Der Mann, der das Wetter meldet

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Ein Barometer und vier Thermometer sind die Hilfsmittel von Andreas Siebenhaar: Täglich meldet er dem Bayerischen Rundfunk das Wetter aus Heroldsbach. Fotos: Matthias Hoch
Ein Barometer und vier Thermometer sind die Hilfsmittel von Andreas Siebenhaar: Täglich meldet er dem Bayerischen Rundfunk das Wetter aus Heroldsbach. Fotos: Matthias Hoch
Andreas Siebenhaar liest in den Wolken über Heroldsbach.
Andreas Siebenhaar liest in den Wolken über Heroldsbach.
 

Seit 15 Jahren liest Andreas Siebenhaar die vier Thermometer an seinem Haus ab und übermittelt die Ergebnisse dem Bayerischen Rundfunk. In diesem Sommer erlebte Siebenhaar "außergewöhnliche" Arbeitsbedingungen.

Ekkehard Roepert Hast du schon das Wetter gemeldet? Wenn Renate Siebenhaar ihrem Mann diese Frage stellt, hat Andreas Siebenhaar seinen täglichen Dienst meist schon erledigt. Seit 15 Jahren erkundet der 82-Jährige allmorgendlich die Wetterlage. Dann fährt er den Computer hoch und loggt sich beim Wetterdienst des Bayerischen Rundfunks ein. "Die verlangen die Temperatur und ob es sonnig oder bewölkt ist. Manchmal schreibe ich noch eine Notiz über die Windverhältnisse", erklärt Andreas Siebenhaar.

1400 ehrenamtliche Wettermelder arbeiten für den Bayerischen Rundfunk, sagt BR-Sprecherin Anna Martin: "Die Meldungen werden vor allem von den Wetterpräsentatoren von Bayern 1 und Bayern 3 verwendet, oft mit Namensnennung des jeweiligen Wettermelders."

Um 4.30 Uhr aufsehen

Interessiert habe er sich für das Wetter schon immer, erzählt Andreas Siebenhaar. Denn früher habe er als Polier auf dem Bau gearbeitet. "Da hab ich die Temperatur jeden Tag in den Tagesbericht eingetragen."

Im Sommer steht er schon um 4.30 Uhr auf. Er geht um sein Haus und liest die Temperaturen ab. In jeder Himmelsrichtung hat der Wettermann aus Heroldsbach ein Thermometer aufgehängt. Bis zu drei Mal am Tag wiederholt er den Gang um das Haus; notiert die Temperaturen und errechnet den Durchschnittswert.

Als ihn ein Verwandter vor 15 Jahren darauf hinwies, dass der Bayerische Rundfunk Wettermelder sucht, hatte sich Andreas Siebenhaar beworben. Mit seiner Frau folgte er dann einer Einladung in die Wetterstation Bad Kissingen. Dort gab es eine Art Einführungskurs in die Wetterkunde, erzählt Renate Siebenhaar. Seitdem interessiere auch sie sich für den Zusammenhang zwischen Wolken und Wetter. Andreas Siebenhaar zeigt einen Handzettel mit Wolkenbildern. Täglich liest er am Himmel über Heroldsbach und vergleicht seine Ergebnisse mit den zehn Bildern auf dem Zettel.m "Heute sind Cirrus-Wolken zu sehen." Die isolierten Gebilde in Form zarter Fäden und weißer Flecken deuten für Andreas Siebenhaar darauf hin, dass wenig Sonne zu erwarten sei. Aber Vorhersagen spielten für den Radiosender keine Rolle, sagt Andreas Siebenhaar. Er sei Wettermelder, kein Wetter-Vorhersager.

www.br.de/wetter

An manchen Tagen, nachdem die Daten abgeschickt sind, hören Renate und Andreas Siebenhaar die Wetternachrichten im Radio. Manchmal werde dann auch sein Namen genannt. "Das ist Zufall, es kommt auf den Moderator an", sagt der 82-Jährige.

Für die Auswahl der Meldungen seien die Wetterpräsentatoren zuständig, sagt BR-Sprecherin Anna Martin: "Die richten sich dabei nach der bestehenden Wetterlage. Die Wetterpräsentatoren sind aber auch darum bemüht, die Wettermelder aus allen Regionen Bayerns gleichermaßen zu berücksichtigen."

Den Wettermelder-Dienst des BR (www.br.de/wetter) gibt es seit 1999. Seine Meldungen seien wegen des extremen Sommers zuletzt ziemlich gleichförmig gewesen, sagt Andreas Siebenhaar: 30 Grad, sonnig, blauer Himmel. "Die Lage ist heuer außergewöhnlich", sagt er. Betont aber auch, dass es "solche Sommer" schon öfter gegeben habe. "Die größte Dürre in unserer Landwirtschaft habe ich als Kind erlebt", erinnert sich Andreas Siebenhaar: "Das war nach dem Krieg, 1947." Trotz dieser Vergleiche glaubt aber auch er, dass "der extrem heiße Sommer teils mit dem Klimawandel zu tun hat".