Antonia Stemmer hat im Theater Schloss Maßbach eine Ausbildung zur Maßschneiderin absolviert, die sie als Innungsbeste abschloss. Die Schneiderwerkstatt des Hauses bot ihr ein vielseitiges Arbeiten.
"Ich komme aus einer sehr kreativen Familie. Mein Vater und ich haben aus alten Jeans Taschen zusammengetackert," erzählt Antonia Stemmer. Das Entwerfen von Kleidungsstücken, der Umgang mit Stoffen und das Nähen machen ihr viel Spaß. Deswegen bekam sie vor Jahren zu Weihnachten eine gebrauchte Nähmaschine geschenkt und eine Bekannte brachte ihr bei, wie man damit umgeht. Sie ging ihren Weg weiter, und seit kurzer Zeit ist sie Maßschneiderin, Fachrichtung Damen. Die 21-Jährige konnte ihre Ausbildung als Innungsbeste mit einer praktischen Note von 1,18 abschließen.
Antonia Stemmer, die aus Hammelburg stammt, absolvierte ihre Lehre in der Schneiderwerkstatt der unterfränkischen Landesbühne Theater Schloss
Maßbach. Um genau zu wissen, ob sie hier richtig ist, hatte sie zuvor ein dreimonatiges Praktikum absolviert und sich ein Bild gemacht, wie es hinter den Kulissen des Theaters zugeht. Und es gefiel ihr hier sehr gut. Deswegen begann sie am 1. Januar 2016 ihre Lehre, die zweieinhalb Jahre dauerte.
Da sie das Abitur hat, wurde ihre Lehrzeit um ein halbes Jahr verkürzt. "Die Ausbildung richtete sich natürlich nach den offiziellen Lehrplänen", betont Jutta Reinhard, die Leiterin der Schneiderwerkstatt des Theaters.
Vielseitige Ausbildung
Dazu gehörte auch der Berufsschul-Unterricht am Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel in Schweinfurt. "Die Ausbildung ist viel komplexer als die industrielle Schneiderei", sagt Theater-Chefin Anne Maar.
Die Maßschneider müssen nicht nur entwerfen, zuschneiden und nähen können, sie müssen auch Knopflöcher mit Hand nähen und Knöpfe annähen, um einige wenige Beispiele zu nennen. "Das wird kaum noch ausgebildet, im Theater wird das gebraucht", weiß Anne Maar. Soweit es die Berufsschule und die Ausbildung erlaubten, hat Antonia Stemmer auch bei der Ausstattung von Theaterstücken mitgearbeitet, so Anne Maar.
Gegen Schluss der Lehrzeit galt es dann, ein Gesellenstück zu fertigen. Antonia Stemmer entschied sich für ein sehr elegantes Kleid mit Perlstickerei und eine dazu passende asymmetrische Tailleurjacke. Vorarbeiten durfte sie in Maßbach erledigen, nähen musste sie alles innerhalb von 40 Stunden in der Berufsschule.
Bei der gemeinsamen Freisprechungsfeier für die Schneider-Innungen Unter- und Mittelfranken in Erlangen stellte sie ihre Kreation vor. Die Lehrzeit von Antonia Stemmer ist zu Ende. Was macht sie nun? "Ich muss mir jetzt eine Arbeit suchen" , sagt sie kurz und knapp.
Seit 34 Jahren arbeitet die Chefin der Schneiderwerkstatt, Jutta Reinhard, am Maßbacher Theater. Insgesamt drei Maßschneiderinnen hat sie in dieser Zeit ausgebildet. Alle drei hatten das Abitur. Zwei von ihnen wurden Innungsbeste, erzählt Reinhard nicht ohne Stolz.
Es gibt viel zu nähen
Das Theater hat einen sehr großen Fundus. Doch ohne die Schneiderei geht es trotzdem nicht, betont Jutta Reinhard. Immer mehr Kleidungsstücke müssten für neue Stücke neu genäht werden, andere zumindest umgeändert. Sie müssen zu den Schauspielern, den Stücken und auch zum Bühnenbild passen.
Die Schneiderei ist zurzeit unter dem Dach des Haupthauses untergebracht, der Fundus in vielen Zimmern verstreut. "Alles ist vollgestopft es ist kein angenehmes Arbeiten mit dem Fundus", so Anne Maar. Das wird sich in absehbarer Zeit ändern. Neben der Schreinerei, in der die Bühnenbilder entstehen, wurde eine größere Fläche betoniert.
Auf dieser Platte soll im vorderen Bereich die neue Schneiderei gebaut werden, hinten soll der Fundus seinen Platz bekommen. Finanziert wird dieser Bau mit Leader-Förderung (also EU-Mitteln zur Förderung des ländlichen Raums), mit Geld aus dem Kulturfonds des Freistaates, mit Zuschüssen des Bezirks Unterfranken, des Landkreises Bad Kissingen und der Marktgemeinde Maßbach sowie aus Eigenmitteln. Den Innenausbau erledigen die Mitarbeiter selbst.
Bis der Umzug in das neue Gebäude erledigt ist, soll es Frühjahr 2019 werden. Um bei dem Umzug des Fundus zu helfen, kommt Antonia Stemmer zurück ans Theater, wenn sie bis dahin keine Stelle gefunden hat.
Fünf junge Frauen und Männer machten bisher im Theater in Maßbach eine Berufsausbildung, zwei absolvieren sie gerade. Neben den drei Maßschneiderinnen sind es zwei Veranstaltungskaufleute und zwei Veranstaltungstechniker.