Ein Zeichen gegen die Gewalt

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Kundgebung   In Erlangen sind gestern 1500 Menschen auf die Straße gegangen, um der Opfern der Attentate in Frankreich zu gedenken. Oberbürgermeister Florian Janik warnte vor Extremismus und zog Parallelen zur Pegida.

von unserem Redaktionsmitglied 
Christian Bauriedel

Erlangen — "Gegen Gewalt und Terrorismus", "In Trauer, für Demokratie, Offenheit und Menschlichkeit": Mit ihren Einträgen in ein Kondolenzbuch drückten viele Menschen gestern in Erlangen ihre Anteilnahme mit den Opfern der Terroranschläge in Frankreich aus. "Ich bin für eine freie Presse" oder "Liberté toujours - Freiheit für immer" steht dort geschrieben. Und immer wieder: "Je suis Charlie - ich bin Charlie". Mit diesem Spruch zeigen sich zurzeit in ganz Europa Menschen solidarisch mit den Opfern des Attentats auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Zwei islamistische Täter haben am 7. Januar in der Redaktion mit Sturmgewehren zwölf Menschen erschossen. Die Zeitschrift hatte Karikaturen zum Islam abgedruckt.

Schilder mit "Je suis Charlie"

"Wir haben uns relativ spontan dazu entschlossen, ein Treffen zu organisieren", sagt Rachel Gillio, Leiterin des deutsch-französischen Instituts in Erlangen, das zu der Kundgebung aufgerufen hatte. "Wir müssen ein Signal gegen Barbarei und Terrorismus setzen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen", sagt Gillio. Einige Personen haben Transparente mitgebracht, andere erhielten von Institutsmitarbeitern Schilder mit der Aufschrift "Je suis Charlie". Auch Plakate mit Karikaturen der Zeitschrift werden in die Höhe gehalten.
Vom Institutsgebäude in der Südlichen Stadtmauerstraße zog die Gruppe über die Fußgängerzone in einem stillen Marsch zum Hugenottenplatz. Auch Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) und Elisabeth Preuß, Bürgermeisterin und Referentin für Integration (FDP), nahmen an der Kundgebung teil.

Janik warnt vor Pegida

"Unser Grundgesetz braucht die Freiheit", sagt Preuß in ihrer Rede. Sie betont den Stellenwert der Meinungsfreiheit in unserer Gesellschaft, in der man "alles drucken und zeichnen darf, was man denkt". Mit Kritik an deutlichen Meinungen müssten die Medien umgehen können. "Aber jeder, der Kritik mit Waffen führt, steht außerhalb unserer Gesellschaft und darf auch keine Religion vor sich hertragen", sagt Preuß.
OB Janik ging auch auf die Demonstrationen der Pegida ein. Er zog eine Parallele der extremistischen Taten in Frankreich mit den Meinungen bei den Pegida-Veranstaltungen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass diese beiden Gruppen unsere Freiheiten einschränken." Er bat die Menschen darum, in eine Diskussion um die Freiheit in unserer Gesellschaft einzutreten.
Auch Bodo Birk ist zur Versammlung auf dem Hugenottenplatz gekommen. Er ist Festivalleiter des Erlanger Comic Salons. "Ich spüre die Betroffenheit jeden Tag. Viele unserer engsten Freunde und Kooperationspartner waren persönlich mit den Redakteuren von Charlie Hebdo bekannt." Er finde es gut, dass zu Solidaritätsaktionen aufgerufen wird.

Birk: Still und dezent sein

Allerdings müsse verhindert werden, dass nun Gruppierungen mit "Je suis Charlie" Öffentlichkeitsarbeit für ihre Sache machen. "Einen Wettkampf um Originalität in Entsetzen und Anteilnahme sollte es nicht geben." Still und dezent zu sein, wie bei der Versammlung in Erlangen, sei immer noch die beste Möglichkeit Solidarität zu zeigen.

Bedrohung nimmt zu

Ob der Comic Salon sich in eineinhalb Jahren mit dem Thema Islam und Satire beschäftigen wird, könne er noch nicht sagen. Aber das Attentat bei Charlie Hebdo gehe natürlich nicht spurlos an der Szene vorbei. "Sicher macht das was mit Veranstaltern. Aus einer abstrakten Gefahr ist eine ernste Bedrohung geworden, wenn man bestimmte Themen aufgreift."
Nach Angaben der Polizei besuchten rund 1500 Menschen die Veranstaltung. Neben der normalen Verkehrssicherung seien keine verstärkten Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden.