Eiertanz, Eierfärben, Eiersuchen - zum Osterfest geht es oval zu. Hochsaison für regionale Anbieter wie den Hühnerhof Huberth in Kauernhofen.
Gut versteckt wohnt Familie Huberth auf ihrem Hof im "Obstgarten". Der Name passt: Zwischen Zwetschgenbäumen, Birnenblättern, Kirschblüten und Apfelknospen summen vereinzelt Hummeln. Den sensiblen Wildbienen ist es zu windig. "Hummeln haben einen extra Mantel, das Flauschige, denen wird nicht so schnell kalt", sagt Reinhard Huberth.
Dann zeigt er auf einen Apfelbaum: "Man sieht jetzt schon, aus welcher Knospe eine Frucht wachsen wird", sagt Huberth. 3500 Obstbäume stehen auf seinem Grundstück. Jeden einzelnen davon hat er über den Winter selbst zurückgeschnitten. "Wir tun hier alles für Tiere", sagt Huberth und zeigt auf ein Insektenhaus. Wildbienen, Hummeln, Insekten, Hunde - und wo sind die Hühner?
Auf das Huhn gekommen Die Suche geht weiter. Inmitten all der spriesenden Frühlingspracht keine Spur von Hühnern, Eiern, Ostergefühlen.
Womöglich ein verspäteter Aprilscherz? Vielleicht doch mal vorsichtig nachfragen? "Jetzt fahren wir ins Hühnerparadies, wie meine Frau den Stall immer nennt", sagt Reinhard Huberth. So ein Glück, sonst wäre die Ostergeschichte im Eimer gewesen. Einen Kilometer weiter, im Ortskern von Kauernhofen, steht der Hühnerstall von Familie Huberth.
Im Fernsehen sieht man immer wieder Horrorbilder aus Legebatterien. Wenn überhaupt ein Reporter mal in einen Hühnerstall spitzen darf. 2000 Hühner leben bei Huberths im Stall, aufgeteilt in zwei Bereiche - einen für die Älteren, einen für die Jüngeren. "Das erleben sie nicht oft, dass sie jemand hinter die Kulissen blicken lässt", sagt Huberth und öffnet die Stalltüre. Zu verbergen hat er nichts. Zu präsentieren - ja, doch.
Er zeigt auf das Futtersilo, das mit dem "besten und teuersten Futter, selbstverständlich ohne Gentechnik," aufgefüllt werde. Huberth hat klare Vorstellungen, wie sein Familienbetrieb laufen soll - eine Hühnerphilosophie: "Wenn es meiner Familie und meinen Hunden gut geht, dann muss es auch den Hühnern gut gehen", sagt er.
Den Hühnerhof hat er von seinem Vater übernommen - freiwillig. Huberths Tochter und Frau helfen bei der täglichen Arbeit. Wenn er sich das besondere Futter, die teuren Vitamine, die regelmäßigen Tierarztbesuche nicht mehr leisten könne, habe sich das mit dem Familienbetrieb schnell erledigt.
Am Vormittag hat er einen Hühnerwirt besucht, der bereits mit den "Hühnerbaronen aus den Niederlanden" um die Abnahme seiner Eier kämpfen müsse.
"Vor Jahren mussten wir in Deutschland alles umrüsten - für viel Geld", sagt Huberth, "in Frankreich und Holland gelten diese Standards nicht. Und woher beziehen die großen Discounter ihre Eier?" Es mache ihn wütend, dass ein regionaler Anbieter auf seine Produkte - auf jedes einzelne Ei - draufzahlen müsse, um mithalten zu können. "Schuld ist der Verbraucher, der immer nach billig schaut. 99 Cent für zehn Eier, das muss man sich mal überlegen", sagt Huberth.
Nicht immer Bio Auf dem Hühnerhof Huberth leben die Hühner in Bodenhaltung. Sonnenlicht sehen die Tiere keines, statt grüner Wiese leuchten die Scheinwerfer grün. Unglücklich wirken sie dennoch nicht. Es gackert, Staub liegt in der Luft. Der Hofbesitzer pfeift und schon ist Ruhe, aber nicht lange.
Plötzlich steht er in Mitten von neugierigen Gackerlieseln, die ihr Federgewand präsentieren. "So entspannte und zutrauliche Hühner gibt es in keinem anderen Stall", sagt Huberth und schnappt sich in nächster Sekunde ein Huhn: "Sehen Sie, wie ein Baby liegt die im Arm."
Mit der Henne im Arm und umringt von brütenden, gackernden, pickenden Hühnern erklärt Huberth, wie er täglich für seine Hennen und die Qualität der Eier sorgt: "Ich setze mich hier einfach rein und rede mit ihnen."
Er hält weiße und braune Hühner, wobei die weißen Hühner in diesem Licht eher hellgrün leuchten. Das Licht soll die Hennen beruhigen: "Hühner können richtige Kannibalen sein", sagt Huberth. Auf seinem Hof komme es in den seltensten Fällen zu Raufereien und wenn, dann zwischen dem älteren Gefieder. Wenn sich die Hühner mausern, würden schon mal die Hormone verrückt spielen.
Im Juli begibt sich ein Teil seiner Hühner auf ihre letzte Reise zum Schlachter nach Gunzenhausen. Sie haben ihren Dienst erwiesen. 200 bis 300 Eier legt ein Huhn im Jahr.
Apropos Eier: Blop, ein dumpfes Klack, und schon kullern die Eier auf dem Fließband entlang in Richtung Karton. Gereinigt, gestempelt, gewogen, sortiert - jeder einzelne Schritt in Huberths Eiervertrieb ist damit für den Kunden nachvollziehbar. So um die drei Euro kosten seine 10er-Schachteln. Abnehmer sind örtliche Bäcker und Metzger, verkauft wird auf dem Markt in Kulmbach oder im Hofladen. "Über Ostern brummt das Geschäft. Aber in allen anderen Monaten muss man ja genauso sein Geld verdienen", sagt Huberth.
Nicht nur die kleinen Hühnerhöfe, Milchbauern oder Obstbauern ringen mit den großen Handelsketten und Niedrigpreisen: "Jeden Tag stirbt ein Schnapsbrenner aus", sagt Huberth, als er seine Destillieranlage im Nebenraum zeigt.
Für die Schnapsbrennerei verwertet er das Obst von der Wiese, "das, was eben nicht mehr so schön ausschaut" und von den Leuten nicht mehr gekauft werde. "Alle schreien nach Bio, nach regional und saisonal", sagt Huberth. Damit kleine Betriebe überleben könnten, müssten die Leute aber darauf achten, welche Eier am Sonntag im Osternest landen.