In Fürth soll eine Mutter aus dem Supermarkt geflogen sein, weil ihre kleine Tochter zu laut gebrüllt hat. Der Inhaber wehrt sich gegen die Darstellung.
                           
          
           
   
          In Großbuchstaben bezeichnete die "Bild"-Zeitung den Fall als "Schreihals-Streit im Supermarkt". Dazu hatte das Blatt ein Foto gezeigt, auf dem die 27-jährige Mutter auf dem Parkplatz vor dem betreffenden Edeka-Supermarkt in Fürth das Töchterchen auf dem Arm hält. 
  
  Supermakrt-Inhaber wehrt sich gegen Vorwürfe
 
Der Geschäftsinhaber des Fürther Supermarkts, Roman Stengel, wehrt sich inzwischen öffentlich gegen die Vorwürfe, er habe die Familie mit dem schreienden Kind nach kurzer Zeit aus dem Laden geworfen. Stengel hat nun seinerseits Bilder der Überwachungskameras aus dem Laden veröffentlicht. Auf den Fotos sei das schreiende Kind an dem "hochroten Kopf" zu erkennen. 
Daneben seien die Eltern, die nichts unternehmen, zu sehen.
 Schon gegenüber dem Boulevard-Blatt hatte Stengel erklärt, das Kind habe eine volle halbe Stunde und nicht nur fünf Minuten gebrüllt. Daraufhin hätten sich andere Kunden über das Kind beschwert. Deshalb sei die Mutter darum gebeten worden, dafür zu sorgen, dass die anderen Kunden in Ruhe einkaufen könnten. "Wir werfen niemanden aus dem Laden - außer Ladendiebe", sagt Roman Stengel gegenüber inFranken.de. 
Die Mutter behauptete hingegen in der "Bild", eine Supermarkt-Mitarbeiterin habe sie bereits nach fünf Minuten darum gebeten, den Einkaufsladen wegen des weinenden Kindes zu verlassen. Dieser Rausschmiss mache sie immer noch fassungslos. Ihr Kind sei quengelig gewesen und habe aus Müdigkeit in dem Supermarkt geweint. 
Um 11.30 Uhr habe sie schließlich Hals über Kopf gemeinsam mit Mann, Schwiegermutter und dem weinenden Kind den Markt verlassen. 
  
  Was sagt eine Erziehungsexpertin zu dem "Schreihals-Streit"?
 
Sonja Noack leitet die Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik in Nürnberg, die angehende Erzieher und Pädagogen ausbildet. "Ich bin dafür, dass es für Eltern mit Kleinkindern besondere Angebote im öffentlichen Raum gibt", fordert die Psychologiedozentin aus Nürnberg. Denkbar seien beispielsweise Eltern-Kind-Abteile in der S-Bahn. Andererseits sollten Eltern auch Rücksicht auf den Rhythmus ihres Kindes nehmen. "Muss das Kind wirklich überall dabei sein? Muss ich das Kind beispielsweise in jeden Supermarkt mitnehmen?", fragt Noack.
 Natürlich seien Eltern auch auf die Toleranz der Gesellschaft angewiesen. 
"Diese bekommen Eltern aber gerade in Großstädten heute immer seltener. Hier spielen unterschiedliche Erziehungsstile und multikulturelle Hintergründe eine Rolle", erklärt Noack. Die erwachsene Mehrheitsgesellschaft vergesse gerne ihre Vorbildfunktion für Kinder. "Das Handy-Verbot im Ruhebereich des ICE wird von der Mehrheit lediglich als Vorschlag angesehen. Rote Ampeln ebenso!", ärgert sich die Expertin. "Kinder schauen sich das Fehlverhalten der Erwachsenen sehr schnell ab", sagt Noack. Pädagogen verstehen sich als Anwälte der Kinder. "Wir schauen auf deren Bedürfnisse und wägen individuell ab, was ein Kind in seinem jeweiligen Entwicklungsabschnitt leisten kann. Ich würde ein sechsjähriges Kind sehr wohl darauf aufmerksam machen, dass es im Restaurant oder im Supermarkt nicht zu brüllen hat." Bei einem einjährigen Kind könne man sich das sparen. Beim zweieinhalbjährigen Kind stünden die Chancen 50 zu 50. "Wichtig in der Kindeserziehung ist eine gute Beziehung, eine langfristige Vorbildfunktion und das konsequente Handeln der Eltern. Erziehung ohne Beziehung geht nicht", sagt Noack.     
 
