Die Leiterin des "Hauses für Kinder St. Michael", Helga Fiedler, arbeitet seit mehr als 40 Jahren im Beruf. Schon zu DDR-Zeiten war sie in der Kinderbetreuung tätig.
Veronika Schadeck Ludwigsstadt — Wenn am Samstag das "Haus der Kinder St. Michael" eingeweiht wird, dann ist es auch für die Leiterin Helga Fiedler ein besonderer Tag. Denn mit der Generalsanierung mit Erweiterung um eine zusätzliche Krippengruppe wurden baulich alle Anforderungen geschaffen, die heutzutage an die Kinderbetreuung gestellt werden.
Während die Kindergartenleiterin Helga Fiedler durch die neu gestalteten Räume führt, merkt man, für sie ist ihre Arbeit auch nach über 40 Jahren mehr als ein Job. Die Aufgaben seien komplexer geworden, erklärt sie. Wie auch in anderen Arbeitsbereichen sind die sicherheitstechnischen und sonstigen Anforderungen gestiegen und mit großem Verwaltungsaufwand verbunden.
Seit dem Jahre 1975 arbeitet die aus Lichtentanne/Thüringen stammende 62-Jährige im Kindergarten. Ihre berufliche Laufbahn startete sie in Greiz/Thüringen. Nach der Wende kam sie nach Steinbach am Wald. In den Jahren zwischen 1996 und 2002 war sie in ihrer neuen Heimatgemeinde im Kindergarten St. Heinrich beschäftigt. Seit 16 Jahren leitet sie nun den evangelischen Kindergarten, das Haus für Kinder St. Michael in Ludwigsstadt.
Vieles hat sich seitdem geändert. Zu DDR-Zeiten war der Erzieherberuf ein politischer Beruf. Alles war auf die Erziehung zu einem wertvollen Mitglied in der sozialistischen Gemeinschaft ausgerichtet. Die kapitalistische Welt wurde als imperialistischer Feind gesehen. Das hatte Einfluss auf die Bildungsarbeit. So war es nicht denkbar, etwa christliche Weihnachtslieder zu singen. Aber auch in diesem System haben sich viele Erzieherinnen mit großer Liebe und Herzblut ihrem Beruf gewidmet.
Vieles hat sich geändert
Als sie schließlich im Steinbacher Kindergarten ihre Arbeit aufnahm, waren Kinderkrippen und Randzeitenbetreuung in Bayern noch kein Thema. Die Einrichtung hatte von 8 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Mittlerweile hat sich vieles geändert. Das Singen, Spielen, das Zusammensein mit den Kindern, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten, hat sich verändert. Früher standen die "Defizite" der Kinder viel mehr im Fokus und man arbeitete daran, diese zu beseitigen.
Die Nachfrage nach Krippenplätzen sei enorm gestiegen, so Fiedler. Im Jahre 2007 waren sieben Anfragen vorhanden. Heute steigen die Mütter/Väter früher wieder in ihren Beruf ein. Davon profitieren Kinder und Eltern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine große Herausforderung, nicht nur für die Einrichtungen, sondern auch für die Firmen, wenn es um familienfreundliche Arbeitszeiten gehe. Hier gebe es noch Luft nach oben. Helga Fiedler wünscht sich mehr Zeit für die einzelnen Kinder. Sie als Leiterin, so erklärt sie, habe mehr organisatorische und Verwaltungsaufgaben zu erledigen. Dazu zählen Führungsaufgaben, die konzeptionelle Entwicklung, Öffentlichkeitsarbeit und vieles andere mehr. Für die Arbeit mit den Kindern bleibt da eher weniger Raum. Deshalb sollte ihre Stelle nicht zum Personalschlüssel gezählt werden, meint sie. Die versprochenen Gelder aus dem Gute-Kita-Gesetz müssten zügiger und mehr in die Qualität der Betreuung fließen, also in fachlich gut ausgebildete Mitarbeiterinnen.
Die Steinbacherin spricht weiter von "Herausforderungen im positiven Sinn!" Die Kinder, so meint sie, kämen mit vielen Gaben auf die Welt und wollen lernen, die Welt verstehen und selbst wirksam tätig sein. "Wenn wir ihren Bedürfnissen, nicht zu verwechseln mit Wünschen, gerecht werden, entwickeln sie viele Kräfte, Zuversicht und Mut, ihr Leben selbstständiger und bewusster zu gestalten."