Alles hat seine Zeit

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Alles im Leben hat seine Zeit. Geboren werden und sterben, weinen und lachen, finden und verlieren, bewahren und wegwerfen. Die hier sehr gekürzt wiedergegebenen Verse des Predigers Salomo gehören woh...

Alles im Leben hat seine Zeit. Geboren werden und sterben, weinen und lachen, finden und verlieren, bewahren und wegwerfen. Die hier sehr gekürzt wiedergegebenen Verse des Predigers Salomo gehören wohl zu den schönsten und berühmtesten Stellen der Bibel. Sie erinnern uns: Zeit ist etwas, das wir nicht selbst erschaffen oder kaufen können, wir bekommen sie geschenkt. Und: Jede Zeit hat ihre Lieder, jede Zeit hat aber auch ihre Pest. Es liegt ganz allein an uns selbst, die Zeit, die wir zur Verfügung haben, sinnvoll zu nutzen.

Diese Zeilen sind mir in den Sinn gekommen, weil für mich heute ein neuer Zeitabschnitt beginnt. Nach mehr als 31 Jahren, in denen ich der Forchheimer Lokalredaktion des Fränkischen Tages angehören durfte, ist es für mich nun Zeit geworden, Abschied zu nehmen von meinen Kolleginnen und Kollegen, aber auch von den Menschen, mit denen ich beruflich zu tun hatte. Ab sofort gibt es keine vorgegebenen Themen mehr, nun darf ich selber bestimmen, was ich jeden Tag in Angriff nehmen möchte.

Gerne denke ich zurück an die Zeit, als ich die ersten Manuskripte auf der Schreibmaschine verfasst, die Texte der Mitarbeiter auf Papier redigiert habe. Ich erinnere mich an die Zeit, als Fotos noch schwarz/weiß waren und in einer Dunkelkammer entwickelt wurden. Als wir das erste Computer-System erhielten und die ersten Fotos im Farbdruck erschienen. Nicht minder spannend waren die ersten Gehversuche in Richtung digitales Zeitalter. Ich gestehe: Ich bin jeden einzelnen Tag gerne zur Arbeit gegangen. Eine Tatsache, die ich auch meinen Kolleginnen und Kollegen zu verdanken habe. So hat die Beziehung mit ihnen teilweise Jahrzehnte überdauert, länger als so manche Ehe.

Das Geheimnis dieses harmonischen Miteinanders offenbarte mir jener Kollege, mit dem ich drei Jahrzehnte Tür an Tür gearbeitet habe. "Wir hatten keinen gemeinsamen Hausstand und es gab keine gemeinsamen Urlaubsreisen", analysierte er, "wir konnten also gar nicht streiten, denn wir haben uns nur zu den schönen Dingen im Leben getroffen." Er hat recht. Besser kann keiner den Abschluss einer jahrzehntelangen beruflichen Zusammenarbeit beschreiben. Als Wahl-Franke verabschiede mich mit einem Songtitel der Schlagersängerin "Nicki" aus meiner ursprünglichen Heimat Niederbayern: "Servus, macht's guat".