Open Air Der italienische Songpoet überzeugt das Kulmbacher Publikum mit seinen Melodien und Texten.
Kurz vor Konzertbeginn hatten die Wettergötter am Sonntagabend ein Einsehen, vom Himmel her küssten nur noch Sonnenstrahlen den Schönen Hof der Plassenburg.
"Was für eine wahnsinnige Location, das ist ja fast wie in Versailles", schwärmte Pippo Pollina, als er um 18 Uhr die Bühne betrat. Zuvor jedoch ging der italienische Songpoet symbolisch auf die Knie.
"Gegen Rassismus zu sein ist eine menschliche Position, keine politische", sagte Pollina und untermauerte sein Statement mit dem Lied "A Mani Basse", das er 2017 in Gedenken an den Boxer und Menschenrechtler Muhammad Ali geschrieben hatte.
Pippo Pollina hatte im Vorfeld ein intimes Konzert versprochen - und er hielt sein Versprechen.
Sanfte Balladen, getragen durch seine markante Stimme und viel Gefühl, hallten durch den Burghof. Dazu das eindringliche Saxofon-Spiel von Roberto Petroli, der den Sänger auch mit Klarinette und an einem einem elektronischen Blaswandler begleitete.
"Es ist gar nicht so einfach, ein Best-of-Programm zu spielen", sagte Pippo Pollina, und in der Tat hätte man sich in der Songabfolge etwas mehr Abwechslung erhofft, so, wie es gegen Ende des Konzerts der Fall war. Da nämlich hielt es die Zuschauer kaum mehr auf den Plätzen: Sie pfiffen und sangen mit und klatschten rhythmisch.
Wanderung mit Wecker
Freilich spielte Pollina auch viele seiner Klassiker, die seine Fans unbedingt hören wollten. "Terra" war einer davon, ein Lied, das er in den 90er Jahren zusammen mit Konstantin Wecker geschrieben hatte. "Ich lernte Konstantin 1991 bei einer Wanderung in Luzern kennen und dachte nie, dass er mich wirklich anrufen würde", erzählte Pollina. Anliegen der beiden Musiker war es, ein italienisch-deutsches Freundschaftslied zu schreiben.
Auch mit "Mare, Mare, Mare" erzählte der italienische Songwriter aus Palermo eine Geschichte. "In Mitteleuropa denken immer alle, dass die Menschen im Süden ständig in der Sonne leben und das Meer genießen", dabei könnten 70 Prozent der Sizilianer nicht einmal schwimmen. "Es gibt Menschen, die in der Mitte der Insel leben, und das Meer vielleicht zwei Mal im Jahr sehen."
Dass er mit seiner Herkunft ein Image vertrat, wurde Pippo Pollina erst auf seinen ersten Reisen in den 80er Jahren bewusst. "Immer, wenn die Menschen hörten, ich komme aus Palermo, machten sie einen Bogen um mich oder setzten ein merkwürdiges Gesicht auf." Pippo Pollina erzählt gerne Geschichten, vor allem in seinen Liedern, und meist ist noch eine Botschaft dabei. Die rund 250 Zuschauer waren begeistert und dankten mit großem Beifall, den der Künstler mit drei Zugaben erwiderte.
Mit seiner Version von "Bella Ciao" verabschiedete er sich schließlich aus Kulmbach.