Keine Sonne für die Altstadt

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Dienstleistung  Im Internet kann der Herzogenauracher Bürger erfahren, ob sein Haus für Solarflächen geeignet ist.

von unserem Redaktionsmitglied 
Michael Busch

Herzogenaurach — "Sehr gut geeignet", was will man mehr. Idealer Standort für eine Photovoltaik-Anlage! So oder ähnlich werden viele Herzogenauracher denken, die im Internet unter www.solarkataster-herzogenaurach.demal geschaut haben, was ihr Dach so hergibt.
Die Stadt bewirbt das neue Angebot mit dem Hinweis: "Die Sonne liefert tagtäglich ein Vielfaches des weltweiten Energiebedarfes. Dieses gewaltige Potenzial an klimafreundlicher erneuerbarer Energien gilt es, mit modernster Solartechnik zu nutzen." Lothar Maydt kann darüber nur schmunzeln. Denn ausgerechnet das Dach seines Geschäftshauses ist auf der einen Seite komplett rot eingefärbt. Und diese Farbe steht für "sehr gut geeignet".

Keine Genehmigung

Bürgermeister German Hacker hatte bei der Vorstellung des Internetangebotes gesagt, dass es "sich um eine charmante Variante handelt, den Bürgern erneuerbare Energien näher zu bringen." Er hatte weiterhin ausgeführt: "Informationen sind das A und O, denn sie seien oft der Schritt, der die Leute bewegt."
Eine wichtige Information fehlt aber im Text im Amtsblatt. Nicht jede gute Fläche heißt auch automatisch, dass dort die technischen Anlagen installiert werden können. Es gibt lediglich den Hinweis: "Das Solarkataster zeigt an, ob ein Gebäude unter Denkmalschutz steht und weist gegebenenfalls auf die notwendige Genehmigung durch die Untere Denkmalschutzbehörde hin." Es liest sich wie ein formaler Vorgang, der aber letztlich mit einer Genehmigung ende.
Dass dies nicht so ist, weiß Lothar Maydt. Denn der hätte gerne sein Wohnhaus, das steht hinter dem Geschäftsgebäude, mit den Solar-Panels bestückt. "Mir ist aber nur die rechte Seite erlaubt worden oder ein Streifen unterhalb des Dachfirstes." Im Übrigen laut Kataster-Darstellung eine Fläche, die ebenfalls rot gemarkert ist.
Die Idee der Bestückung war ganz im Sinne des Umweltschutzes. Maydt wollte damals den Strom erzeugen, um seine Ladenbeleuchtung damit weitgehend abzudecken. 14 Kilowattstunden wollte er erzeugen, mit 7,3 Kilowattstunden wurde er im engsten Sinne des Wortes "abgespeist". Die Fläche auf dem vorderen Haus, wäre ihm auch nie in den Sinn gekommen, da er weiß, dass es sich um ein denkmalgeschütztes Haus handele. Er musste aber erfahren, dass auch Häuser in unmittelbarer Umgebung zu denkmalgeschützten Häusern nicht einfach mit den Platten bestückt werden können.
Auf der Internetseite findet sich unter dem Begriff Denkmalschutz allerdings dann der richtige und wichtige Hinweis: "Bei Ihrem Haus handelt es sich um ein Einzeldenkmal, oder es liegt innerhalb eines Ensembles, oder es liegt im Geltungsbereich einer Gestaltungssatzung der Stadt Herzogenaurach? Ist dies der Fall, so bitten wir Sie um dringende Beachtung der Ausführungen zum Artikel 6 im Denkmalschutzgesetz." Da heißt es dann unter anderem: "Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen sind nur zulässig, wenn sie sich in der Dachfläche befinden und von den öffentlichen Verkehrsflächen nicht sichtbar sind."
Zwischen "sehr gut geeignet" und tatsächlich realisierbar gibt es eine (zum Teil unüberwindbare) Diskrepanz.