Klaus-Dieter Stolper Die witzige Pointe zu Beginn: Durch ein Versehen wandelt sich der „Madrigal“-Chor nach seiner Gründung zum „Marginal“-Chor … und...
Klaus-Dieter Stolper
Die witzige Pointe zu Beginn: Durch ein Versehen wandelt sich der „Madrigal“-Chor nach seiner Gründung zum „Marginal“-Chor … und bleibt dabei!
Im Höchstadter Konzert freilich geschieht ein „Retro“ – zumindest was die Programmliste angeht: Madrigalsätze der englischen Ensemble-Kunst des 16. und frühen 17. Jahrhunderts (Tallis, Dowland, Bennet, Campion) dominieren und werden von einem respektablen Publikum überaus herzlich aufgenommen.
Zarte Miniaturen
Madrigale sind inhaltlich zarte, innige Miniaturen; sie wollen keine Klangmassen; sie brauchen sensible Ausdeutung der Texte, eine fein geführte Lautstärkedosierung, perfekte Intonation und Balance der Stimmen, eine behutsame Zeichnung der melodischen Linien. Dies auch, wenn Nachahmer späterer Epochen (im Konzert : Brahms , Reger. Mendelssohn, Clements, Gies) nach neuer Klanglichkeit streben.
Der Marginalchor erfüllt fast all diese Ansprüche weit über das gängige Chorniveau hinaus: Sicher auch das Verdienst des Chorleiters Jörg Neubauer. „Sein“ Chorklang ist angenehm aus dem Piano entwickelt; mit kleinster, gleichwohl suggestiver Gestik lenkt er seine Truppe. Gelegentlich greift er zur Gitarre, überträgt damit dezent und stilsicher die ursprüngliche Lautenbegleitung.