Heimatforscherin Anneliese Hübner wollte wissen, wie der Weihnachtsbaum ins Coburger Land kam und wie die Stuben der Altvorderen aussahen, ehe Nadelbäumchen geschmückt wurden. Sie fand erstaunliche Dinge heraus.
                           
          
           
   
                   Da sitzen wir nun wieder alle rund um den Weihnachts- bzw. den Christbaum. Aber wie kommen wir eigentlich dazu? Dieser Frage ist die Heimatforscherin, Buchautorin und Mundartdichterin Anneliese Hübner gründlich nachgegangen. So viel vorweg: Nein, das war nicht "schon immer so".
       
Noch ist das Buch in Arbeit, in dem die Frage nach dem Weg des Christbaums ins Coburger Land gründlichst neben einigen anderen Fragen des Brauchtums erörtert werden soll. Doch in ihren Vorträgen hat Anneliese Hübner dazu schon einige Informationen verarbeitet. Wie groß das Interesse an der Herkunft unserer Bräuche rund um das Fest und überhaupt heute ist, mag unter anderem belegen, dass Gerald Hubers Buch "12 000 Jahre Weihnachten - Ursprünge eines Festes" bereits vergriffen ist. Ging es ihm ums Große und Ganze, so richtet Anneliese Hübner den Blick auf ihre Heimat, das Coburger Land. "Es war nicht leicht, Quellen zu finden", sagt sie. Manche Autoren, die darüber schrieben, erklärten nicht, woher sie ihre Informationen hatten. Aber Anneliese Hübners Neugier war nun mal geweckt, denn: "Weihnachten ist für mich immer noch das schönste und wichtigste Fest."
Schon aus Kindertagen kannte sie die Texte Heinrich Schaumbergers, der in "Umsingen" Weihnachten in Weißenbrunn vorm Wald recht detailliert beschreibt. Doch war das alles wirklich so? Nach eingehender Forschung weiß sie heute, dass "Heinrich Schaumberger wie kein anderer die Weihnachtsbräuche und thüringisch-fränkisches Volksleben des 19. Jahrhunderts überliefert hat.
Zu diesem Leben gehörte Weihnachten, so wie wir es heute feiern, lange nicht. Geht es um Wintergrün, das sich die Leute in ihre Behausung holten, in der dunklen Zeit um die Wintersonnenwende, dann reicht der Brauch weit in die vorchristliche Zeit zurück. Da mag Gerald Huber mit seinen 12 000 Jahren gar nicht so schlecht liegen. Doch Anneliese Hübner wollte Belege finden, für das, was sich in den Stuben des Coburger Landes in einer Zeit abspielte, aus der es belastbare Hinweise gibt.
"Auch im Coburger Land wurden, lange bevor ein Christbaum aufgestellt wurde, jahrhundertelang die Stubenecken zum Weihnachtsfest und Neujahr mit Fichtenzweigen geschmückt", fand sie heraus. Das lässt sich unter anderem aus der "Coburgischen Wald-, Forst-, Jagd- und Weidwercks-Ordnung" des Jahres 1653 entnehmen, in der gegen das übermäßige Ausschneiden von Reisig in dieser Zeit vorgegangen wird. Die Zweige, die auch als "Weihnachtsmaien" bezeichnet wurden, fanden mehrfach Erwähnung auch in anderen Regionen.
Dabei stieß Anneliese Hübner auch auf einen Wandel, wenn es um die Termine geht. Erst nach der Reformation nämlich rutschte in evangelischen Regionen der Tag, an dem es die Geschenke gibt, vom 6. Dezember auf den Morgen des 25. Am 24. wurde gearbeitet und in den Zunftstuben der Handwerker, auf Bauernhöfen und in den Kaufmannsgilden wurde am Abend davor gefeiert, gab es kleine Präsente für die Arbeiter. Männer gingen am Abend aus, trafen sich in den Wirtschaften.
     Frühe Erwähnung  
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Und der Baum? "Die früheste Erwähnung des Christbaumes in Coburg verdanken wir dem 1779 in Eisfeld geborenen Johann Andreas Wendel, dem späteren Direktor des Gymnasiums Casimirianum in Coburg, der schon als Jugendlicher 1791 bei einem Weihnachtsbesuch in der Residenz den Christbaum bei seinem Coburger Paten kennenlernt." Interessant dabei: In den Bürgerstuben stand der Christbaum nicht auf dem Boden. Vielmehr wurde er auf einem Tischchen platziert oder am Deckenbalken hängend befestigt.