Auch im Landkreis Forchheim suchen Ehrenamtliche des Bund Naturschutz (BN) nach Spuren von Wildkatzen. Noch hat sich das scheue Tier nicht gezeigt - aber Experten sind sich sicher: Die Wildkatze wird in der Fränkischen wieder heimisch.
Sorgfältig sprüht Rochus Grün, Vorsitzender der Bund Naturschutz (BN) Ortsgruppe Egloffstein, Obertrubach und Gößweinstein, den Lockstock mit Baldrian ein. Tierhaare hängen heute keine an den Kerben im Holz, die mitgebrachte Pinzette und die Probetütchen kann Grün eingesteckt lassen.
Der Wildkatze auf der Spur
Auch ohne Haarprobe ist sich Grün sicher: "Wir wissen, dass sich Wildkatzen in unserer Gegend bewegen." Nur Haare hat sie dabei eben noch nicht an den drei Lockstöcken hinterlassen, die er aufgestellt hat.
In 23 Landkreisen Nordbayerns zwischen der Rhön und dem Oberpfälzer Wald suchen derzeit Ehrenamtliche des Bund Naturschutz (BN) nach Spuren der scheuen Wildkatze. Acht Wochen lang versuchen sie in der Paarungszeit der Wildkatze, Wildkatzenhaare an mit Baldrian besprühten Lockstöcken zu finden und zu sichern. "Die besten Chancen haben wir am Anfang der Aktion zur Paarungszeit, weil die Wildkatzen dann am verrücktesten sind", sagt Grün. Rund 60 Lockstöcke seien im gesamtem Landkreis Forchheim aufgestellt worden.
Schon Wildkatze nachgewiesen
Die Ergebnisse werden von allen Beteiligten mit Spannung erwartet, denn vor fünf Jahren fand die erste derartige Wildkatzenerfassung-Aktion in Nordbayern statt. Damals wurden im Landkreis Forchheim an einem Lockstock bei Hundshaupten Wildkatzenhaare nachgewiesen.
Ob die Tiere nur auf Durchreise waren oder mittlerweile in den Wäldern heimisch geworden sind, soll die diesjährige Untersuchung zeigen. "Ich bin optimistisch, dass sich die Wildkatze hier wieder ansiedelt", sagt Erich Daum, Revierleiter im Forstrevier Oesdorf der Bayerischen Staatsforsten. Er hat in seinem 2000 Quadratmeter großen Revier sieben Lockstöcke aufgestellt. Fünf Beutel mit Haaren hat Daum den Stöcken schon entnommen.
Diese werden zuerst von Biologen, die ehrenamtlich für den BN arbeiten, untersucht. Eine genaue genetische Untersuchung am Senckenberg-Institut soll dann klären, ob es sich wirklich um eine Wildkatze handelt.
Durch den "genetischen Fingerabdruck" der gesammelten Haare kann dort nicht nur zwischen Wild- und Hauskatzen, sondern auch zwischen einzelnen Wildkatzen unterschieden werden. So kann beispielsweise auch der Verbreitungsweg einer Wildkatze nachgewiesen werden, wenn sie sich beispielsweise schon an mehreren Lockstöcken gerieben hat.
Mehr Waldkorridore nötig
Rochus Grün und Erich Daum betonen: Damit die Wildkatze in unseren Wäldern tatsächlich heimisch wird, braucht sie geschützte Lebensräume. "Es ist unsere Aufgabe, den Wald so zu pflegen, dass sich alle Tiere wohlfühlen", sagt Daum. Dazu gehören ein gemischter, artenreicher Wald, freie Felsflächen, auf denen sich die Katze sonnen kann, Waldlichtungen und vor allem: genug Mäuse, die Leibspeise der Samtpfoten.
Schießen dürfen Jäger auf die Wildkatze nicht, erklärt Kreisjagdberater Erich Fiedler. Auf streunende Hauskatzen dürfte ein Jägern nur schießen, wenn sie mehr als 300 Meter zum nächsten bewohnten Gebäude entfernt ist. Aber: "Kein Jäger ist scharf darauf, eine Katze zu erschießen", betont er.
Die Jagdpächter unterstützen Aktionen wie diese gerne, sagt Fiedler. Er würde sich nur wünschen, dass die Jäger dabei mehr miteinbezogen werden.
Eine Gefahr für andere Tierarten sei die Wildkatze keinesfalls, meint Fiedler. Sollte doch einmal ein Singvogel im Beutespektrum einer Wildkatze sein, dann gebe es immer noch viel zu wenige Wildkatzen, um andere Tierpopulationen zu beeinflussen. "Die Wildkatze gehört zu unseren Wäldern dazu", sagt er. Er habe die scheuen Tiere schon mehrmals gesehen; zuletzt im Sommer 2018.
Die Europäische Wildkatze
Wildkatze Die Europäische Wildkatze ist eine Ureinwohnerin der bayerischen Wälder. In Bayern war die Wildkatze um 1940 ausgerottet. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seit etwa zehn Jahren über den Jurabogen in Richtung Südbayern aus.
Mittlerweile sind die Samtpfoten auch im Steigerwald, im Nürnberger Reichswald, in der Fränkischen Schweiz und im Bayerischen Wald nachgewiesen. Die bayerische Population wird auf etwa 600 bis 700 Tiere geschätzt. Die Wildkatze steht in Deutschland unter Naturschutz.
Gefahren Durch ausgeräumte Agrarwüsten bleiben die Wildkatzen "eingesperrt". Diese liegen dann verstreut wie Inseln im Meer, sodass sich die vereinzelten Populationen nur schwer austauschen können. Wenn die Wildkatze in Zukunft weiter wandern und neue Lebensräume erobern soll, ist sie auf "grüne Korridore" angewiesen: Hecken, Bäume und Sträucher, die einzelne Waldgebiete verbinden.
Viele naturnahe Laub- und Mischwälder wurden abgeholzt. In solchen "Stangerlwäldern" kann der heimliche Mäusejäger aber nicht leben. Es fehlt an Nahrung, Deckung und Rückzugsorten. Die häufigste Todesursache von Wildkatzen ist mittlerweile jedoch der Straßenverkehr.