Der "Käfer", der früher für rechts vor links stand, den gibt es so nicht mehr. Mit Videosequenzen wird nun gearbeitet. Die Fragen sind nicht geheim, können von den Schülern angesehen und geübt werden. Eine Sequenz wird abgespielt. Diese kann der Schüler vier oder fünf Mal anschauen und klickt dann weiter, um die Frage zu beantworten. Zurück zum Bildausschnitt kann der Schüler nicht. "Er muss die Situation erfasst haben. Die Fragen sollen verstanden werden, nicht auswendig gelernt sein", erklärt Adelfinger, warum die theoretische Prüfung praxisnäher ist.
Durchfallquote
Genau hier sieht Josef Metzner eine Erklärung für die höhere Durchfallquote. "Man sieht nicht mit dem Auge, sondern mit dem Hirn", lautet sein Grundsatz dazu. Denn auch in der Praxis zeige sich, ob ein Schüler verstanden habe, worum es eigentlich geht. Nur: Manche Schüler wachsen erst mit 17 in das System Verkehr hinein, etliche Schüler sind nicht mehr so belastbar.
Und dann sind da die vielen anderen Schüler, die bemüht sind, alles sehr gut zu machen und so zu fahren, wie es der Fahrlehrer wünscht. Dazu gehöre beispielsweise beim Wechsel über zwei Fahrstreifen von rechts nach links nicht nur der Blick in den Rückspiegel, sondern das Umdrehen. "Es ist schon vorgekommen, dass sich der Schüler umdreht und den Fahrradfahrer trotzdem übersieht", erklärt Metzner, der das den "Fahrlehrerbefriedigungsblick" nennt. Fragt er nach, warum sich der Schüler umgedreht hat, folgt ein Achselzucken oder die Antwort, weil es der Fahrlehrer so gesagt habe.
Toter Winkel
Erst wenn der Schüler weiß, dass er nach Radfahrern oder Fußgängern schauen muss, die er im Spiegel aufgrund des toten Winkels übersehen könnte, hat der Schüler verstanden und kann richtig "sehen".
Das Ergebnis der theoretischen Prüfung spiegle andererseits auch das Lernverhalten wider. "In der Schule fangen die Schüler drei Tage vor der Schulaufgabe mit dem Lernen an", erklärt Metzner. In der Führerscheinprüfung funktioniere es nicht, mal gerade so durchzukommen.
"Wenn ich etwas lerne, darf ich es nicht mehr vergessen. Das richtige Autofahren fängt erst nach der Prüfung an", betont der stellvertretende Regionalverbandsvorsitzende der Fahrschulen. Ein Schüler, der schwach in der Theorie ist, habe auch in der Praxis Schwierigkeiten, weil er eine halbe Stunde nachdenken müsste, um sich richtig zu verhalten. Die Zeit hat er aber nicht, wenn er an eine Kreuzung fährt.
Schlechte Gewohnheiten
Und dann sind da noch die schlechten Gewohnheiten, die man sich durch falsches Fahren als Radfahrer im Straßenverkehr antrainiert hat. Das kann man in fünf Monaten nicht ändern. Josef Metzner will jedoch nicht ausschließlich auf die Schüler zeigen, sondern muss den mahnenden Zeigefinger zum Teil auch in Richtung Fahrschulen erheben. "Die Fahrschulen dürfen Prüflinge erst vorstellen, wenn sie sicher sagen, der Schüler besteht die Prüfung", ärgert sich Metzner über so manches Fehlverhalten der Fahrschulen ganz regional betrachtet. Oder es gibt Fahrschulen, die ihre Schüler ohne Betreuung in Simulatoren setzen, um angeblich das Fahren zu lernen. "Das ist nicht für die Erstausbildung geeignet", kritisiert Metzner.
Letztendlich bleibt trotz vieler Erklärungen ein Fragezeichen hinter dem Prüfungsergebnis. "Komischerweise machen die Schüler auch dabei Fehler, was man intensiv übt", sagt Metzner.