Weil der Burker Spielertrainer seinen TKV-Gegenspieler in einem Kreisligaspiel absichtlich verletzt haben soll, ermittelt die Polizei.
Im Derby der Fußball-Kreisliga 1 Erlangen/Pegnitzgrund zwischen dem 1. FC Burk und dem TKV Forchheim am Ostermontag stand nicht das klare 5:0 zugunsten der Heimmannschaft im Fokus. Vielmehr erhitzte ein mit der Gelben Karte geahndetes Foul von FC-Trainer Mario Herrmannsdörfer an TKV-Stürmer Mustafa Özsoy die Gemüter - und beschäftigt sogar die Polizei, die die Fußballschuhe Herrmannsdörfers fotografierte.
Was war passiert?
Im Burker "Seetalstadion" steht es im Derby gegen den TKV 2:0. Nach einem Abstoß gehen Özsoy und Herrmannsdörfer in einen Luftzweikampf. "Ich habe einem Gegenspieler noch nie Absicht unterstellt", sagt TKV-Coach Serdar Kuygun, "aber das war kein normales Foul." Laut Kuygun soll Herrmannsdörfer ein paar Meter hinter seinem Schützling gestanden haben und ihm, ohne Chance, den Ball zu erwischen, in Torwartmanier in den Rücken gesprungen sein. "Mit den Stollen voran", behauptet Kuygun.
Die Folgen
Bei der Aktion soll Özsoys Trikot kaputt gegangen sein, was der TKV auf Bildern festhielt. Auch der Stürmer habe sich verletzt. "Er hat ihn so heftig im Nieren- und Rippenbereich erwischt, dass dem Musti schwarz vor Augen wurde, er auf dem Platz übergeben musste und dann umgekippt ist", erzählt der Gäste-Spielertrainer, dessen Teamkollegen unter Schock gestanden hätten. Der Gefoulte wurde in der Halbzeitpause mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, wo er zur Sicherheit eine Nacht blieb, erzählte der 37-Jährige unserem Partnerportal
anpfiff.info.
Wie ging es weiter?
Schiedsrichter Karlheinz Doneff leitete die nicht unfaire Partie nach der Szene ganz normal weiter - abgesehen von späteren "Ampelkarten" gegen Herrmannsdörfer und den Burker Deniz Demirsayar für das jeweils zweite "Gelb"-würdige Vergehen. Das Foul an Özsoy hatte Doneff nach eigener Aussage nur von vorne gesehen und aus seinem Blickwinkel nicht als derart schlimm erachtet.
Die Konsequenzen
Das sahen die Verantwortlichen des türkischen Kulturvereins anders und riefen die Polizei, die wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Beamte fotografierten nach Spielschluss die Schuhe und das zerrissene Trikot als Beweismittel. Zudem wurden der Unparteiische, ein Linienrichter, der Geschädigte und der Beschuldigte befragt. "Die Ermittlungen werden zügig abgeschlossen sein", sagt eine Mitarbeiterin der Forchheimer Polizei. Danach entscheide die Staatsanwaltschaft, ob ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung vorliege.
Das sagt Mario Herrmannsdörfer
Mario Herrmannsdörfer bestreitet die Vorwürfe vehement: "Mir bei diesem Foul Absicht zu unterstellen, geht gar nicht", sagt der 35-Jährige, der mehrfach versucht habe, seinen Kontrahenten telefonisch zu erreichen. "Ich kam einen Schritt zu spät und treffe den Spieler am Rücken. Ein Foul, das jede Woche von der A-Klasse bis zur Bundesliga passiert", erklärt Herrmannsdörfer. "Man kommt sich wie ein Verbrecher vor, wenn man wegen eines Fouls von der Polizei vernommen wird und die Schuhe, im Übrigen Nocken und keine Stollen, fotografiert werden. Ich habe für das Foul eine Verwarnung bekommen, weil der Schiedsrichter keine Absicht erkennen konnte, was er auch bei der Polizei zu Protokoll gegeben hat."
Das sagt Mustafa Özsoy
Dem Geschädigten sei es am Folgetag besser gegangen. "Ich war in der Röhre und freue mich, dass meine Wirbelsäule keinen Schaden hat. Ich habe einen Schlag auf die Niere bekommen und es wurden Nerven eingeklemmt, was zum Schockzustand geführt hat", sagt Özsoy. "Von dem Foul habe ich wenig mitbekommen, da der Schlag von hinten kam. Ich bin erst wieder zu mir gekommen, als ich an der Seitenlinie lag. Ob es Absicht war, kann ich nicht beurteilen." Das Trikot sei jedenfalls nicht vom auf den Boden fallen zerrissen, erklärt der 34-Jährige.
Sportlich ist der Fall mit der gelben Karte abgeschlossen. Zivilrechtlich hat die Staatsanwaltschaft das letzte Wort. "Fahrlässige Körperverletzung wird mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet, aber im Fußball liegt eine gewisse Einwilligung vor", sagt die Beamtin.