Bei der Blaskapelle Niedermirsberg sind Musiker wie Alfons Kraus oder Andreas Männlein schon seit Jahrzehnten aktiv. Sie bestätigen, was die Wissenschaft längst herausgefunden hat: Musik machen hält den Menschen jung.
Bei Ausgrabungen fanden Wissenschaftler 35 000 Jahre alte Musikinstrumente: Knochenteile, die als eine Art Flöte genutzt wurden. Ganz so alt ist das Tenorhorn von Alfons Kraus nicht, doch der 72-jährige Musiker der Blaskapelle Niedermirsberg hatte das alte Horn seines Vaters übernehmen dürfen, als dieser verstarb. Bei Familie Kraus liegt die Musik im Blut. Der Vater von Alfons war einer der "alten" Musiker des Dorfes gewesen. Später wurde die Blaskapelle gegründet, bei der Kraus eingestiegen ist und seitdem musiziert.
Er ist der Überzeugung, dass Musik jung und die Menschen zusammen hält. Wissenschaftler sehen das ähnlich. Der evolutionäre Nutzen der Musik soll in ihrer Fähigkeit liegen, das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft zu stärken. Deshalb habe das Militär schon früh Musik genutzt, um die Bewegungen vieler Menschen zum Gleichschritt zu koordinieren.
Mit Marschmusik vorneweg
Musikerkollege Rudolf Männlein liebt beispielsweise den "Lausitzer-Marsch". "Ich war schon immer ein verrückter Musiknarr", erzählt der 75-jährige Bariton-Spieler, der vom ersten Dirigenten der Blaskapelle angesprochen worden war, ob er denn nicht mitmachen wolle. Und seit dieser Zeit ist er aktives Mitglied - als Musiker und Ehrenvorstand, nachdem er 45 Jahre lang Erster Vorsitzender war. Und auch heute noch marschiert er während des Spielens bei Umzügen mit. Musik hält also fit.
Die Techniker-Kasse schreibt auf ihrer Internet-Seite dazu: "Mit Musik können Menschen ihre Gefühle beeinflussen. Musik kann Freude verstärken, Stress abbauen und aktivieren. Musik, die man im Jugend- und frühen Erwachsenenalter viel hört, bleibt oft prägend für das ganze Leben. Im Alter können selbst demente Menschen mit der Musik aus diesen Lebensjahren erreicht werden und sich lebendig erinnern, selbst wenn sonst das Gedächtnis schon weitgehend versagt. Musik hilft leben - vom Mutterleib an bis ins hohe Alter."
Wobei der 74-jährige Andreas Männlein einschränkt, dass er mit 26 Jahren leichter ein neues Instrument erlernen konnte als jetzt im Alter. Er spielt Trompete. Vorteil des Alters sei jedoch, dass man sein Instrument beherrsche und weniger üben müsse.
Beim Spielen eines Instrumentes wird zusätzlich die Feinmotorik geübt, was gut im Alter ist. "Musik unterstützt die geistige Beweglichkeit. Das geht schon in Richtung Gedächtnistraining. Und die Blasinstrumente sind gut fürs Herz und die Atmung", ergänzt Hans Götz. Er ist 62 Jahre alt und spielt Flügelhorn und Trompete. "Aber nicht gleichzeitig", scherzt Götz. Das sei auch ein Vorteil des gemeinsamen Musizierens: Die Musiker haben eine Aufgabe, treffen sich zum Üben und in Niedermirsberg wird außerdem viel gelacht.
"Und die Älteren müssen einen Konsens mit den jungen Musikern finden", berichtet Dirigent Alfons Herbst, der auch Flügelhorn spielt. Musik sei in seiner Familie schon immer wichtig gewesen. Zuerst habe Herbst alte Lieder auf der Mundharmonika gespielt, jetzt hält er die Blaskapelle mit dem Stock im Takt. "Nicht nur bei der Auswahl der Stücke, sondern auch beim Spiel müssen Musiker Rücksicht aufeinander nehmen, damit ein harmonisches Ganzes entsteht", erklärt Herbst.
Geschichten von früher
Dass beim Musizieren auch "Späßle" gemacht werden und man als junger Musiker fürs Leben lernen kann, bestätigt der 13-jährige Trompeter Jakob Längenfelder. Und auch der 17-jährige Schlagzeuger Pasqual Hack und der 18-jährige Trompeter Simon Dachwald machen gern Musik mit "ihren" Senioren. Und sie freuen sich, wenn diese von früher erzählen.