Der Steigerwald ist für den Berliner Meister im Autorennen zur Heimat geworden

2 Min
90. Geburtstag feierte in Tretzendorf Horst Wendt. Foto: Sabine Weinbeer
90. Geburtstag feierte in Tretzendorf Horst Wendt.  Foto: Sabine Weinbeer

Mit einem großen Freundeskreis feierte am Freitag in Tretzendorf Horst Wendt seinen 90. Geburtstag. Dazu gratulierten ihm stellvertretender Landrat Oskar Eb...

Mit einem großen Freundeskreis feierte am Freitag in Tretzendorf Horst Wendt seinen 90. Geburtstag. Dazu gratulierten ihm stellvertretender Landrat Oskar Ebert, Bürgermeister Thomas Sechser und für die Pfarrgemeinde Pfarrer Thomas Klemm und Pastoralreferentin Barbara Heinrich.
Man hört deutlich, dass Horst Wendt ein Berliner ist, auch wenn er seit 23 Jahren in dem Oberauracher Gemeindeteil Tretzendorf lebt. Seinen Zungenschlag hat er zwar beibehalten, aber dennoch hat er sich vorbildlich in Franken integriert. Bei den Reservisten, im VdK und vor allem im Seniorenkreis engagiert er sich bis heute. Auch als Lesepate an der Grundschule setzte er sich ein. Horst Wendt hat Deutsche Geschichte erlebt und auch festgehalten in seinen Memoiren. Geboren in der Weimarer Republik, erinnert er sich bis heute an die Veränderungen im Schulalltag, als die Nazis das Kommando übernahmen. Auch wenn es die Eltern nicht gerne gesehen hätten, haben "Wölflinge" und "Pimpfe" auf Buben seines Alters eine magische Anziehungskraft ausgeübt, erzählt er. "Und wenn man in diesem Umfeld aufwächst, dann meldet man sich mit 77 freiwillig", erklärt er ohne Beschönigung im Rückblick.
Diese Erfahrung jedoch sorgte dafür, dass er den gleichen "Erziehungsmethoden" in der DDR im Rahmen seiner Möglichkeiten Widerstand bot. Horst Wendt war im Krieg in der Normandie eingesetzt und erlitt eigentlich eine leichte Verletzung. An seinem Bein bildeten sich allerdings zunächst Wundstarrkrampf, dann Gasbrand, und so verbrachte er zwei Jahre in verschiedenen Lazaretten, zuletzt in Garmisch-Partenkirchen.


1946 heim nach Berlin

Nach amerikanischer Gefangenschaft kehrte er 1946 wieder heim nach Berlin, wo seine Eltern ein Baugeschäft betrieben. Anstelle der vor dem Krieg begonnenen Maurerlehre entschloss er sich zu einem Studium an der Werkhochschule "im amerikanischen Sektor", was damals noch möglich war. Am Arbeitsplatz lernte er seine Frau Lisa kennen. "Nie mehr politisches Engagement", hatte sich Horst Wendt geschworen, und es gelang ihm tatsächlich, ohne Parteieintritt eine für die DRR ansehnliche Berufskarriere zu machen.


Die Zufälle des Lebens

Sehr detailliert erinnert sich Horst Wendt auch an den Mauerfall. Er traf Günter Frische wieder, mit dem er an der Hochschule war - und der bereitete gerade seinen Umzug nach Tretzendorf vor, wo er seinen Lebensabend verbringen wollte. Die Wendts besuchten die alten Freunde und verliebten sich in Franken und den Steigerwald. Sie bauten ein Haus in Tretzendorf. Ein Berliner Nachbar habe gefragt "lohnt sich det denn noch", als sie 1993 umzogen, grinst Horst Wendt. Auch wenn seine Frau 2005 verstarb, bereute er diesen Umzug nie. Er hat in Franken viele Freunde gefunden, ist viel gereist und die Freunde blieben auch im hohen Alter, als er dann alleine war. Es fällt ihm nicht schwer, Kontakte zu knüpfen mit seiner positiven Lebenseinstellung, immer blitzt der Schalk aus seinen Augen und um einen flotten Spruch ist er auch an seinem 90. Geburtstag nicht verlegen.
In der DDR ist er mit einigen Kollegen Autorennen gefahren und war mit seinem Wartburg mehrmals Berliner Meister. "Und einen heißen Reifen fährt er auch heute noch", erzählte Werner Kaiser.
Horst Wendt lächelt und erinnert sich an einen Ausflug ins benachbarte Thüringen: "Drei Tunnel, dreimal geblitzt - hin und zurück".