Baiersdorf ohne Schlüsselspieler

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BSV-Stürmer Florian Eichinger (r.), ehemals im Jahn-Trikot, verpasst ein Zuspiel beim 0:4 im Testspiel gegen Jahn Forchheim. Georg Neudecker braucht nicht mehr einzugreifen. Foto: Leo Hühnlein
BSV-Stürmer Florian Eichinger (r.), ehemals im Jahn-Trikot, verpasst ein Zuspiel beim 0:4 im Testspiel gegen Jahn Forchheim. Georg Neudecker braucht nicht mehr einzugreifen.  Foto: Leo Hühnlein

Das Abenteuer Landesliga beginnt: Dem Baiersdorfer SV stehen in der Nordwest-Gruppe weite Fahrten bis nach Aschaffenburg bevor. Das oberste Ziel lautet Etablierung, auch, weil etliche Größen im Team noch fehlen.

Der Aufstieg in die Landesliga war nicht nur für den Baiersdorfer SV der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, sondern auch für dessen Trainer Helmut Wolff etwas ganz besonderes. "Unabhängig davon, dass ich ein Baiersdorfer bin, ist für einen Trainer ein Aufstieg immer etwas Tolles", freut sich der BSV-Coach. Es fällt stets das Wort Herzensangelegenheit, wenn man ihn und seinen Verein in Verbindung bringt. Nun gilt es jedoch, die neue Liga zu halten, damit der Erfolg aus der letzten Saison nicht umsonst war.

Weite Wege für den BSV

Vielleicht etwas überraschend wurde der Baiersdorfer SV in die Landesliga Nordwest eingruppiert. Aus geografischen Gründen, denn alle anderen potentiellen Kandidaten hätten einen noch größeren fahrtechnischen Aufwand gehabt als die Baiersdorfer. Wenigstens konnte der Verein dem Verband das Versprechen abringen, im nächsten Jahr die Liga selbst auswählen zu dürfen. Somit geht es für die Meerrettich-Kicker beispielsweise erst einmal 150 Kilometer zum FC Viktoria Kahl, oder zum TuS Frammersbach Richtung Aschaffenburg.

Trainer Helmut Wolff kann dem ganzen aber durchaus etwas Positives abgewinnen. "Wenn man jahrelang auf denselben Sportplätzen unterwegs war, ist es schon einmal eine schöne Abwechslung, neue Gelände kennenzulernen. Ich freue mich darauf, auch wenn ich die neue Liga noch nicht so richtig einschätzen kann, was die Spielstärke betrifft."

Bezüglich der Zuschauer hätte Baiersdorf in den Derbys gegen die Nürnberger Mannschaften aus der Landesliga Nordost bestimmt höhere Einnahmen erzielt, aber da der Verein noch nie zu den Zuschauermagneten der Region gehört hat, sollte das auch verkraftbar sein.

Etablierung lautet das Ziel

"Viele Mannschaften in der neuen Liga haben sich verstärkt, fünf oder sechs Teams werden wohl um den Aufstieg in die Bayernliga mitspielen wollen", erklärt Helmut Wolff: "Mit diesen wollen wir uns allerdings nicht messen. Unser Ziel ist es, den BSV in der Landesliga zu stabilisieren und die jungen Spieler an die neue Spielklasse heranzuführen."

Ganze zehn Jugendspieler konnte der Baiersdorfer SV in seine Vollmannschaften einbauen, dazu hat man sich auch extern um qualitative Verstärkungen bemüht und gefunden. "Wenn vieles passt, dann können wir vielleicht auch ein bisschen nach oben schauen. Allerdings ist das zurzeit überhaupt nicht der Fall", informiert der Trainer.

Defensive Probleme

Besonders sein Prunkstück aus der Aufstiegssaison, die Defensive und die zentrale Achse, bereiten ihm personell Probleme. Neben seinem verletzungsbedingt fehlenden Innenverteidiger Christian Janousek war auch der letzjährige Spielführer Jakob Karches während der Vorbereitung verreist und kommt erst am Wochenende zurück. "Die Fitness war bei ihm noch nie das Problem, am zweiten Spieltag gegen Pettstadt wird er wieder auf der Bank sitzen." Dennoch muss der Trainer nun erst einmal auf den jungen Nicolas Schwab (19) und seinen Filius Julian Wolff (20) in der Verteidigung zurückgreifen. "Natürlich kann es sein, dass diesen Spielern etwas die Erfahrung fehlt, aber dieses Risiko müssen wir eingehen." Auch dahinter auf der Torhüterposition gab es einen Wechsel: Der erfahrene Stammkeeper Mathias Lang hat aufgehört, Kai Krones wechselte zurück zum SV Bieberbach. Aus der Jugend kam stattdessen Jonas Harrer hoch, vom FSV Erlangen-Bruck wurde Marc Oertelt verpflichtet. "Der Jonas braucht noch ein bisschen, deswegen läuft alles auf den erfahreneren Marc hinaus", sagt Wolff.

Weitere Probleme hat der Trainer vor seiner Abwehrreihe bei seinen beiden "Sechsern". Sein neuer Spielführer und Regisseur im Mittelfeld, Frank Ortloff, ist aktuell noch in Brasilien und pendelt mit der Deutschen Nationalmannschaft von Stadt zu Stadt. Darüber hinaus hat sich Andreas Seubert im letzten Vorbereitungsspiel vermutlich das Kreuzband gerissen. "Das ist noch nicht sicher, ob es wirklich so schlimm ist, aber die zwei werden mir extrem fehlen." Neben diesen Rückschlägen kommt Wolff allerdings ins Schwärmen, wenn er an seine Offensivkräfte denkt. "Da sind wir definitiv besser aufgestellt als in der letzten Saison, ich habe da momentan überhaupt keine Sorgen!" Zwar kann Neuzugang Adrian Bayerlein von der SpVgg Weißenohe wegen einer Knöchelverletzung vermutlich erst in der Rückrunde eingreifen, allerdings konnte sich der BSV mit Andreas Geck vom FSV Erlangen-Bruck auf der Außenbahn, Stoßstürmer Tolga Oezkan von Dergahspor Nürnberg und Fabian Schwab ("Von dem bin ich richtig begeistert") vom SV Buckenhofen sehr gut verstärken. Vor allem in der Breite ist der BSV überdurchschnittlich gut aufgestellt.

Kitzingen zum Auftakt

Beim gestandenen Landesligisten Bayern Kitzingen würde Wolff zum Saisonauftakt am Sonntag deswegen erst einmal ein Unentschieden genügen. "Die werden nicht der Maßstab sein, Kitzingen ist schon sehr gut. Immerhin haben sie gegen Bayernligisten SC Eltersdorf am Wochenende mit 2:0 gewonnen", erklärt Wolff: "Wir können dort nicht enttäuschen, sondern nur überraschen." Danach trifft Baiersdorf im ersten Heimspiel am Mittwoch auf Pettstadt, ebenfalls ein langjähriger Landesligist, aber auch hier wird sich Trainerfuchs Wolff die passenden Mittel überlegen.