"Jubilate für den Frieden von Utrecht" von Georg Friedrich Händel erklang in der Königsberger Marienkirche.
"Wer will, der kann sich heute Englisch fühlen." Mit diesen Worten führte Pfarrer Peter Hohlweg am Sonntagvormittag in den Gottesdienst in der Marienkirche in Königsberg ein. Denn im Rahmen dieses Gottesdienstes wurde in diesem altehrwürdigen mit besonderer Akustik ausgestattetem Gotteshaus in der Reihe Klang-Kontakte in Königsberger Kirchen das "Jubilate für den Frieden von Utrecht" von Georg Friedrich Händel aufgeführt.
"Englisch" deswegen, weil die Königsberger Konzertreihe in diesem Jahr unter dem Thema "Very British" läuft. Zudem auch deswegen, weil dieses festliche Werk Händels ein erster Auftrag von der britischen Königsfamilie war, mit dem der Komponist seine Karriere in London startete. Zugleich war es auch sein erstes Werk in englischer Sprache.
Aufgeführt wurde die Kantate "Utrechter Te Deum und Jubilate" über den Psalm 100. Die geistliche Chorkomposition für Solisten, Chor und Orchester war zur Feier des Vertrags von Utrecht geschrieben worden, mit dem 1713 der Frieden von Utrecht begründete wurde und der Spanische Erbfolgekrieg, der große Teile Europas betraf, endete.
Die vielen Zuhörer konnten ein Konzert mit jubelnder und begeisternder Musik erleben. Hingebungsvoll und ausdrucksstark vorgetragen wurden die vier-, fünf- und auch achtstimmigen Sätze von der Kantorei Haßberge, einfühlsam begleitet vom Orchesterensemble aus Würzburg, exakt und mit viel Fingerspitzengefühl für die unterschiedlichen Passagen geleitet von Dekanatskantor Matthias Göttemann. Die Solisten Elena Keksel (Sopran), Barbara Buffy (Alt), Martin Pauli (Tenor) und Sven Fürst (Bass), die in den großen Chor der Kantorei integriert waren, trugen mit ihren Solopartien ihren Teil zum eindrucksvollen Gelingen dieser Friedensbotschaft bei.
Eine Friedensbotschaft sandte auch Pfarrer Peter Hohlweg mit seiner Predigt aus, in der er sich nicht nur mit der Geschichte der Entstehung der Komposition Händels, sondern auch mit der Bedeutung von Musik für den Frieden beschäftigte: "Musik ist freilich die beste Form, Frieden zu feiern oder sogar Frieden zu stiften. Es gibt Untersuchungen, die diese Kraft der Musik belegen. Wenn ein Chor im Gleichklang singt, so haben alle den gleichen Herzschlag, den gleichen Herzrhythmus."
Für Versöhnung
Zugleich forderte er auf, nicht nur den Frieden in der großen Welt zu suchen, sondern auch im heimischen Bereich, der manchmal vom Unfrieden gestört werde. Auch dort seien Akte der Versöhnung oft nötig: "Wir sind ja schnell dabei, auf die Politiker zu schimpfen, die mit den Säbeln rasseln und Krieg fordern und das zurecht. Wie furchtbar ist das, was zurzeit zwischen dem Iran und den USA geschieht. Ist das etwa notwendig, ist das zielführend? Und wem soll das helfen? Aber wie sollte es in der großen Politik anders zugehen als bei uns im Kleinen? Wenn wir schon nicht fähig sind, in unserem kleinen Bereich Frieden zu halten und Frieden zu stiften, wie kann es dann anderswo gelingen? Wie viel Unfriede herrscht zwischen Ehepaaren, herrscht in den Familien, herrscht auch in der Gemeinde hier vor Ort. Wie viel Missgunst und üble Nachrede in unserem Städtchen? Auch bei Christen und denen, die sich zu ihrer Kirche halten? Auch zuweilen in unseren Gruppen und Kreisen."
Hohlweg prangerte aber nicht nur an. Er lieferte auch die Lösung: "Ein Akt der Versöhnung, ein Friedensschluss wäre nötig. Er ist oft viel schwerer zu bewerkstelligen als der Friede zwischen sich zwei bekämpfenden Staaten. Diese haben ihre Diplomaten, wir haben oft nur uns selbst. Doch das stimmt nicht ganz. Wir haben bei uns den, der gesagt hat: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Wir haben den Friedensfürst Jesus Christus an unserer Seite und damit unseren Chefdiplomaten", so der Pfarrer.