Alkohol trinken: Was schon ein halber Liter Bier mit deinem Körper macht

7 Min
Ein Bier a 0,5 Litern pro Tag stellt bereits ein großes Gesundheitsrisiko dar.
Ein Bier a 0,5 Litern pro Tag stellt bereits ein großes Gesundheitsrisiko dar.
rawpixel.com / Ake (340892884)

Alkohol kann durchaus negative Auswirkungen auf unseren Körper haben. Dabei reichen schon geringe Mengen, wie ein halber Liter Bier, aus.

Das Feierabendbier – für manch einen ist es ein Ritual, um den Arbeitstag hinter sich zu lassen. Doch schon ein Bier pro Tag kann sich negativ auf deine Gesundheit auswirken. Warum es sich lohnt, auf eine alkoholfreie Variante umzusteigen. 

Die Auswirkungen von Alkohol auf den Körper

Der Alkohol gelangt über die Schleimhäute des Magens und Darms in den Blutkreislauf und in das Körperwasser. Der Körper besteht zu einem sehr großen Teil aus Wasser. Alle wichtigen Organe wie Herz, Leber und Gehirn sind von Körperwasser umgeben und damit dem Alkohol ausgesetzt. Die Leber und das Gehirn sind besonders stark durchblutet und so besonders durch Alkohol gefährdet.

Einige Faktoren beeinflussen die Alkoholaufnahme: 

  • Wenn der Magen leer ist, gelangt der Alkohol schneller in den Blutkreislauf.
  • Ein hoher Alkoholgehalt und Kohlensäure in alkoholischen Getränken beschleunigen die Aufnahme von Alkohol.
  • Medikamente können die Aufnahme beeinflussen. So kann beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), ein Schmerzmittel, die Blutkonzentration im Blut erhöhen. 
  • Menstruierende Personen haben meist einen geringeren Wasseranteil im Körper. Die Alkoholkonzentration im Körperwasser ist damit höher, daher macht sich Alkohol bei ihnen überwiegend früher bemerkbar. 
  • Ältere Menschen und Personen mit Übergewicht haben ebenfalls einen geringen Wasseranteil, sie erreichen demnach auch schneller eine hohe Alkoholkonzentration im Blut. 

Alkohol ist im Grunde ein Zellgift, auf das einige Organe mehr reagieren als andere. Das Gehirn reagiert empfindlich auf Alkohol, dieser beeinflusst dort die verschiedenen Botenstoffe. Botenstoffe dienen zum Informationsaustausch an den Nervenzellen. Der Alkohol hemmt ihre Funktion und damit die Informationsübertragung. Die Wahrnehmung und das Reaktionsvermögen verlangsamen sich. In geringen Mengen wirkt Alkohol stimmungshebend, da er Einfluss auf Botenstoffe nimmt, die das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren. In großen Mengen wirkt der Alkohol aber betäubend.

Was passiert bei wie viel Promille im Blut?

Ein kleiner Teil des aufgenommenen Alkohols wird ausgeatmet, über die Haut sowie Nieren ausgeschieden. Den größten Teil verarbeitet der Körper zu Kohlenstoffdioxid (CO₂) und Wasser. Über 90 % dieses Abbaus übernimmt die Leber. Pro Stunde baut der Körper durchschnittlich 0,13 bis 0,15 Promille ab. Wie hoch dein Blutalkohol nach einem bestimmten Getränk ist, hängt von dessen Alkoholgehalt ab und von den oben bereits genannten Faktoren.

Je nach Person und Trinkverhalten wirkt Alkohol unterschiedlich schnell. Für Menschen, die selten Alkohol konsumieren, treten bestimmte Wirkungen schon bei einem geringen Promillewert auf. Andere, die regelmäßiger Alkohol konsumieren, können eine Alkohol-Toleranz entwickeln, weshalb eine höhere Alkoholmenge notwendig ist, um die gleiche Wirkung hervorzurufen. 

