Dialekt wurde in der Schule abgewöhnt

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Tief in die Eigenheiten der fränkische Sprache führte Monika Fritz-Scheuplein die interessierten Zuhörer in Zeil. Foto: Sabine Weinbeer
Tief in die Eigenheiten der fränkische Sprache führte Monika Fritz-Scheuplein die interessierten Zuhörer in Zeil. Foto: Sabine Weinbeer

Monika Fritz-Scheuplein vom Unibund Würzburg erklärte ihrem Publikum in Zeil fränkische Mundart rund ums Essen und Trinken.

Mögen Sie Friiseli in der Subbn oder lieber Fesälich als Zalood? "Man muss nicht nur in fremdländischen Lokalen überrascht sein über die Speisekarte", erklärte Monika Fritz-Scheuplein vom Unibund Würzburg einem interessierten Publikum beim Vortrag in der Gaststätte Göller in Zeil. Fränkische Mundart rund ums Essen und Trinken war ihr Thema in einer Stadt, in der auch mal "Duudschn und Boohna" auf der Speisekarte stehen können.
Viele Zuhörer nutzen gerne ihre Mundart und kennen viele Begriffe, die jungen Menschen heute nicht mehr geläufig sind. Aber wie die Bohne, die Suppeneinlage oder das Brot im Spessart oder in Aschaffenburg ausgesprochen werden, das hatten die meisten vor dem Vortrag nicht gewusst.
Monika Fritz-Scheuplein gehört dem unterfränkischen Dialektinstitut an, das an die deutsche Philologie an der Uni Würzburg angegliedert ist. Nur Unterfranken hat eine solche Einrichtung, die sich um den Dialekt kümmert. Das sei vor allem dem Bezirk Unterfranken zu verdanken, der den Hauptteil der Finanzierung trägt, sagte Fritz-Scheuplein, die selbst aus der Rhön stammt.
Weil der Dialekt immer weiter zurückgedrängt wird, haben sich die Sprachforscher vor 25 Jahren aufgemacht und in 179 Orten in ganz Unterfranken Gespräche geführt, den Leuten "aufs Maul geschaut" und Worte gesammelt, die zu sogenannten Sprachkarten zusammengefasst wurden. Rund 3000 Fragen beantworteten damals Gesprächspartner in Krum, Ebelsbach, Haßfurt oder Falsbrunn im Steigerwald, und dabei kam teilweise Erstaunliches zutage.
Der Dialekt ist meist ausgesprochen vielfältig, bei vielen Begriffen aber auch nur in Details unterschiedlich. Brot oder Fleisch zum Beispiel werden zwar verschieden ausgesprochen, von Brood über Broed bis Broud, aber das Wort ist doch gut erkennbar. Anders ist es mit der Bohne, die Boona oder Fesälich heißen kann - oder beim Schnittlauch, der auch Frießenlaub, Grießelein oder Graselein heißen kann.


Einigkeit beim Bier

Beim Bier sind sich wieder alle Franken einig. Beim Schaum auf dem Bier gehen die Bezeichnungen jedoch schon wieder weit auseinander, von Schoum bis Jaasch, Geisch oder Borte.
Viele Sprachgrenzen ziehen sich durch Unterfranken, wie die Referentin aufzeigte. Sehr wesentlich ist dabei die Appel-/Apfel-Grenze. Die Zuhörer in Zeil kannten sich zumindest mit der Mee- und Maa-Grenze am Main aus.
Im anschließenden Gespräch mit der Referentin bedauerten viele der Anwesenden, dass man ihnen in der Schule den Dialekt abgewöhnt habe - und überhaupt seien die Franken viel zu zurückhaltend, wenn es um ihre regionale Sprache geht. Man schäme sich eher, während die Oberbayern ihre Herkunft in der Sprachfarbe eher betonten, als diese zu verbergen. Das ändere sich aber wieder, meinte Monika Fritz-Scheuplein - zwar nicht durchgängig im Unterricht, doch die Jugend werde durchaus wieder animiert, den Dialekt zu pflegen.
Die Referentin lud herzlich dazu ein, die Datenbank des Unterfränkischen Dialektinstituts zu nutzen, wenn man auf Begriffe unklarer Bedeutung stößt. Das hat Zeils Altbürgermeister Erich Geßner getan, weil er dem Begriff "Balafanes" geklärt haben wollte. Damit bezeichnen sowohl Sander als auch Krümler die Zeiler. Ein Bekannter aus Krum habe ihm erklärt, "das bedeutet Nixdööcher" - und in etwa so lautete auch die Antwort aus dem Dialektinstitut. Also handelt es sich zwar um eine Herabwürdigung, aber doch eine charmante, wie das oft bei der Verwendung von Mundartworten ist.
Beim Dialektinstitut gibt es auch Materialien für den Unterricht. In Arbeit ist der sprechende Sprachatlas von Unterfranken. Im Internet findet man das "UDI" unter udi.germanistik.uni-wuerzburg.de.