Die rund 100 Forchheimer Theater-Akteure haben begonnen, sich zu vernetzen und sie hegen einen gemeinsamen Traum.
Obwohl sie regelmäßig im Rampenlicht stehen, wollen sie sich noch besser in Szene setzen. Rund 100 Amateurtheater-Macher gibt es in
Forchheim, die spielen, Kostüme schneidern, Regie führen oder die Bühnentechnik organisieren. Würden sie enger zusammenrücken, bekäme die Theaterszene mehr Gewicht, ist Ludwig Dafner (vom StaTTTheater) überzeugt. Daher lud er in das ehemalige Schleusenhaus in der Bamberger Straße ein, um die Vernetzung der Forchheimer Theaterkultur zu thematisieren.
Zehn Akteure kamen. Um schnell festzustellen, dass sämtliche Spielgruppen unter zwei Grund-Problemen leiden: Es fehlt an Nachwuchs - und es fehlt an einer ordentlichen Bühne in Forchheim.
Anna Buchfelder (Brettla) versucht gerade "mehr junge Leute zum Theater hinzuführen." Sie tut dies, indem sie Flyer verteilt und Rundbriefe an die Schulen schickt. "Es ist sehr schwierig", sagt Anna Buchfelder. Ja, bestätigt Janet Siring (StaTTTheater), "die Zahl der Spielwütigen ist begrenzt".
"Die Schulen wären ein wichtiger Pool", hofft Ludwig Dafner. Dort herrsche ein reger Theaterbetrieb, etwa an der Stifterschule, an der Hartmann-Realschule oder an den beiden Forchheimer Gymnasien. Aber die Ausdauer, um wöchentlich in einer der acht Forchheimer Spielgruppen zu proben, brächten nur wenige mit.
Doch es gibt auch funktionierende Kooperationen. Das beweist Jürgen Gutschmann. Er leitet das "Theater Neun" beim Jungen Theater Forchheim (JTF) und arbeitet mit Schülern der Montessori-Schule zusammen. Gutschmann ist Theaterlehrer, hat das JTF mitgegründet und verkörpert seit 35 Jahren die Vielfalt eines ehrenamtlichen Akteurs. "Ich mache alles, außer selber spielen", sagt Gutschmann. Am 13. 14. und 15. April bringt er "Kleider machen Leute" auf die Bühne.
Ein Stück weit wird die von Ludwig Dafner angestrebte Vernetzung bereits gelebt. Das zeigen Schauspieler wie Wolfgang Rösch, der in mehreren Rollen (als sogenannter Springer) beim StaTTTheater auftritt. Aber auch beim Brettla aushilft. Das zeigen zudem junge Spielerinnen wie Jasmin Stolz und Tamara Buchfelder, die seit ihrer Schulzeit Theater spielen. Und sich nun in der Regie beim Brettla versuchen: "Mit Tamara Buchfelder werde ich im Sommer das historische Stück 'Schwedengraben' inszenieren", kündigt Jasmin Stolz an.
Mangel macht kreativ
Das StaTTTheater ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Mangel kreative Blüten treiben kann. Ludwig Dafner und seine Mitspieler haben ein eigenes Spielkonzept entworfen: Die Stücke richten sich nach der Zahl der knappen Schauspieler. Gespielt werden szenische Führungen durch die Stadt Forchheim. Geprobt wird bei jedem Wetter im Freien. "Die Texte sind bewusst kurz gehalten, so dass leichter Springer eingesetzt werden können", erklärt Dafner: "Bei uns einzusteigen ist sehr einfach."
Susanne Fischer, die Leiterin des Pfalzmuseums, ist gerade dabei, einen Kulturentwicklungsplan für die Stadt Forchheim zu schreiben. Ludwig Dafner hofft, dass bei Fischer "ankommt, welcher Bedarf bei den Theaterleuten herrscht". Einerseits sei es der rührigen Theaterszene gelungen, "sich selbst zu finanzieren und eigene Räumlichkeiten zu schaffen". Andererseits habe jede Gruppe mit ihrem eigenen Mangel zu kämpfen. So sei die finanzielle Ausstattung sehr unterschiedlich. Jasmin Stolz kann ein Lied davon singen, wie mühsam es ist, "vor einer Aufführung von Laden zu Laden zu gehen und Sponsoren zu finden."
Als mühsam empfindet Jürgen Gutschmann aber vor allem das Fehlen einer passenden Spielstätte: "Der Raum ist nicht das Problem" betont der Theaterlehrer: "Wir brauchen eine Bühne, keine Zuschauerräume." Selbst in den Räumen des JTF seien die Akteure "extrem beschränkt, wenn sie vernünftig spielen wollen". Bei einer Fortbildung zum Thema "Bühnenbild" in Dillingen sei ihm erst so richtig bewusst geworden, "wie weit Forchheim von einer richtigen Ausstattung und Bühnentechnik entfernt ist", sagt Gutschmann. Auch bei einem Besuch in der Partnerschaft Le Perreux sei ihm der Unterschied vor Augen geführt worden: "Die haben eine Bühne in einem Kulturzentrum, da schlackert man mit den Ohren."
Brettla-Vorsitzende Anja Schmitt ist zwar glücklich, dass es immer wieder gelingt, bis zu 260 Besucher zu den Brettla-Inszenierungen in den Saal von Verklärung Christi zu locken. Aber, sagt auch Jasmin Stolz: "Ein Indoor-Raum für alle Gruppen wäre wertvoll." Denn, kritisiert Christine Sauerborn (StaTTTheater): "Mit der Zeit merkt man gar nicht mehr, was alles fehlt, weil man nur noch Kompromisse macht."