Geschäfte, die nicht der täglichen Versorgung dienen, dürfen öffnen. Alle anderen haben geschlossen. Doch auch da, wo geöffnet ist, greifen die Händler zu besonderen Maßnahmen, um sich und Kunden vor Infektionen zu schützen.
"Diskretion ! Bitte Abstand halten!" Solche Schilder hängen in der Coburger Hauptpost schon seit langem. Es gibt nur eine Warteschlange für alle Schalter. "Bitte halten Sie zwei Meter Abstand", bittet nun ein handgeschriebenes Schild. Es scheint zu funktionieren. Eine Frau im roten Mantel mit Paket unterm Arm hebt zustimmend den Daumen.
Uwe Rückert setzt in seinem "Weltbasar" im Steinweg nicht nur auf Abstand, sondern auf Vereinzelung. Nur jeweils ein Kunde darf die Lebensmittelabteilung betreten. "Keine Museumsbesuche", steht auf einem Zettel an der Tür. "Am Montag waren zwei Frauen mit fünf Kindern da, nur zum Gucken", erzählt er. Rückert verkauft neben Lebensmitteln und Spirituosen auch Volkskunst und Mineralien. Normalerweise widerspricht er nicht, wenn jemand sein Geschäft als "Sehenswürdigkeit" bezeichnet. Aber nun darf er weder Steine noch Schmuck noch Luxusartikel verkaufen, also sollte dieser Teil des Ladens auch menschenleer bleiben. Dass nur noch Lebensmittel verkauft werden dürfen, hatte sich aber am Mittwoch noch nicht herumgesprochen. "Vorhin war eine Frau da und hat gefragt, warum alle Geschäfte zu sind", sagt Rückert kopfschüttelnd. Auch er überlegt schon, ob er nicht ganz schließt: "Wenn das Geschäft so läuft wie am Dienstag, mache ich zu."
Versenden und hoffen
Schließen musste per Erlass Martin Vögele: Seine Frau Martina Riegert und er betreiben die Buchhandlung Riemann. Der Laden ist zu, aber das Geschäft läuft - wenigstens ein bisschen: Viele Kunden bestellen telefonisch oder per Mail, wenn sie nicht den Online-Shop auf der Riemann-Homepage nutzen. "Das kompensiert bei weitem nicht, was im Laden wegfällt, aber es freut uns, dass die Coburger uns auf dem Schirm haben", sagt Martin Vögele, der am Donnerstag mehrere Stapel Büche versandfertig machen musste. Was im Laden vorrätig ist, wird von dort aus verschickt. Die übrigen Bestellungen gibt Rieger an seinen Großhändler weiter, der die Bücher dann versendet. "Wenn wir am 31. März wieder öffnen dürfen, dann glaube ich, dass wir mit einem blauen Auge durchkommen. Wenn die Schließung aber bis 19. April ginge, wird es existenzbedrohend", sagt der Buchhändler. "Dann existiert eine Buchhandlung, die es in Coburg seit 1806 gibt, womöglich in sechs Wochen nicht mehr." Rieger hofft nun, dass die Maßnahmen greifen, dass alle ihre sozialen Kontakte einschränken, damit diese Ausnahme-Phase kurz bleibt. Und in dieser Zeit, so sein Appell, sollten Kunden ihre Käufe verschieben oder prüfen, ob der lokale Händler das Gewünschte nicht liefern kann.
Apotheken, Optiker, Friseure dürfen offen halten. Aber auch da gelten Vorsichtsmaßnahmen: In der Mohrenapotheke ist Trassierband vor die Theke gespannt, Markierungen am Boden zeigen, wie weit die Kunden voneinander Abstand halten sollen. Das diene dem Schutz der Kunden - und ihrer Mitarbeiter, sagt Apothekerin Brigitte Raetsch. "Wir sollen ja immer da sein!" Wegen der Distanz zwischen Apothekenmitarbeitern und Kunden werden Rezepte, Medikamente und Geld in kleinen Plastikkörbchen hin und her gereicht.
Desinfektionsmittel sind ausverkauft, darüber informiert schon ein Aushang an der Tür. Auch einige Medikamente sind nicht sofort verfügbar. Aber die Apotheke kann noch öffnen. "Mir tut der Einzelhandel leid", sagt Brigitte Raetsch. Ihre Hauptsorge ist, dass ihre Mitarbeiter durchhalten.