Jürgen Gschossmann, der ärztliche Direktor am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz, klärt über das Organspenden auf, weil bei diesem Thema die Unsicherheit der Menschen groß sei.
Forchheim — Ein Verkehrsunfall oder eine schwere Krankheit: Der Patient ist an den lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen, seine Körperfunktionen werden damit noch aufrecht erhalten. Der behandelnde Arzt kann jedoch nur noch den Hirntod feststellen. Manchmal wie in solchen Situationen hat der Arzt nicht nur die schwere Aufgabe, die Verwandten über den Hirntod zu informieren, sondern muss auch fragen, ob der Patient seine Organe spenden möchte. Nämlich dann, wenn kein Spenderausweis vorhanden ist oder auf keiner Vollmacht auf eine Bereitschaft zum Organspenden hingewiesen wird. Doch was gilt das Wort eines Angehörigen am Telefon? Werden bei einer Ablehnung trotzdem Organe entnommen?
"Ein Nein bleibt ein Nein", beteuert Professor Jürgen Gschossmann, Chefarzt für Innere Medizin und ärztlicher Direktor am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. Die wenigsten Menschen sind darauf vorbereitet. Genau deshalb befürwortet Gschossmann die doppelte Widerspruchslösung für die Organspende. "Damit wird keiner zur Organspende gezwungen, doch jeder Bürger muss sich auf diese Weise aktiv mit dieser Frage auseinandersetzen. Die Leute beschäftigen sich zu wenig damit", erklärt der ärztliche Direktor.
Es muss schnell gehen
Er selbst ist Organspender, trägt den Ausweis bei sich. Denn wenn bei einem potenziellen Organspender von zwei unabhängigen und externen Spezialisten der Hirntod festgestellt wird, muss es schnell gehen. Der Tote bleibt an den Maschinen angeschlossen. "Wenn ein Mensch seit fünf Tagen tot ist, kann man kein Organ mehr entnehmen. Die Organe müssen funktionieren", erklärt Gschossmann.
Für eine Organspende kommen das Herz, die Lunge, die Leber, beide Nieren, der Dünndarm und auch die Bauchspeicheldrüse in Frage. Die entnommenen Organe werden kühl aufbewahrt. Der Transport in eine Transplantationsklinik muss schnell erfolgen. Hier zählt jede Stunde. So kann für den Organtransport ein Auto ebenso eingesetzt werden wie ein Helikopter. "Für länderübergreifende Organtransporte werden selbstverständlich auch Flugzeuge eingesetzt", schildert Jürgen Gschossmann mögliche Vorgehensweisen.
Doch wo ein Organ benötigt wird, entscheiden nicht die Kliniken, sondern das wird europaweit gemanagt. Ist ein hirntoter Mensch potenzieller Spender, wird die Deutsche Stiftung Organtransplantation kontaktiert. Die Experten dort leiten dann alles weitere ein, nehmen mit Europlant mit Sitz in Holland Kontakt auf. "Sie organisieren für alle europäischen Mitgliedsländer die Organspende", erklärt Gschossmann und betont: "Das geht nach strikten Kriterien wie Dringlichkeit und Organverträglichkeit. Es wird alles getan, dass Mauschelei nicht möglich ist."
Strafbare Handlung
Dass es trotzdem vorgekommen war, wie der Organspende Skandal zeigte, verurteilt der Forchheimer leitende Arzt, bittet dies aber nicht als Grund für die Weigerung zur Organspende zu nehmen:"Es wurde eine strafbare Handlung durchgeführt. Es waren einige wenige, die Patienten in der Dringlichkeit hochstuften. Es wäre schade, wenn deshalb keine Organe mehr gespendet würden, denn damit werden nicht die Straftäter, sondern die Patienten bestraft, die oft jahrelang auf ein neues Organ warten."
Jedes Jahr sterben Menschen, die auf der Warteliste stehen. Menschen vom Kindesalter an bis zum Seniorenalter warten auf das lebensrettende Organ. Am häufigsten Nieren und die Leber. Selbstverständlich bestehe auch bei geglückter Transplantation die Gefahr, dass das fremde Organ abgestoßen würde.