Kita-Kostenbausteine neu ordnen

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Die Kita-Besuche ihrer Kinder sollen die Eltern finanziell nicht belasten, fordern die Freien Wähler. Aber gegen die kostenlose Kita regen sich auch Einwände bei Politikern und Pädagogen. Foto: Monika Skolimowska, dpa
Die Kita-Besuche ihrer Kinder sollen die Eltern finanziell nicht belasten, fordern die Freien Wähler. Aber gegen die kostenlose Kita regen sich auch Einwände bei Politikern und Pädagogen. Foto: Monika Skolimowska, dpa

Die Kindertagesstätten im Freistaat sollen für Eltern kostenfrei sein, fordert der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber (FW). Der Landtagskandidat der Grünen, Emmerich Huber, und die Pädagogin Alexandra Mischner widersprechen.

Ekkehard Roepert Zwischen 75 und 100 Euro geben die Eltern im Landkreis Forchheim durchschnittlich für einen Kita-Platz aus; für einen Krippen-Platz sind es zwischen 250 und 300 Euro pro Monat. Diese finanzielle Last sollte den Eltern im Freistaat Bayern abgenommen werden, fordert der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber (FW) und verweist auf Berlin als Vorbild. Es gehe nicht um einen Rundum-Service, betont der Landtagsabgeordnete. Aber die Kernbuchungszeit (sechs Stunden) in den Kindertagesstätten müsse für die Eltern kostenfrei sein.

Bislang übernehmen Eltern, Kommunen und Freistaat jeweils ein Drittel der Kosten. Glauber ist sicher: "Der nächste bayerische Landtag wird umsetzen, was die Freien Wähler aktuell fordern". Das heißt: Der Staat würde dann zwei Drittel und die Kommunen ein Drittel der Betreuungskosten tragen. Würde das von Markus Söder versprochene Kindergeld (700 Millionen Euro) nicht ausgezahlt, wäre die Finanzierung der kostenfreien Kitas (450 Millionen Euro) kein Problem, sagt Glauber.

"Als Mutter finde ich das natürlich gut", sagt Alexandra Mischner: "Ein Staat müsste so etwas leisten, vor allem wenn der Staat will, dass die Kinderzahlen steigen." Doch Alexandra Mischner ist nicht nur Mutter, sondern auch Schulleiterin der Fachakademie für Sozialpädagogik in Höchstadt. Und aus Sicht einer Schulleiterin, die die Ausbildung junger Erzieherinnen und Erzieher zu verantworten hat, will sie der Idee nicht folgen. Denn der FW-Vorschlag sei nicht umzusetzen, ohne die Ausbildung zu verändern, sprich zu verkürzen, sagt Mischner.

Da durch die kostenlose Kita der Bedarf an Plätzen und Erzieherinnen steigen würde, schlägt Thorsten Glauber ein "duales System" vor. Das heißt, die Auszubildenden binden sich für einige Zeit an einen Träger; sie würden im Gegenzug schon während der Ausbildung gut bezahlt, hätten mehr Praxis und eine kürzere Ausbildungszeit.

Aktuell dauert die Ausbildung fünf Jahre. Zwei Jahre davon entfallen auf ein Praktikum mit monatlich 400 Euro Bezahlung, sagt Alexandra Mischner. Dann folgten zwei unbezahlte Studienjahre an der Fachakademie; und schließlich ein bezahltes "Anerkennungsjahr". An diesem fünfjährigen Turnus möchte Alexandra Mischner "nicht rütteln". Die Ausbildung sei qualitativ so anspruchsvoll, dass die Absolventen hinterher auch ein Medizinstudium anschließen könnten. Offenbar gebe es "Informationslücken", was die Ausbildung an der Fachakademie betreffe. "Beispielsweise fängt eine Erzieherin hinterher mit 3000 Euro brutto an, das ist kein schlechtes Gehalt", sagt Mischner.

Kostenlose Kita ja, aber nicht sofort. Das wiederum ist der Standpunkt des Forchheimer Landtagskandidaten der Grünen, Emmerich Huber: "Mein und unser Grünes Ziel ist ganz klar die kostenlose frühkindliche Bildung und Betreuung, also beitragsfreie Krippen, Kitas und Horte. Wir wollen aber zunächst den massiven Ausbau hinsichtlich Quantität und Qualität."

Kitakosten belasten Eltern

Insbesondere bei den Krippen komme "das Angebot der Nachfrage in Bayern und auch in Stadt und Landkreis Forchheim nicht nach", kritisiert Huber. Bei den Betreuern hänge Bayern hinter dem Bundesschnitt. "Das kostet Geld und dafür wollen wir ein Investitionsprogramm. Das heißt, wir wollen mit großem Druck die Verbesserungen und dann nach gesicherter Finanzierung die Beitragsfreiheit." Der Landtagskandidat der Grünen meint: Bei "seriöser Gegenfinanzierung" sollte zunächst nur das erste Kindergartenjahr frei sein.

Wolfgang Mehrer ist mit dem Thema "kostenfreie Kitas" als Ehrenamtlicher konfrontiert. Er arbeitet auf Kreisebene beim Kinderschutzbund mit, ist dort im Vorstand und als Schatzmeister aktiv. Gerade für Alleinerziehende seien die Kita-Kosten "oft ein enormer Einschnitt ins Einkommen", sagt Mehrer. "Wenn die Kitas gebührenfrei werden, ist ein Ansturm zu erwarten." Um die Nachfrage von Erzieherinnen zu decken, müsse die Ausbildung beschleunigt werden. Der Kinderschutzbund-Aktivist aus Ebermannstadt plädiert ebenfalls für ein "duales System" und eine verkürzte Ausbildung. Wolfgang Mehrer schlägt vor, von der Industrie zu lernen - und den Erzieherinnen in kürzerer Zeit mehr Lohn und mehr Praxis zukommen zu lassen.