur 9. Sinfonie fort", stellte Karl-Heinz Busch anerkennend fest.
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb viele Instrumentalkonzerte meist für befreundete Musiker. So entstand das Konzert Nr. 2 für Horn und Streicher Es-Dur KV 417 für seinen Freund Joseph Leutgeb, der ein bekannter Waldhornist war. Aufgrund der damals noch fehlenden Ventile war das Instrument allerdings schwer zu beherrschen und die musikalischen Möglichkeiten waren ziemlich begrenzt. Da der Hornist den viel beschäftigten Mozart des Öfteren bedrängte, für ihn ein Stück zu komponieren, schrieb dieser in die Partitur des 2. Hornkonzertes den ironisch gemeinten Satz: "Wolfgang Amadé Mozart hat sich über den Leitgeb (gemeint ist Leutgeb), Esel, Ochs und Narr erbarmt", wie Karl-Heinz Busch humorvoll berichtete.
Nach der Pause erinnerten die Bamberger Musiker mit volkstümlichen Ländlern, schnellen Polkas und beschwingten Walzern an die Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Tanzmusik in Wien eine enorme Popularität genoss. Als Zugabe intonierte das Streichquartett mit dem "Radetzky-Marsch" das bekannteste Werk von Johann Strauß (Vater), bei dem die Besucher eifrig mitklatschten.