Johann Sebastian Bachs Musik im Dialog mit der Gegenwart

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von unserer Mitarbeiterin Christine Luche Neustadt — Moderne Bearbeitungen Bachscher Musik sind durchaus keine Seltenheit. Wer allerdings am Sonntagabend das Konzert für Trompete u...

von unserer Mitarbeiterin Christine Luche

Neustadt — Moderne Bearbeitungen Bachscher Musik sind durchaus keine Seltenheit. Wer allerdings am Sonntagabend das Konzert für Trompete und Orgel in der Stadtkirche St. Georg in Neustadt besuchte, wurde mit nicht alltäglichen, außergewöhnlichen Kompositionen überrascht.
Zum diesjährigen Herbstkonzert hatte der musikalische Hausherr, Kantor Markus Heunisch, den Trompeter Daniel Schmahl und Johannes Gebhardt an der Orgel (beide Leipzig) verpflichtet. Unter dem Titel "Chattin‘ with Bach" entstand im wahrsten Sinne des Wortes eine anspruchsvolle und dennoch kurzweilige Plauderei zwischen Johann Sebastian Bach und den musikalischen Empfindungen unserer Zeit.
Sehr wohltuend war die Tatsache, dass ein derartiges Konzert auch ohne "Ohrwürmer" begeistern kann. Jazzige Musik im Geiste von Bach hatte Johannes Gebhardt mit "Base of Bach" fantasievoll für Trompete und Orgel in Szene gesetzt und so machten die beiden Künstler mit der ersten Komposition gleich Lust auf mehr.

Verblüffend virtuos

Zunächst folgte eine traditionelle, sehr ruhige Interpretation des Chorals "Schmücke dich, oh liebe Seele" für Flügelhorn und Orgel. Auch hier beeindruckte Daniel Schmahl durch weiches, ansatzloses Spiel und gesangliche Linienführung, getragen von der schmeichelnden Umspielung der Orgel.
Drei kleine Charakterstücke "Waltz", "Meditation" und "Ostinato" über eben diesen Choral schlossen sich als zeitgenössische Antwort an. Auf frappierende Weise wusste der Organist seine farbenreiche Komposition mit französisch gefärbtem Touch durch geschickte Register- und Manualwechsel voll zur Wirkung zu bringen.
Gebhardt verblüffte mit virtuoser Manual- und Pedaltechnik, erzeugte in sich verschmelzende Klanggewebe in stimmungsvollen Varianten, wobei er selbst bei rasantem Laufwerk und akkordischen Einwürfen immer mit Leichtigkeit agierte. Eine sehr einfühlsame Interpretation im homogenen Miteinander erhielt "Jesu meine Freude" in der Bearbeitung für Trompete und Orgel.

Spektakulärer Abschluss

Dem schloss sich nahezu übergangslos Gebhardts "Jesus Groove" für Trompete und Orgel an. Faszinierende Farbwechsel, gedämpfte Trompetenpassagen, stimmig gesetzte Jazzrhythmen beeindruckten in hohem Maß. Brillant und mit Finesse präsentierte der Organist die "Dorische Toccata" mit stets durchscheinenden Sechszehntelläufen. Noch einmal bewies Gebhardt sein kompositorisches Talent. "Toccata in 7" für Trompete und Orgel setzte einen spektakulären Abschluss dieser sehr lebendig gestalteten Konzertstunde. Hier wurde auf meisterliche Art spielerisch musiziert. Man fühlte, wie der Organist noch einmal das Klangspektrum der Hofmann-Orgel bis zum Äußersten auskostete, schattierungsreich und effektvoll umrahmt von der stets bestens intonierenden Trompete.
Begeisterter Beifall belohnte die Künstler nach der temporeichen, euphorischen Schlusspassage. Das Duo bedankte sich mit einer beschwingten Komposition von Matthias Zeller, dem Präludium aus der Partita One, und der Meditation zu "Schmücke dich, oh liebe Seele".