  • Bis 0,2 Promille kann Alkohol bei sehr empfindlichen Menschen, die Alkohol zum Beispiel nicht gewohnt sind, eine enthemmende Wirkung haben. 
  • Ab 0,2 Promille können Reaktions- und Koordinationsfähigkeit vermindert sein, eine gewisse Distanzlosigkeit auftreten und die Risikobereitschaft steigen. 
  • Ab 0,3 Promille kann das Sichtfeld eingeschränkt sein und Entfernungen können nicht mehr korrekt eingeschätzt werden. 
  • Ab 0,5 Promille spricht man von leichtem Rausch, die Reaktionsfähigkeit lässt deutlich nach. Die Konzentrationsfähigkeit ist deutlich gemindert, das Hörvermögen schlechter und eine erhöhte Reizbarkeit möglich.  
  • Ab 0,8 Promille treten erste Gleichgewichtsstörungen aus und der Tunnelblick setzt ein. Die Reaktionsfähigkeit ist deutlich eingeschränkt, die Sprache verwachsen und der Gang gestört. Es kann zu euphorischen Zuständen kommen. 
  • Ab 1,0 Promille treten deutliche Sprachstörungen auf und Risikobereitschaft so wie eine mögliche Aggressivität nehmen zu. 
  • Ab 1,5 Promille wird vom starken Rausch gesprochen. Es kommt zu Stimmungsschwankungen, Realitätsverkennung, schweren Koordinationsstörungen, lallender Aussprache, Gleichgewichtsstörungen und Orientierungsstörungen. 
  • Ab 2,5 Promille ist das Bewusstsein getrübt, es kommt zu Lähmungserscheinungen, doppeltem Sehen und das Erinnerungsvermögen wird ausgeschaltet (Blackout).
  • Ab 3 Promille ist der Körper stark sediert, die Funktion des zentralen Nervensystems ist stark beeinflusst. Der Verlust des Bewusstseins bis hin zum Koma ist möglich. 
  • Ab 3,5 Promille besteht Lebensgefahr durch eine mögliche Lähmung des Atemzentrums.

Ein regelmäßiger und langanhaltender Alkoholkonsum kann schwerwiegende und langfristige Schäden für das Gehirn und fast alle anderen Organen haben. So kann das Hirngewebe schrumpfen, sodass zunächst die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen abnimmt. Auch die Intelligenz und das Urteilsvermögen kann dauerhaft beeinträchtigt sein. Da die Leber für den Großteil des Alkoholabbaus verantwortlich ist, ist dieses Organ bei einem regelmäßigen Alkoholkonsum besonders betroffen und es kann zu einer Leberzirrhose kommen. Regelmäßiger Alkoholkonsum steigert die Gefahr für Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Schlaganfall, er kann zu Persönlichkeitsveränderungen führen, das Risiko einer frühzeigen Demenzerkrankung steigern und Impotenz ist möglich. Außerdem kann es zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und der Magenschleimhaut kommen.

Warum kann ein großes Bier am Tag riskant sein?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt: "Beim Alkohol gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge." Alkohol ist ein Gift, eine Substanz, die süchtig macht und krebserzeugend ist. Das Internationale Krebsforschungszentrum stuft Alkohol in die höchste Risikogruppe der Karzinogene ein, hierzu gehören auch Tabak, Asbest und Strahlung. Ein steigender Alkoholkonsum erhöht das Krebsrisiko erheblich. Kein Alkohol ist demnach die Empfehlung der WHO. Die empfohlene Trinkmenge für Bier lautet folglich Null. 

