Sterbende Straßen in Forchheim

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Nicht mehr zu retten sei die Bammersdorfer Straße, meint der Forchheimer Stadtrat Manfred Hümmer (Freie Wähler). Foto: Ekkehard Roepert
Nicht mehr zu retten sei die Bammersdorfer Straße, meint der Forchheimer Stadtrat Manfred Hümmer (Freie Wähler).  Foto: Ekkehard Roepert

Selbst wenn die Stadt das Budget im kommenden Jahr auf eine Million Euro erhöht, wird es nicht annähernd gelingen, das marode Straßennetz zu flicken.

Wollte die Stadt Forchheim ihre Straßen in Ordnung bringen, dann müsste sie Beträge investieren, die das aktuell verfügbare Budget weit übersteigen. Und selbst wenn das Geld für die Straßensanierungen vorhanden wäre - dann würde die Arbeitskraft des Tiefbauamtes nicht annähernd ausreichen, um die Projekte umzusetzen.

Wie prekär die Lage beim Sanierungsbedarf der Straßen ist, das verdeutlichte Werner Schaup (der Leiter des Tiefbauamtes) vergangene Woche im Planungsausschuss an Hand von vier Zahlen: Im laufenden Jahr seien marode Straßenabschnitte in einer Länge von 1,5 Kilometer saniert worden.

Insgesamt sind es aber 39 Kilometer Straße, die erneuert werden müssten. Um das zu bewältigen, hätte die Stadt heuer fünf Millionen Euro ausgeben müssen. Tatsächlich ausgegeben hat sie aber nur 650 000 Euro. "Extrem!" So reagierte CSU-Stadtrat Holger Lehnard auf die schwer erträgliche Straßenlage: "Gerade als Radfahrer merkt man die vielen Rillen. Wir müssen 2019 mehr tun."

Doch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) erinnert daran, wie schnell die seit Jahren gefassten guten Vorsätze auch wieder zunichte gemacht werden. Beispielsweise hätten die im Vorjahr für die Straßensanierung eingeplanten 800 000 Euro "die Haushaltsberatungen dann doch nicht überstanden".

Auch für 2019 hat der Planungsausschuss erneut einen guten Vorsatz gefasst: Eine Million Euro sollen für den Forchheimer Straßenunterhalt im kommenden Jahr eingeplant werden. Sämtliche Räte im Ausschuss hatten dieser Entscheidung vergangene Woche zugestimmt. Nur OB Kirschstein nicht: "Ich bin skeptisch, darum stimme ich dagegen."

Eine Art Selbstbetrug

Mehr als nur skeptisch äußern sich einige Lokalpolitiker, wenn sie über den Zustand der Straßen nachdenken. Zum Beispiel sagt Sebastian Körber (FDP), die Stadt verhalte sich wie jemand, der sich selbst betrüge. Denn um das Straßennetz wieder auf Vordermann zu kriegen, müssten jährlich 2,3 Millionen Euro investiert werden. Stattdessen werde eine "Hypothek" für die künftigen Generationen geschaffen. "Es kann so nicht weitergehen, Haushaltsrecht hin oder her."

Manfred Hümmer (FW) spricht von einer "Flickschusterei - bis hin zu agonalen Straßen". Zu den Straßen, die schon nicht mehr zu retten seien, zählt er die Bammersdorfer Straße. "Dort leidet die Verkehrssicherheit", warnt Hümmer. Ihm sei aber auch klar, dass es nicht ausreiche, "mehr Geld in die Hand zu nehmen", wenn dann das Personal im Tiefbauamt mit der Arbeite nicht nachkomme.

"Im Tiefbauamt wissen sie schon jetzt nicht mehr, wie sie vor lauter Arbeit durch den Tag kommen", sagt OB Kirschstein. Daher fordert FW-Rat Hümmer, "die Verwaltung leistungsfähiger zu machen".

Stadtrat Reinhold Otzelberger (SPD) hat einen Zweijahresplan vorgeschlagen, um die Straßen-Sanierungspolitik effizienter zu gestalten. Doch OB Kirschstein weist immer wieder auf die haushaltstechnischen Notwendigkeiten hin: Natürlich sollten in den nächsten zehn Jahren jährlich 2,3 Millionen Euro in die Straßen investiert werden. "Aber wie bekommen wir das im Haushalt dargestellt? Alle sind eingeladen, für 2019 Vorschläge zu machen", sagt der Oberbürgermeister und bleibt auch bei seiner "Prognose" skeptisch: "Wir haben so viele spannende Bauprojekte zu finanzieren. Wahrscheinlich haben dann wieder mal die Straßen das Nachsehen."