Am Teich der Kläranlage wurden mehrere große Karpfen gefunden, die offenbar gerissen und nur zum Teil gefressen wurden. Bürgermeister Markus Mönch hält eine Rückkehr des Fischotters in die Region nicht für ausgeschlossen.
Der Karpfen ist kapital. Er füllt den schwarzen Plastikbehälter fast ganz aus, in dem ihn Lothar Mozzo aufgehoben hat. Auf sieben Kilo oder mehr schätzt der Leiter der Weidhäuser Kläranlage den Fisch. Aufgehoben hat er ihn, weil er keines natürlichen Todes starb. Ein Räuber hat ihn gefangen und angefressen. Der Verdacht fällt auf einen Otter.
"Ich habe so etwas in den vergangenen 20 Jahren noch nicht erlebt", sagt Mozzo. Daher hat er sofort Bürgermeister Markus Mönch (parteilos) über den Fund informiert, der kein Einzelfund ist. Rund um den Klärteich fielen Mozzo am Donnerstag tote Karpfen auf. Alle liegen nah am Wasser. Alle wurden vom Kopf her angefressen.
"Es passt alles ganz genau zu einem Otter", sagt Markus Mönch, der im Internet recherchiert hat.
Dabei stieß er auf einen Artikel von Wolfgang Hauer in der Zeitschrift "Fisch & Wasser". Markus Mönch hat eine Textpassage markiert: "Das Phänomen, die Beute nur anzufressen, ist bereits seit Jahrzehnten von Karpfenteichen bekannt. Dort töten Fischotter mehrere Kilo schwere Karpfen in Serie, fressen nur die Eingeweide heraus und holen sich dann den nächsten." Wenn es reichlich Fische gibt, die leicht zu erbeuten sind, werde der Otter offenbar rasch zum Feinschmecker, vermutet Hauer.
Frische Funde
Die Karpfen, die Lothar Mozzo vor allem auf in den Klärteich ragenden Halbinseln gefunden hat, sind alle noch recht frisch. Aber Spuren, die den Otter verraten könnten, hat der Regen der vergangenen Nacht weggewaschen. Allerdings fällt eine Stelle auf, wo der stabile Metallzaun der Kläranlage nicht ganz bis zum Boden reicht.
Dort hat sich offenbar ein Tier einen bequemeren Durchgang gebuddelt - direkt vom Ufer des Biberbaches aus, der an dieser Seite der Kläranlage vorüber fließt. Der schlanke, bis zu 130 Zentimeter lange Otter könnte hindurchpassen.
So frisch die gerade gefundenen Karpfen sind, sind es wohl doch nicht die ersten, die einem Eindringling zur Beute wurden. Bei genauerer Suche finden sich am Ufer auch die Skelette weiterer Fische. Sie sind zwar gründlich abgenagt, scheinen aber auch noch nicht sehr lange dort zu liegen.
So viel nach den Funden für den Besuch eines Otters spricht, so gern hätten Bürgermeister und Kläranlagenleiter einen echten Beweis für die Ankunft des Otters im Landkreis. Der Marderartige gilt nämlich, anders als der Biber, noch nicht als Rückkehrer ins Coburger Land. Lothar Mozzo befestigte also einen der Karpfen mit einem Eisenstab.
In Sichtweite wurde eine Wildkamera angebracht, die per Bewegungsmelder aktiviert wird.
Suche nach Beweisen
Der Otter frisst zwar lieber frischen Fisch und wird daher den angefressenen Karpfen wohl nicht weiter verspeisen. Aber der Platz ist vielversprechend, weil dort bereits Beute gefunden wurde. Sehen Mönch und Mozzo den Verlust der Karpfen eher entspannt - sie wurden nicht eingesetzt - so dürften Fischzüchter und Hobbyangler nicht begeistert von einer möglichen Rückkehr des Otters sein. Ein Kilo Fisch pro Tag ist nämlich nötig, um den Appetit des eleganten Jägers zu stillen.
Doch noch fehlt der endgültige Beweis. Markus Mönch kann sich aber kaum ein Tier vorstellen, das Karpfen dieser Größe erbeutet und aus dem Wasser zieht. Dazu das als typisch beschriebene Verhalten, mehrere Fische zu fangen und die Beute nur anzufressen. Das alles spricht nach seiner Einschätzung schon sehr dafür, dass ein Otter im Klärteich von Weidhausen Beute gemacht hat. "Jetzt wird garantiert bald mein Handy klingeln, wenn die Nachricht raus ist, und die Suche nach Beweisen los gehen", meint der Bürgermeister.