Übergewichtiges Franken? In welchen Regionen Schäuferla und Bier ihre Spuren hinterlassen
Autor: Robert Wagner
Franken, Dienstag, 05. März 2024
Übergewicht und krankhafte Adipositas nehmen im deutschlandweiten Trend zu. In Franken scheint es mancherorts besonders problematisch zu sein. Insbesondere Schweinfurt sticht negativ hervor.
Die fränkische Küche gilt als nicht gerade kalorienarm. Und auch Bier ist sicherlich kein Diät-Getränk. Führt dies dazu, dass es in Franken besonders viele Menschen mit Übergewicht gibt? Dieser Frage beantwortet die Barmer in ihrem Morbiditäts- und Sozialatlas. Und die Zahlen zeigen tatsächlich einen besorgniserregenden Trend - insbesondere in Schweinfurt, den Haßbergen und Kronach.
Doch zunächst die gute Nachricht: In Bayern leiden weniger Menschen an Adipositas als im Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2021 waren in Bayern von 1.000 Personen rund 23,3 krankhaft übergewichtig und damit 11 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. Einzig Hamburg und Baden-Württemberg stehen hier besser da. Schlusslicht ist bundesweit Mecklenburg-Vorpommern, wo sogar über 70 Prozent mehr Fälle von krankhaftem Übergewicht vorkommen als im Schnitt.
Schwerpunkt in Schweinfurt, Kronach und den Haßbergen
In Bayern hingegen fallen die Franken negativ auf: Adipositaserkrankungen sind im Norden des Freistaates deutlich häufiger, als im Süden. Besonders "schwer" betroffen ist die Stadt Schweinfurt: Schwere Verlaufsformen der Adipositaserkrankung, ab einem Body-Mass-Index von 35 kg/m², kommen in Schweinfurt mit 41,6 je 1.000 Personen deutlich häufiger vor als im Rest des Freistaates. Fast 60 Prozent liegt die Stadt damit über dem Durchschnitt.
Ähnlich problematisch ist die Lage in den Haßbergen (39,6 Fälle je 1000 Einwohner) und Kronach (37,1). Auch in der Stadt Bamberg, dem Landkreis Coburg und dem Landkreis Hof sind Adipositas-Fälle mit über 36 Fällen je 1000 Einwohner deutlich häufiger, als in anderen Regionen.
Den geringsten Wert in Bayern weist Starnberg auf - mit 14,5 Betroffenen je 1.000 Personen. In Franken ist es hingegen Erlangen, in dem es deutlich weniger Übergewichtige gibt, als in anderen Regionen. Immerhin 19 Prozent liegt die Stadt mit 21,4 Fällen auf 1000 Einwohner unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Depressionen und Rückenschmerzen als negative Begleiterscheinungen
„Hauptursache für starkes Übergewicht sind zu energiereiche Ernährung und ungenügende Bewegung. Wer abnehmen möchte, muss Lebensstil und Alltagsgewohnheiten ändern, doch das lohnt sich. Verlorene Pfunde sind gewonnene Lebensjahre, denn Adipositas geht einher mit ernsthaften Begleiterkrankungen und einem erhöhten Krebsrisiko“, sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern laut einer Pressemitteilung der Krankenkasse.
Laut dem Barmer-Morbiditätsatlas treten starke Adipositaserkrankungen häufig mit weiteren typischen Begleiterkrankungen auf. Rund 63 Prozent der Menschen in Bayern mit Adipositas auch an Bluthochdruck und 41 Prozent an Diabetes. Jede vierte von Adipositas betroffene Person hat außerdem Rückenschmerzen oder Depressionen. „Eine ausgewogene Ernährung beugt Übergewicht mit seinen Begleiterkrankungen vor. Die Faustregeln lauten: mehr Vielfalt auf den Teller, den kleinen Hunger mit Gemüserohkost stillen statt mit Süßigkeiten, öfter selbst kochen statt Fertiggerichte in den Ofen schieben sowie mehr auf pflanzliche Fette und Eiweiße setzen statt auf tierische“, sagt Kindshofer.