Das ehemalige Anwesen des fürstbischöflichen Beamten in Stegaurach gehört seit einem Jahr der Gemeinde. Sie will dort ihr Rathaus einrichten. Am Sonntag ist das Schlösschen erstmals öffentlich zugänglich.
Böttinger - der Name ist in und um Bamberg ein Begriff. Böttingerhaus und Villa Concordia sind Prachtbauten des frühen 18. Jahrhunderts. Doch wer war eigentlich dieser Johann Ignaz Michael Tobias Böttinger? Wie kommt ein bürgerlicher Beamter im Dienste des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn dazu, solche repräsentativen Bauwerke errichten zu lassen? Diesen Fragen kann man am Sonntag beim Tag des offenen Denkmals nachspüren - und zwar in
Stegaurach. Denn dort baute Böttinger für sich und seine Familie auch noch ein Landgut.
Wohl am intensivsten mit Böttinger und seinem baulichen Wirken befasst hat sich die Bamberger Kunsthistorikerin Christine Freise-Wonka. In ihrer Dissertation "Ignaz Tobias Böttinger (1675-1730) und seine Bauten. Ein bürgerlicher Beamter des Absolutismus, sein Leben und seine Bautätigkeiten" nimmt das Böttinger'sche Landhaus - oder Böttingerschlösschen, wie es in Stegaurach meist genannt wird - zwar nur einen Nebenaspekt ein, doch nirgendwo lässt sich mehr darüber erfahren. Freise-Wonka wird am Sonntag selbst eine Führung anbieten (s. Artikel unten). Ihr Wissen hat sie bei einer Sonderführung im Sommer aber auch an das Team der Bücherei weitergegeben, das beim Tag des offenen Denkmals weitere geführte Rundgänge durch die Räumlichkeiten anbietet.
Das Böttingerschlösschen wurde im vergangenen Jahr von der Gemeinde Stegaurach gekauft, die Großes damit vorhat. Nach einer denkmalgerechten Sanierung soll das Rathaus ins Schlösschen - und in ein noch auszubauendes Nebengebäude - umziehen. Die Entwurfsplanung wird am Denkmaltag ebenfalls gezeigt. Zuletzt befand sich das Anwesen im Besitz einer ortsansässigen Metzgerfamilie, die lange Zeit auch ihre Produktions- und Verkaufsräume in dem Haus hatte.
Böttinger nutze das in den Jahren 1723 bis 1727 erbaute Gebäude wohl eher, um dem engen Korsett des absolutistischen fürstbischöflichen Hofes in Bamberg zu entfliehen. Und weil es eben unter seinen adligen Kollegen in der Verwaltung üblich war, ein Land- oder Rittergut zu besitzen, wie Freise-Wonka ausführt. Zum Anwesen gehörten ein großer Barockgarten hinter dem Haupthaus sowie Landwirtschaftsgebäude und Stallungen links und rechts davor. 1797 verkauften Böttingers offenbar verarmte Nachfahren das Anwesen an verschiedene Bauern. Die Wirtschaftsgebäude zur rechten Seite brannten 1926 nieder. Und wo sich der linke Ökonomietrakt befand, stehen nun das heutige Stegauracher Rathaus und das Pfarrheim.