Die Oberleichtersbacher Familie Sitter zog im Oktober 2006 nach Ecuador um. Kurz vor ihrem zehnten Weihnachtsfest in der Ferne berichten sie über ihr Leben und ihre Arbeit.
Für Sabine Mehling-Sitter (47) und Alexander Sitter (46) ist das zehnte Weihnachtsfest in Ecuador ein ganz besonderes: "Diese Weihnachten verbringen wir das erste Mal nur noch zu zweit", berichtet Sabine Mehling-Sitter. Ende Oktober 2006 flogen sie zu fünft nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Die Kinder Magdalena, Jonatan und Katharina waren damals 12, 11 und 9 Jahre alt. Mittlerweile gehen sie eigene Wege: Magdalena (21) und Jonatan (20) sind zurück in Deutschland, beide in Würzburg, beim Studium beziehungsweise der Ausbildung. Katharina (18) arbeitet im Weltwärts-Freiwilligenjahr in Mtwara, Tansania.
Betreuung der Projekte
"Mit Skype, Whatsapp, Facebook und E-Mail ist der Kontakt aber rund um die Welt sehr leicht geworden", berichtet Sabine Mehling-Sitter.
"Das einzig schwierige ist noch der Zeitunterschied." Das Ehepaar Sitter arbeitet für die weltkirchliche Partnerschaft der Erzdiözese München und Freising mit der katholischen Kirche Ecuadors. Alexander widmet sich als Koordinator der Partnerschaft den Projekten, die die Erzdiözese finanziell unterstützt, und der Freiwilligenarbeit. Heuer arbeiten 13 junge Erwachsene aus der Erzdiözese in Ecuador als Freiwillige. "Das erfordert eine intensive Begleitung." Umgekehrt kommen jährlich zwei junge Ecuadorianer nach Bayern.
Sabine ist für den Aufbau eines ecuadorianischen Partnerschaftsrats zuständig und begleitet das neugegründete Sozialethische Institut. Die "Cooperación Fraterna - Partnerschaft" hat ihre Anlaufstelle in der Ecuadorianischen Bischofskonferenz in Quito, für Februar haben sich Kollegen der Abteilung Weltkirche aus München angekündigt.
"Für September 2017 ist der Besuch des Münchner Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx mit Delegation geplant."
Kontakte nach Deutschland
In den letzten Jahren kam die Familie zumindest einmal im Jahr in den großen Sommerferien nach Deutschland, um Kontakt mit Verwandten und Freunden zu halten. "Beziehungen auf diese Distanz zu pflegen ist nicht immer einfach", sagt Sabine Mehling-Sitter. "Aber mit einigen Freunden, auch in Bad Brückenau und Oberleichtersbach, konnten wir bisher gut in Kontakt bleiben." Private Besuche aus Deutschland waren dagegen eher die Seltenheit: "Die meisten schreckt die lange Flugzeit von mindestens 13 Stunden ab."
Wann sie wieder zurückkehren, stehe noch nicht genau fest. Als Gemeindereferenten der Diözese Würzburg sind sie nach wie vor beurlaubt für den Auslandseinsatz.
"Sicher ist, dass wir in den nächsten Jahren in die Region Unterfranken zurückkommen werden, auch wenn es - wie wir mittlerweile feststellen - von Jahr zu Jahr schwieriger wird, sich wieder mit den deutschen Gepflogenheiten zurecht zu finden."
Informationen übers Internet
Auch aus der Ferne verfolgen sie täglich die politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Ereignisse in Deutschland: Dank Internet und Mediathek seien heute-journal und Tatort auch im Hause Sitter zu sehen. "Die Welt ist kleiner geworden, die Menschen in Ecuador nehmen zum Beispiel Anteil an der Flüchtlingskrise in Europa, obwohl es vor Ort auch genug Flüchtlinge aus Kolumbien, Venezuela und Kuba gibt", berichtet Sabine Mehling-Sitter.
Eine Gruppe katholischer Unternehmer aus Guayaquil will sogar für die Unterbringung von Flüchtlingen in München spenden.
"Bei 25 Grad feiert man Weihnachten einfach anders als bei Minustemperaturen", sagt die 47-Jährige über die Vorbereitungen auf die Festtage. "Wenn draußen alles grünt und blüht, immerhin ist Regenzeit, mag sich das Bild vom grünen Adventskranz und Tannenbaum einfach nicht so entfalten." Trotzdem backe sie Plätzchen und Weihnachtsstollen.
Sparkurs im Gesundheitswesen
Ehrenamtlich widmet sich Sabine Mehling-Sitter der Hilfe für krebskranke Kinder in Ecuador. "Die medizinische Versorgung hat sich dramatisch verschlechtert", berichtet sie. Durch den niedrigen Ölpreis nehme Ecuador weniger ein, deswegen werde in der Gesundheitsversorgung gespart. Hier springt der Verein "Sol y Vida" (siehe Info rechts) ein: "Viele Familien kommen aus dem Hochland oder aus dem Orient, dem Amazonasgebiet, sie sind manchmal einen ganzen Tag nach Quito unterwegs."