"Es wird meine letzte Ausstellung sein", sagt der 94-jährige Meisterfotograf Hellmut Baensch über die Veranstaltung im Röttenbacher Rathaus. Er, der vielfach international ausgezeichnete Bildschöpfer,...
"Es wird meine letzte Ausstellung sein", sagt der 94-jährige Meisterfotograf Hellmut Baensch über die Veranstaltung im Röttenbacher Rathaus. Er, der vielfach international ausgezeichnete Bildschöpfer, freut sich sehr, dass er in Michael Richter einen Partner gefunden hat, der zur Welt der Fotografie ganz anders gekommen ist. Und mit seinen Porträts von Menschen aus den entlegensten Ecken der Welt eine weitere Facette zeigt, was fotografieren heißen kann.
Die Lebenswerkschau für Hellmut Baensch umfasst mehr als 60 Jahre. Am meisten fasziniert ist der Mitaussteller, ein emeritierter Professor für physische Geographie, von den Meisterstücken aus Baenschs beruflicher Tätigkeit, der mühevollen und zeitraubenden Arbeit eines Positivretoucheurs, eines inzwischen ausgestorbenen Berufs. Erst im Ruhestand hat Baensch die Muße, sich alten fotografischen Verfahren zuzuwenden. Auch hierzu sind Beispiele zu sehen, vor allem Vergleichsbeispiele, wie das Ergebnis aussieht, macht man von einem Negativ einen herkömmlichen Schwarzweiß-Abzug oder arbeitet mit Barytpapier. Am erstaunlichsten, vor allem für den jüngeren Betrachter, ist wahrscheinlich, dass sich Baensch in den letzten Jahren zum einen der Bildschöpfung mit moderner Technik zugewandt hat, auf der anderen Seite zur Camera obscura als Bildgeber greift.
"Gesichter sind viel aussagekräftiger als Berge", sagt Richter über seine Fotos aus Zentralasien. Und das, obwohl sein Fachgebiet die Hochgebirge dieser Erde sind. "Er ist der Profi, ich bin ein Abenteurer", will er den Unterschied zwischen den beiden Ausstellern verdeutlichen, bekommt von Baensch aber einen Konter: "Wenn ich jünger wäre, würde ich mitreisen." 50 Mal, so schätzt Richter, hat er privat und beruflich Südamerika bereist. Doch nun gilt seine Liebe Zentralasien. Mit allen Transportmitteln, sogar zu Fuß und mit dem Fahrrad, hat er uns so wenig vertraute Länder wie Kirgistan, Usbekistan oder die westchinesiche Provinz Sinkiang bereist und seine Eindrücke in Bildern festgehalten. Er hat bewusst die Aufnahmen von Menschen ausgewählt, zum Beispiel, weil ihm deren Wertschätzung für alte Menschen sympathisch ist. Und weil Gesichter mehr übermitteln als alles andere, wenn man versucht, die Fremde zu erklären. Die Ausstellung läuft bis Mitte Mai während der Geschäftstunden des Rathauses.
Pauline Lindner