Jede Form von Alkoholkonsum ist gesundheitsschädlich. Bereits eine Flasche Bier am Tag lässt dein Gehirn schrumpfen, wenn du das über längere Zeit regelmäßig machst. Je mehr du trinkst, desto schneller schrumpft bzw. altert dein Gehirn. Eine Flasche Bier (0,5l) pro Tag lässt das Gehirn einer 50 Jahre alten Person doppelt so schnell altern. Bier besteht aus Malz, Hopfen und Wasser. Alles drei an sich sehr gesundheitsförderliche Zutaten. Wäre da nicht der Alkohol, der all jene positiven Eigenschaften zunichtemacht. Der Alkohol ist nicht nur ein Gift, das die oben bereits erwähnten gesundheitlichen Risiken mit sich bringt, er ist auch eine richtige Kalorienbombe. Ein Vollbier enthält pro 100 g etwa 3 g Kohlenhydrate und 3,6 g Alkohol. Das sind rund 42 Kilokalorien. Das entspricht in etwa 100 g Cola. Ein halber Liter Bier bringt demnach 215 kcal mit sich. Zusätzlich wirkt der im Bier enthaltende Bitterstoff appetitanregend, sodass Bier mehr als alle anderen alkoholischen Getränke das Hungergefühl antreibt. Gleichzeitig wird die Fettverbrennung durch den Alkohol gestoppt. Übermäßiger Bierkonsum führt daher sehr häufig zu einer Gewichtszunahme.  

Wie bereits erwähnt hat Alkohol vielerlei langfristige Folgen auf die unterschiedlichen Organe, die zu unterschiedlichen Krankheitsbilder führen können. 

  • Die Leber ist das zentrale Organ, wenn es um den Alkoholabbau im Körper geht. Bei einem regelmäßigen Alkoholkonsum ist sie somit im Dauerstress. Die Leber steuert viele zentrale Stoffwechselprozesse im Körper und ist ein lebenswichtiges Organ. Sie arbeitet rund um die Uhr und filtert unter anderem täglich im Schnitt 2.000 Liter Blut. Wer dauerhaft Alkohol trinkt, riskiert eine Fettleber. Eine Fettleber ist das Frühstadium einer Lebererkrankung. Es ist möglich durch eine deutliche Reduzierung des Alkoholkonsums oder den kompletten Verzicht der Leber die Chance zu geben sich zu erholen, denn eine Fettleber ist reversibel. Wer jedoch weiter trinkt, wird seine Leber nachhaltig schädigen. Es entsteht eine Leberfibrose, die Vorstufe einer Leberzirrhose. Bei einer Leberzirrhose wird das Lebergewebe zerstört und ihrer Funktion stark eingeschränkt. Zerstörtes Lebergewebe kann nicht wieder gesunden. Eine stark ausgeprägte Zirrhose führt, wenn keine Lebertransplantation erfolgt, zum Tod. 
  • Alkoholkonsum steigert das Risiko für chronischen Bluthochdruck, dieser kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und zu anderen Herzschäden. Alkohol wirkt so auf das Nervensystem, dass der Herzschlag erhöht wird. Das Herz pumpt verstärkt Blut durch den Körper und der Blutdruck erhöht sich. Ist der Blutdruck dauerhaft erhöht, kann das erst zu Gefäßverengungen und im weiteren Verlauf zu Gefäßverschlüssen führen, die einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Durchblutungsstörungen auslösen können. Ein hoher Blutdruck kann zusätzlich zu Herzschwäche führen. Auch bei jüngeren Menschen kann Alkohol ohne die Erhöhung des Blutdrucks das Holiday-Heart-Sydrom auslösen, eine Art Vorhofflimmern.  Wenn dieses zu häufig auftritt, kann es ebenfalls zu einer Herzschwäche führen. 
  • In kleinen Mengen wirkt sich Alkohol direkt auf das Gehirn aus und schränkt dessen Funktion ein. Je regelmäßiger du trinkst, desto höher ist das Risiko von langfristigen neurologischen Schäden, die unter anderem Demenz auslösen können. Alkohol verändert deinen Bewusstseinszustand. Kurzfristig bewirkt er häufig, dass du dich entspannter und ruhiger fühlst, doch langfristig führt ein regelmäßiger Alkoholkonsum zu strukturellen und funktionalen Veränderungen deines Gehirns. Wenn du häufig Alkohol trinkst, gewöhnst du dich bzw. dein Gehirn an einen bestimmten Überschuss an Dopamin und Serotonin. Folglich benötigst du immer mehr solcher Glücksbotenstoffe, um dich gut zu fühlen und es kann passieren, dass du dich ohne die Wirkung von Alkohol immer unruhiger und schlechter gelaunt fühlst. Das kann langfristig zu Depressionen und zum Alkoholmissbrauch führen. 