Ich glaube ich lese nicht richtig. Als Mutter zweier kleiner, und ja – oh Graus – manchmal sogar quengelnder und lauter Jungs macht mich diese „Expertenmeinung“ absolut fassungslos. Eine Mutter wurde wegen ihres schreienden Kindes des Supermarkts verwiesen. Ob zu Recht oder Unrecht kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht dabei war. Aber wenn die Sozialpädagogin Frau Noack als Reaktion auf diesen Vorfall die Frage aufwirft: „Muss ich mein Kind beispielsweise in jeden Supermarkt mitnehmen?“ ist das ein absolutes Unding und geht komplett am Thema vorbei. Wir reden hier nicht von Museen oder Porzellanläden, wir sprechen von einem Supermarkt! Das scheint ja für manche neu zu sein, deshalb sage ich jetzt nochmal: Kinder (besonders, wenn sie klein sind) gehören zum Alltag von Eltern dazu. Sie sind natürlich dabei wenn ich einkaufen gehe, die Hausarbeit mache, Freunde besuche und obacht! ich nehme sie sogar mit in den Urlaub! Und ja, so toll Kinder auch sind, manchmal nerven sie, quengeln, oder bekommen (wie bei dieser bedauernswerten Mutter im Edeka) sogar einen Wutanfall. In einem Land, in dem Kindergärten angezeigt werden, weil die Anwohner sich von Kinderlärm belästigt fühlen, in dem Essengehen für Eltern zum sozialen Spießrutenlauf wird (Kind bleib sitzen, sei leise, iss anständig), und in dem die Politiker seit Jahren über eine sinkende Geburtenrate jammern – da sollte an dieser Stelle eine Lanze für mehr Kinderfreundlichkeit in Deutschland gebrochen werden. Stattdessen müssen wir Eltern uns von Frau Noack die Frage gefallen lassen, ob es sein muss, dass wir unsere Kinder „beispielsweise in jeden Supermarkt mitnehmen“. Dazu der Vorschlag, separate familienfreundliche Supermärkte für Eltern anzubieten. Damit kinderlose Bürger in Ruhe shoppen können. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem wir als Familie in getrennten Supermärkten einkaufen gehen, in separaten Restaurants essen oder in speziellen S-Bahn-Abteilen reisen sollen.
...wie Schilderungen voneinander abweichen. Da spricht die eine Seite von "quengelig", die andere von "Brüllen mit hochrotem Kopf". Und was für die eine Seite fünf Minuten sind, das sind für die anderer Unabhängig davon sind Kinder Teil unserer Gesellschaft eine halbe Stunde.
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft genau in der Mitte.
Unabhängig davon sind Kinder Teil unserer Gesellschaft und ihren Bedürfnissen muss mindestens genauso Rechnung getragen werden, wie denen der vielen anderen Teile der Gesellschaft, die wir inzwischen haben...
Etwas qengeln gehört da ohne Zweifel dazu und deswegen wird bestimmt niemand aus dem Supermarkt geschmissen. Eine halbe Stunde brüllen rechtfertigt das schon eher, wobei das Problem damit nicht gelöst ist, denn wenn ein Kind eine halbe Stunde ohne erkennbaren Grund brüllt liegt bei dieser Famile doch wohl auch noch einiges andere schwer im argen... Ist dann wohl auch ein dezenter Hinweis ans Jugendamt gerechtfertigt.