Die musikalische Seite des Martin Luther

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Luthers Lieder stellte Frank Piontek vor. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Luthers Lieder stellte Frank Piontek vor.  Foto: Stephan Herbert Fuchs

Stephan Herbert Fuchs Wer kennt nicht das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch" oder den Choral "Eine feste Burg ist unser Gott". Den Schöpfer dieser und vieler ...

Stephan Herbert Fuchs

Wer kennt nicht das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch" oder den Choral "Eine feste Burg ist unser Gott". Den Schöpfer dieser und vieler anderer Lieder feiert derzeit die ganze Welt. Er heißt Martin Luther und ist eigentlich eher für seine Sprachgewalt bekannt.
Doch Luther hat auch eine nicht unbedeutende musikalische Seite. Ihr ist der Bayreuther Kulturpublizist Frank Piontek in einem eigenen Vortrag mit vielen Musikbeispielen am Donnerstagabend im Martin-Luther-Haus beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing näher auf den Grund gegangen.


"Die lieben Engelein"

35 Lieder hat Luther gedichtet oder selbst komponiert. Für 14 hat er die Originalmelodien geschrieben, bei den restlichen 21 hat er eigene Texte auf fremde Melodien verfasst. Soweit die trockenen Fakten, die Piontek exakt recherchiert hat.
Musik sei für Luther eine lebenslange Beschäftigung gewesen, er habe eine musikalische Ausbildung genossen, Lieder. Tänze, aber auch Kirchenmusik seiner Zeit kennengelernt und selbst Laute gespielt, wie das Erfurter Luther-Denkmal eindrucksvoll zeigt.
"Wer die Musica verachtet, mit dem bin ich nicht zufrieden." So ist ein Zitat Luthers überliefert, für den "die lieben Engelein" Musikanten waren. Theologie sei für Luther nicht ohne die Musik denkbar gewesen, beides gehörte eng zusammen, so Piontek, der schon mehrfach beim Tutzinger Freundeskreis referiert hatte und für den der Luther-Vortrag eine echte Premiere war.
Eines habe Luther auf keinen Fall gehabt: Verständnis für mangelnde Musikalität bei Pfarrern, sagte Piontek. Luther habe Musik als Therapeutikum empfunden, auch wenn er manchen Text einfach nur auf einen gregorianischen Choral gesetzt hatte und damit nicht gerade zu den revolutionären Komponisten und Textdichtern gehörte.


Kein Revolutionär

Doch Luther sei eben Reformator gewesen, sagte Piontek, kein Revolutionär. Deshalb sei es ihm auch nicht darum gegangen, die lateinische Messe abzuschaffen.
Wie aktuell die Komposition "Eine feste Burg ist unser Gott" tatsächlich ist, machte Piontek daran fest, dass sie zahlreiche prominente Komponisten aufgegriffen und weiterverarbeitet haben. Johann Sebastian Bach etwa in seiner Reformationskantate, Bachwerkeverzeichnis 79, Felix Mendelssohn Bartholdy im Finale der Reformationssymphonie, Giacomo Meyerbeer zu Beginn des fünften Aktes seiner Oper "Die Hugenotten", Max Reger in einer Vaterländischen Ouvertüre und Richard Wagner gleich zweimal: zu Beginn seiner Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" und im 1871 komponiertem Kaisermarsch zur Gründung des Kaiserreichs.
Martin Luther sei für Richard Wagner eine der herausragendsten Persönlichkeit überhaupt gewesen.
Frank Pionteks Vortrag zum Ende der Luther-Dekade zeige, dass der Reformator viele Eigenschaften gehabt habe, sagte Bernd Matthes, Sprecher des Tutzinger-Arbeitskreises.
Die nächste Veranstaltung des Zusammenschlusses findet am 12. Oktober um 19.30 Uhr, im Martin-Luther-Haus statt. Der frühere Dekan Jürgen Zinck wird unter dem Motto "Die vermessene Welt" die Entwicklung von Weltkarten vorstellen.