Tipps für einen verantwortungsvollen Bierkonsum

Zu bestimmten Anlässen gehört Trinken zum guten Ton, ist Teil einer gesellschaftlichen Etikette. Doch das muss dich nicht davon abhalten, einen Bogen um Alkohol zu machen. Denn auch wenn du immer wieder Pausen oder Abstinenztage einlegst, jeder Tropfen Alkohol schadet deinem Körper. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt regelmäßig für gewisse Zeit komplett auf Alkohol zu verzichten, damit sich deine Leber regenerieren kann und das Risiko einer Lebererkrankung sinkt. Wenn du Alkohol trinkst, solltest du, als Suchtprävention, pro Woche wenigstens zwei alkoholfreie Tage einlegen. An allen anderen Tagen sollte dein Alkoholkonsum im risikoarmen Bereich liegen, das bedeutet für Frauen ein kleines Bier (0,3l) oder Wein (0,125l) pro Tag und für Männer die doppelte Menge. 

Es gibt immer mehr alkoholfreie Alternativen. Nicht nur alkoholfreies Bier wird immer beliebter. Es gibt alkoholfreien Gin, Whisky, Rum und sogar Vodka. Der Markt für alkoholfreie Spirituosenalternativen boomt. Laut einer Umfrage der BZgA ist der Alkoholkonsum der 12- bis 25-Jährigen rückläufig. Der Trend heißt also alkoholfrei. Nicht zu trinken wird akzeptierter und das Angebot in Gaststätten, Bars, Clubs sowie Getränkemärkten an alkoholfreien Alternativen vergrößert sich. Es ist also nicht mehr so schwer, auf ein alkoholfreies Bier zurückzugreifen oder sich einen alkoholfreien Drink am Abend zu genehmigen, um den Feierabend einzuläuten. 

Wenn du das Gefühl hast, nicht mehr auf dein Bier verzichten zu wollen, du vielleicht schon ein paar mal beim Versuch gescheitert bist, weniger zu trinken oder eine Pause einzulegen, dann solltest du dir Unterstützung suchen. Eine Alkoholabhängigkeit ist nicht gebunden an eine bestimmte Alkoholmenge. Es ist die Unfähigkeit, den Alkoholkonsum dauerhaft selbstgesteuert zu kontrollieren. Eine Alkoholsucht ist eine Krankheit, die sich häufig über mehrere Jahre hinweg entwickelt. Wenn du merkst, dass du es ohne Unterstützung nicht schaffst deinen Alkoholkonsum zu reduzieren, scheue nicht davor zurück dir Hilfe zu holen. Die Beratung der BZgA richtet sich an alle Personen, die ihren Alkoholkonsum reduzieren möchten. Du kannst auch deine Hausärztin oder Hausarzt um Hilfe bitten. 

Fazit

Alkohol ist ein Nervengift und hat neben seinen kurzzeitigen Wirkungen eine Reihe von langfristigen Folgen. Ein großes Bier pro Tag kann bereits große gesundheitlich Risiken für lebenswichtige Organe, wie die Leber, das Herz und Gehirn, mit sich bringen. Es ist wichtig, immer wieder Alkoholpausen einzulegen, um dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben. Solltest du Probleme haben auf Alkohol zu verzichten, scheue nicht davor zurück dir Hilfe zu holen. 

Mehr zum Thema: