Die Höchstadter Felsenkeller an der Straße nach Nackendorf sind zwar noch nicht ganz so alt wie das Reinheitsgebot von 1516, haben aber auch schon 350 Jahre auf dem Buckel. Sie werden noch heute genutzt.
Zur Aufbewahrung des in Höchstadt gebrauten Bieres war eine annähernd gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit nötig. Was lag da näher, als die geologischen Gegebenheiten Höchstadts zu nutzen, eine Sandsteinformation außerhalb der Stadt, an der Straße nach Nackendorf. Nur ein kleiner Teil der Keller wurde von den ortsansässigen Brauereien genutzt, überwiegend legten sie die Hausbrauer an.
Im Ratsprotokollbuch findet sich 1665 ein Hinweis, dass unerlaubt Keller am Nackendorfer Knock gegraben und verkauft worden waren. Im Jahr 1698 sind die ersten zehn Kellerbesitzer erwähnt, die "unweit dem Nackendorfer Knock" Felsenkeller zum Einlagern von Bier haben einhauen lassen. Jeder Keller- und jeder Gang-Besitzer musste für 1698/1699 drei Batzen Erbzins und bei Veränderung Handlohn zahlen.
Es waren dies: Hans Schmitt junior und Georg Schell; Johann Hack; Georg Diller, Georg Kellermann und Hans Egenhöfer; Georg Kohler, Simon Nusser und Hans Scharold; Johann Michael Schumm, Johann Staudigel und Michael Wißgikel; Friedrich Hack; Thomas Dimm; Nikolaus Gansmann; Kilian Lorz; Benedikt Beyer.
Ein Eimer mit 93 Litern
Bereits 1715 ist belegt, dass bei den Felsenkellern mit Musik getanzt wurde. 1738 wird das Zusammensitzen auf den Felsenkellern im August erwähnt. 1752 ergab eine Felsenkeller-Visitation, dass bei zwölf Bräuern am 11. August noch 314 Eimer Bier vorrätig waren. Ein Eimer konnte 73,2 Liter (Nürnberg), 74,933 Liter (Würzburg), 75,84 Liter (Kitzingen) oder 93 Liter (Kulmbach) fassen.
Während des Kriegs im Zuge des Einfalls der Preußen im Jahr 1759 war ein Teil der Reichsarmee vor der Stadt einquartiert, die Soldaten brachen zum Teil die Felsenkeller
auf, vertranken das Bier und ließen den Rest im Keller auslaufen. 1759 waren 30 Felsenkeller vorhanden.
Beim Einmarsch der Franzosen im Jahr 1796 logierte General Bernadotte im Höchstadter Schloss. Seifensieder Georg Riegler notierte unter dem 30. Juli 1796: "Den 30. Juli Mittags um zwei Uhr sind die Franzosen bei den Felsenkellern eingezogen - das Bier im Keller gelassen und ruinirt ... "
Im Jahr 1881 entrichteten 75 Braunbierbrauer über den Local-Malzaufschlag 3458,15 Mark an die Stadt Höchstadt. Gelagert wurde das Bier in den Kellern am Kellerberg, es bestanden 1881 elf Kellerlaubenanlagen.
Die Höchstadter Keller, die sich entlang der Straße "Kellerberg" aufreihen, haben noch insgesamt 26 Eingänge. Durch einen gemauerten Eingangsbogen betritt man den Keller, um auf einer Treppe hinunterzusteigen.
Vom Hauptgang zweigt ein Labyrinth von Stollen und Gängen ab, zieht sich wie eine Bienenwabe mehrstöckig durch den Kellerberg und höhlt den gesamten Sandsteinfelsen aus. Die 170 Lagerkeller erreichen eine Gesamtlänge von 2400 Metern. Die Hauptstollen haben eine Breite von etwa 1,50 m und zwei bis 2,50 m Höhe. Meist gehört jeder Seitengang einem Besitzer, der darin seine Bierfässer lagern kann. Diese stehen auf einem aus dem Sandstein herausgehauenen Vorsprung. Dadurch können die Kanne zum Bierholen, der "Stutz'n" aus Holz oder Krüge problemlos unter den Zapfhahn gestellt werden.
Die "Kellerhäusla" über den Eingängen wurden ursprünglich bei Regen als Unterstand und als Geräteschuppen genutzt, in denen Gebrauchsgegenstände wie Zapfhähne, Bierkrüge oder leere Fässer aufbewahrt wurden. Nachweislich ist das erste "Kellerhäusla" 1730 entstanden.
Die Bandbreite reicht vom einfachen Gebäude bis zum aus Stein errichteten "Häusla", das durch Sitzgelegenheiten und eine Kegelbahn Attraktivitätssteigerungen erfahren konnte.
Museum zur Kellerkultur
Die "Kellerhäusla" in Höchstadt tragen Namen wie Torbeckenhäusla, Ludwigsburg, Kohlerhäusla, Geyersbauernhäusla und Weberskeller. Oder sie werden als Kerchnershäusla, Erholungsheim, Försterhäusla, "Hier wackelt die Wand", "In Treue fest", Kapuzinerbräu und "Boläsdä" tituliert. Andere heißen Jungbayernheim, Wallensteins Lager, Friedensheim und Friedrichshöhe. Das Petersbeckshäusla ist inzwischen als Museum zur Kellerkultur in Höchstadt eingerichtet worden.
Aufgrund der angenehmen kühlen Atmosphäre, die durch die schattigen Laubbäume und die kühlen Lagerkeller geschaffen wurde, entwickelten sich die Keller vor allem an heißen Sommertagen rasch zu attraktiven Anziehungspunkten. Denn es bürgerte sich - wie in Franken an anderen Orten auch - die Sitte ein, "auf den Keller" zu gehen, um das dort eingelagerte Bier gleich verkosten zu können.
Die Lage im Norden der Stadt, ein von Bäumen gesäumter Hohlweg, zwischen denen die Kellereingänge und Kellerhäusla liegen, begünstigte dies noch. Die Keller lagen früher außerhalb der Kommune. Durch die bauliche Ausdehnung von Höchstadt sind sie heute in das Stadtgebiet integriert und werden von der Bevölkerung gerne frequentiert. Mit dem Ziel, die Höchstadter Keller und deren Kellerbergtradition zu erhalten, wurde am 17. April 1991 der Kellerbergverein Höchstadt ins Leben gerufen. Dank einer Förderung des Leader-Programms im Rahmen der LAG Aischgrund wurde im vergangenen Jahr der Kellerberg saniert und wieder hergerichtet.