Im Gemeinderat und bei einer Bürgerversammlung wurden die Kemmerner umfassend informiert.
Das Hochwasser aus dem Jahr 2003 war Anlass, über einen noch besseren Hochwasserschutz für
Kemmern nachzudenken. Damals begann der Schriftverkehr zwischen Bürgermeister und Wasserwirtschaftsamt, Maßnahmen andernorts waren aber dringlicher. Weil der aktuelle Damm sowie die technischen Einrichtungen wie das Hebewerk aber älter als 35 Jahre sind, ist nun bald Kemmern an der Reihe.
"Auch wenn der Bürgermeister uns ständig auf die Füße tritt: Die Thematik ist uns bekannt - ich bin die Akten durchgegangen bis zurück ins Jahr 2003", erklärte Hans-Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt mit Sitz in Kronach leicht augenzwinkernd. "Wir können allerdings nicht alle Projekte gleichzeitig umsetzen, wir müssen nach Dringlichkeit und Schadenspotenzial vorgehen. Allem voran steht die Frage: Wer hat schon einen Hochwasserschutz und wer hat noch keinen?"
Rost erklärte, dass aufgrund des Schadenspotenzials zudem Hallstadt vor Kemmern an die Reihe kam, dort liegt aktuell die Planfeststellung für die Verbesserungen vor. "Nun kann es mit Kemmern losgehen. Bevor wir die einzelnen Punkte aber festzurren, sollen Gemeinderat und Bürger beteiligt werden."
Breite zu gering
In der Gemeinderatssitzung war daher auch Bernhard Vogt vom Ingenieurbüro Dr. Blasy/Dr. Øverland zu Gast. Er erklärte die aktuellen Entwurfspläne sowie die Ausgangssituation. "Die bestehenden Deiche entsprechen bereichsweise nicht mehr dem Stand der Technik - die Breite der Deichkrone ist zu gering, das Freibord nicht ausreichend (Anmerkung der Redaktion: Freibord = Abstand zwischen Wasserspiegel im Hochwasserfall und der Oberkante des Dammes), es fehlen Deichhinterwege, die Erosionssicherheit ist nicht gegeben, Schutzmauern sind bei Hochwasser nicht zugänglich."
Kemmern sei zwar insgesamt vor Hochwasser, auch einem sogenannten hundertjährigen Hochwasser (HQ100) geschützt, in einem solchen Falle gerieten die Dämme aber an ihre Grenzen. Berechne man einen Klimaaufschlag hinzu, käme es zu Überflutungen, so Vogt.
Als Planungsgrundsätze gab Vogt aus, bei der Verbesserung möglichst wenig Flächen zu verbrauchen und in Privateigentum nicht oder nur in sehr geringem Maße einzugreifen. So sollen die Deiche an vielen Stellen nicht erhöht, sondern mit einer Mauer nachgerüstet werden, inklusive dem Einbau einer Innendichtung mit einer Spundwand. In den Plänen zeigte sich: Die Mauern werden optisch kaum auffallen, da sie im Schnitt nur einen halben Meter hoch sein werden.
Im Notfall befahrbar
Außerdem seien sie günstiger zu realisieren, was auch der Gemeinde entgegenkomme, falle doch der für eine Deichverbreitung ansonsten notwendige Grunderwerb weg, so Vogt. In den Bereichen, die über keinen Platz für einen Deichhinterweg verfügen, sollen die Dämme im Notfall befahrbar sein. Vogt wies außerdem darauf hin, dass die Pumpen im Hebewerk veraltet seien und ausgetaucht werden müssten.
Diskutiert wurde im Gremium nach Vogts Vortrag über einige Details, etwa die von Städteplanern vorgesehene Sichtöffnung zwischen Kirche und Main.
Optisch könne er den Wunsch verstehen, aus wasserwirtschaftlicher Sicht sei eine solche Öffnung aber kontraproduktiv für die Sicherheit, meinte Rost. Auch ein eigenes Notstromaggregat für Kemmern zum Betrieb der Pumpen war Thema - Rost befürwortete eine solche Anschaffung. Dies wäre als mobiles Gerät ausgelegt und stünde unter Verwaltung der Feuerwehr. Geprüft werden soll, ob ein Einbau ins Hebewerk möglich wäre.
Die Kosten für die Gesamtmaßnahme sind aktuell noch nicht bekannt. Sämtliche Pläne wurden in Kemmern auch bei der Bürgerversammlung vergangene Woche im Sportheim gezeigt.