Hochzeit! Nach mir die Sintflut...

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Firlefanz als Hinterlassenschaft einer Hochzeit: Das Zeug ist nur schwer zusammenzukehren. Vorausgesetzt, es findet sich überhaupt jemand, der es zusammenkehrt. Von der Hochzeitsgesellschaft jedenfalls ist meist keiner mehr greifbar. Es bleibt ein "Spaß" für die Anwohner. Foto: Michael Erhart
Firlefanz als Hinterlassenschaft einer Hochzeit: Das Zeug ist nur schwer zusammenzukehren. Vorausgesetzt, es findet sich überhaupt jemand, der es zusammenkehrt. Von der Hochzeitsgesellschaft jedenfalls ist meist keiner mehr greifbar. Es bleibt ein "Spaß" für die Anwohner. Foto: Michael Erhart

Rote Plastikherzchen, Silberfolie im Feinschnitt, bei der Hochzeit werden Dekoartikel in die Luft geworfen, doch wer räumt's weg? Pfarrer Michael Erhart hat sich auf Facebook Luft gemacht. Und ein Verbot ausgesprochen.

Brigitte Krause

Stadtpfarrer Michael Erhart ist im Grunde eine Seele von Mensch und lässt seine Schäfchen machen. Jetzt aber hat er lange genug zugeschaut. Vor einigen Wochen probierte es Mesnerin Brigitte Hamm schon einmal im Guten: Rote kleine Plastikherzchen am Käppele wirbelten bei einer Hochzeit durch die Luft und fielen zu Boden - wobei sie sich allerdings rundum, auch ins Gebüsch verteilten. Wie kriegt man den Plastikmüll da wieder raus, fragte sich nicht nur Brigitte Hamm.


Und wer räumt dann auf?

Der Appell fruchtete offenbar nicht wirklich. Jetzt sprach der Pfarrer ein Verbot von Konfettikanonen aus. Und ärgerte sich prompt über eine ähnlich Aktion unten vor dem Zeiler Rathaus: Über Facebook postete er ein Bild am Samstag und prangerte das "Umweltbewusstsein 2018" an: "Jeder will eine saubere Umwelt und schimpft über Dreckspatzen. Aber bei Hochzeiten scheint dieses Thema VÖLLIG ausgeblendet zu sein", schreibt der Stadtpfarrer. "Anders kann ich mir nicht erklären, warum es immer häufiger vorkommt, dass sog. Konfettikanonen zum Einsatz kommen, die 1000 Schnipsel aus Papier oder noch besser aus Fein-Alu in die Welt verteilen. Ein Sekundeneffekt, für den sich die Anwohner danach wochenlang bedanken... Denn aufräumen tut man das ja danach nicht. Warum auch? Nach mir die Sintflut. Nicht umsonst habe ich ein Verbot von Konfettikanonen am Käppele ausgesprochen. Ich finde es schade, etwas verbieten zu müssen, weil ich immer der Meinung bin, der gesunde Menschenverstand weiß, was richtig ist, aber dem ist leider nicht immer so. Und dass man dann das corpus delicti noch entspannt ans Rathaus lehnt, wie im Bild zu sehen, ist für mich der Gipfel der Ignoranz. Wer räumt's auf?"
Da kann man nur sagen: Recht hat er, der Pfarrer. Viele Facebook-User geben ihm auch Recht. Eine Frau erinnert sich: "Früher wurde Kleingeld ausgeworfen und wir, damals Kinder, haben uns gefreut. Das war viel schöner als der Dreck, der keinen interessiert. Die Stadt wird's schon richten!"
Eine andere Zeilerin ärgert sich: "Der ganze Marktplatz ist voll ... immer noch findet man rote Silberherzen. Jetzt ist der Marktplatz voller Papier Schmetterlinge."
Und einen Vorschlag zur Lösung gibt es auch von dritter Seite: "Bei uns auf dem Dorf saugt man dann 45 min mit dem Industriestaubsauger, dann ist der Dreck wieder weg. Weil kehren lässt sich das auch nicht. Warum das aus Kunststoff sein muss, entzieht sich auch meiner Kenntnis. Wie wäre es mit gehäckseltem Stroh, würde dann wenigstens nicht die Umwelt belasten und wär auch schön golden...."
Im Übrigen: Wer sich jetzt fragt, warum man vom guten alten Reis abgekommen ist? Auch das ist nicht ohne: Reis wird bei Regen zu einer echten Gefahrenquelle, hat Zeiler-Käppele-Mesnerin Brigitte Hamm festgestellt. Die Körner quellen auf und es wird glatt. Zu bedenken ist, dass Reis unter dem Strich ein Lebensmittel ist. Wenn man in Maßen damit umgeht, mag es ja noch angehen, aber in der Vergangenheit ist es öfters vorgekommen, dass Brigitte Hamm einige Schaufeln davon am Abend zusammenkehren musste. Muss ja auch nicht sein...