Alljährlich treffen sich in Wallenfels am Montag vor Heiligabend die Flößer des Frankenwaldstädtchens zur sogenannten "Flößerkerwa". Dieser deutschlandweit einmalige Brauch erfreut sich großer Beliebt...
Alljährlich treffen sich in Wallenfels am Montag vor Heiligabend die Flößer des Frankenwaldstädtchens zur sogenannten "Flößerkerwa". Dieser deutschlandweit einmalige Brauch erfreut sich großer Beliebtheit. Das Willi-Schreiber-Flößerhaus an der Floßlände platzt dann förmlich aus allen Nähten. Nicht nur die Einheimischen, sondern vor allem auch Politiker zeigen Präsenz bei diesem außergewöhnlichen Ritual.
Brauchtum bewahren
Bürgermeister Jens Korn, ein begeisterter Förderer der Flößerei, schreibt in seiner diesjährigen Einladung dazu Folgendes: "Auch 2019 sind unsere Flößer im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen sitzen geblieben. Die Mühe der Vorbereitungen hat sich also wieder nur zur Hälfte gelohnt. Die vielen ausgefallenen Floßfahrten sind für uns allerdings kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Unsere Motivation, das Erbe unserer Väter zu erhalten, ist größer denn je. Und dazu gehört neben dem Handwerk auch die Überzeugung: Wer feste arbeitet, darf auch Feste feiern."
Höhepunkt wird einmal mehr der Auftritt des Nikolauses sein. Sein Einsatz gleicht einer "himmlischen Strafexpedition", denn an die 50 Aktiven der 220 Mitglieder zählenden Flößergemeinschaft Wallenfels bekommen unter dem schadenfrohen Gelächter der Besucher ganz gehörig die Rute zu spüren.
Die Zahl der deftigen körperlichen Berührungen richtet sich nach den Schandtaten. Und die werden in Wallenfels das ganze Jahr über peinlich genau notiert. Spezialbehandlungen gibt es insbesondere für "Weicheier" und "Schönwetterflößer". Und für jeden Delinquenten hat der Nikolaus (Andreas Buckreus) einen lockeren Spruch parat.
In der Welt unterwegs
Warum die Flößer kurz vor Weihnachten ihre Kerwa feiern, ist leicht zu erklären. Früher waren sie Mitte des Jahres auf großer Fahrt den Main hinunter bis zum Rhein, teilweise bis nach Holland. Während der traditionellen Wallenfelser Kirchweih im Juli verdienten die Flößer also ihr Brot in der weiten Welt. Doch dieses Fest muss ein echter Frankenwälder feiern. Dies galt erst recht in den alten Zeiten.
So konnte es nicht verwundern, dass die rauen Burschen, wenn sie von ihren entbehrungsreichen, strapaziösen Fahrten zurückkehrten, die Kirchweih nachfeiern wollten. Als idealer Tag erschien ihnen dabei der letzte Montag vor Heiligabend.
Solange in Wallenfels Flößerei betrieben wurde - gewerblich bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs hinein und später noch als Lohnflößerei auf dem Main bis Ende der 50er Jahre - wurde an diesem Tag die "Flößer-Kärwa" gefeiert.