Der Kirche ging's übel

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Die Andreas-Kirche in Wonfurt: Aus wiedergefundenen Schriftstücken geht hervor, dass es im 19. Jahrhundert immer wieder Probleme mit dem Dach gab. Diese Unterlagen kommen jetzt ins Archiv. Fotos: Ulrike Langer
Die Andreas-Kirche in Wonfurt: Aus wiedergefundenen Schriftstücken geht hervor, dass es im 19. Jahrhundert immer wieder Probleme mit dem Dach gab. Diese Unterlagen kommen jetzt ins Archiv.  Fotos: Ulrike Langer
Raimund Vogt (rechts) überreichte Bürgermeister Holger Baunacher 59 Schriftstücke, die Auskunft über die Andreas-Kirche in Wonfurt geben.
Raimund Vogt (rechts) überreichte Bürgermeister Holger Baunacher 59 Schriftstücke, die Auskunft über die Andreas-Kirche in Wonfurt geben.
 

In Wonfurt sind alte Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert zur Situation des Andreas- Gotteshauses aufgetaucht. Der Heimathistoriker Raimund Vogt übergab sie dem Bürgermeister.

Ulrike Langer

Ein interessanter historischer Fund ist dem Dorfhistoriker Raimund Vogt in die Hände gefallen: 59 Schriftstücke, die Auskunft über verschiedene Reparaturen am Dach und am Turm der St.-Andreas-Kirche in Wonfurt in der Zeit von 1837 bis 1857 geben. Die Archivalien übergab Raimund Vogt in der Sitzung des Gemeinderats an Bürgermeister Holger Baunacher (JL) für das Archiv. Gleichzeitig mahnte er an, dass die Gemeinde einen Archivar benötige und das Archiv gut gepflegt werden müsse.
Die Wege, wie Archivalien dorthin zurückkehren, wo sie hingehören, sind oft verschlungen. So berichtete Raimund Vogt, dass die Schriftstücke von einem Schweinfurter Bürger an einen Haßfurter Bürger und dann an den Vater des Knetzgauer Bürgermeisters Stefan Paulus übergeben wurden, der sie wiederum an seinen Gemeindearchivar Gerhard Thein weiterreichte, der aus Steinsfeld stammt. "Von ihm habe ich die Unterlagen schließlich erhalten", so Vogt, der die Schreiben gelesen, sortiert und zusammengefasst hat. "Daraus geht hervor, dass es seit dem Bau der Kirche 1817 bis 1820, die trotz ihrer äußeren quadratischen Form nach dem Vorbild des Pantheons in Rom als klassizistischer Rundtempel errichtet wurde und ein pyramidenförmiges Dach mit einer Glaskuppel erhielt, Probleme mit dem Dach gab", berichtete der Heimatforscher. "Denn schon im ersten Jahr hat es reingeregnet."
1837 wurde die "baufällige" Kirche von Sachverständigen besichtigt, die die Reparatur auf 683 Gulden bezifferten. Die königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg wiederum hatte die Kosten auf 5400 Gulden geschätzt. Letztendlich kostete die 1839 beendete Reparatur 1600 Gulden. Doch bereits 1840 drang erneut Regenwasser in die Kirche, so dass sich ein Rechtsstreit zwischen der königlichen Bauinspektion Schweinfurt und den ausführenden Handwerkern entwickelte.


Pläne für einen Umbau

Nachdem 1847/48 weitere Berichte den Zustand der Kirche als elend bezeichnet haben und der Besuch des Gottesdienstes nur unter Lebensgefahr möglich war, wollte die Kirchenverwaltung die Kuppel völlig entfernen, ein Satteldach auf die Kirche setzen, die Rotunde durch neue Mauern in einen rechteckigen Kirchenraum umwandeln und Fenster sowie eine Rosette über der Orgel einsetzen lassen. Denn ohne die Glaskuppel wäre die Kirche völlig dunkel gewesen. Die königliche Bauinspektion Schweinfurt stimmte den Plänen 1848 sogar zu.
Ein Schreiben aus dem Jahr 1851 an die königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg besagt, dass die "Unzweckmäßigkeit des Gotteshauses sofort ins Auge sprang. Denn in der Kirche wusste man weder die Orgel, noch die Kanzel zweckmäßig anzubringen ... Das Dachwerk widerstand nicht einmal im ersten Jahr den Einflüssen der Witterung... Die Kirche, wie sie gegenwärtig steht, kostet dem Gotteshausfonds und der Gemeinde 28 000 Gulden ... Die Dachreparatur von 1838/1839 hielt ebenso wenig als die früheren ... Allein ungeachtet dessen ist nunmehr die ganze Kuppel dem Verfalle nahe. Der ganze Dachstuhl ist mit Wasser getränkt, faul und morsch und droht den Einsturz ..." Weiter wurde moniert, dass die meisten Stühle verfault seien und dass es auf den Hochaltar regne.


Handwerker erstreitet sein Geld

Aus weiteren Unterlagen geht hervor, dass nach einigen Unstimmigkeiten über die Sachverständigen 1854 die Galerie um den Turm entfernt und das Dach repariert wurde. Die Umbaupläne hingegen kamen nicht zum Tragen. Allerdings hat die Gemeinde zunächst nur Teile der Rechnung bezahlt, weil der Zimmermeister die Reparatur angeblich nicht ordnungsgemäß ausgeführt hatte. Dieser bat 1857 das Landgericht Haßfurt um "Erledigung, damit ich nach so langer Zeit mein Guthaben vollends erhalte". Damit endet der Schriftverkehr.
Bürgermeister Holger Baunacher dankte Raimund Vogt für seine Arbeit und überreichte ihm ein Präsent. Er erklärte, dass die Gemeinde Archivräume im Dach des Rathauses schaffen und auch einen Archivar beschäftigen wolle. Insgesamt solle die Archivarbeit aber auf mehrere Schultern verteilt werden.