Schule An der Mainleuser Grundschule gibt es ab September keine erste Klasse in der gebundenen Ganztagsform mehr.
von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam
Mainleus — Vor wenigen Jahren wurde die gebundene Ganztagsschule als neues, kindgerechtes Bildungsangebot gefeiert. Auch im Landkreis Kulmbach war die Anfangseuphorie groß, zum Beispiel in Mainleus, wo 2010 erstmals in der Grundschule diese neue Unterrichtsform angeboten wurde. Doch die Aufbruchstimmung ist verflogen, für das neue Schuljahr haben die Eltern in Mainleus zu wenig Kinder für die gebundene Ganztagsbetreuung angemeldet. Das Zukunftsprojekt liegt auf Eis.
Die gebundene Ganztagsschule bindet die Kinder - im Gegensatz zum offenen und damit freien Angebot - den ganzen Tag verpflichtend in den Unterricht ein. An mindestens drei Tagen in der Woche, so schreibt die Kultusministerkonferenz vor. Die gebundene Ganztagsschule ist also mehr als nur eine Betreuung am Nachmittag.
Nur 13 Anmeldungen Wie Konrektor Dirk Pfeufer auf Nachfrage der BR bdestättigte, wird es im Herbst an der Grundschule Mainleus in der ersten Klasse keine gebundene Ganztagsschule mehr geben. Nur 13 Anmeldungen lagen ihm zufolge vor - bei einer Gesamtzahl von 50 Kindern.
Damit konnte laut Pfeufer keine gebundene Ganztagsklasse gebildet werden. "Wir dürfen auch keine Klassenmehrung durch das Angebot der gebundenen Ganztagesklasse haben", sagt der Konrektor. "Aber damit ist das Konzept nicht passé. Nur wird es eben nächstes Jahr keine gebundene erste Klasse geben, aber die offene Form bieten wir natürlich trotzdem an."
Im Mittelschulbereich stößt das verpflichtende Ganztagskonzept wohl ebenfalls auf Vorbehalte. Denn schon im zurückliegenden Schuljahr gab es in Mainleus keine fünfte gebundene Ganztagsklasse mehr.
"Dass jetzt mancherorts keine gebunden Ganztagsklassen mehr zusammenkommen, liegt auch daran, dass im ländlichen Bereich die Betreuung durch Großeltern anders ist als in Großstädten", so der Konrektor.
"Nicht vom Tisch" Und möglicherweise sehe die Situation zum übernächsten Schuljahr schon wieder anders aus. "Auch wenn einmal ein Jahr ausfällt, generell ist das Konzept deshalb nicht vom Tisch." Trotzdem werde der Gruppenraum der gebundenen Ganztagsschule in den Ferien zum normalen Klassenzimmer umfunktioniert.
"Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, dann wollen sie nachmittags nicht verpflichtend in der Schule sein. Das ist biologisch ganz normal", bewertet Schulamtsdirektor Jürgen Vonbrunn die Situation. "Die gebundene Ganztagsschule ist ein sehr gutes Angebot, aber es krankt an der fehlenden Flexibilität", sagt Vonbrunn.
Schwer zu vermitteln Vielen Eltern sei dieses Konzept nur schwer zu vermitteln. "Ich hätte mir gewünscht, dass es in den Mittelschulen verpflichtend umgesetzt worden wäre. Das hilft den Schülern, den Tagesablauf zu strukturieren und sorgt für schulischen Erfolg." Doch bei Freiwilligkeit wählten die Eltern eben häufig das offene und sehr flexible Betreuungsangebot, so Vonbrunn.
Die offene Ganztagesbetreuung ist in der Tat anders konzipiert. Hier können die Schüler Intensivierungsstunden wählen, es wird auch eine Hausaufgabenbetreuung angeboten, aber nachmittags ist eben kein verpflichtender Unterricht.
Trotzdem gibt es im Landkreis Kulmbach noch einige Schulen, die gebundene Klassen anbieten - auch im nächsten Jahr: So gibt es im Grundschulbereich an der Oberen Schule in Kulmbach und in Neuenmarkt alle Klassen in gebundener Ganztagsform.
In Mainleus gibt es das Angebot für die zweite, dritte und vierte Klasse.
Zahnlücken immer möglich Im Mittelschulbereich existiert auch im kommenden Schuljahr, in Neuenmarkt für die Klassen fünf bis sieben die gebundene Form, in Untersteinach-Stadtsteinach ist sie komplett für alle Schüler etabliert, in der Max-Hundt-Schule in Kulmbach ebenfalls. In Neudrossenfeld bricht im nächsten Schuljahr die gebundene Form für die siebte Klasse weg, in allen anderen Jahrgangsstufen im Mittelschulbereich bleibt sie bestehen. "Wenn die Schülerzahlen sinken, kann es immer wieder sein, dass wir ,Zahnlücken' bekommen", sagt Schulamtsdirektor Jürgen Vonbrunn. An der Konzeption an sich liegt das seiner Meinung nach nicht.