Dem früheren Heiligenstadt widmet sich am 24. April um 19 Uhr ein Vortrag im Feuerwehrhaus. Hier gibt es einen Vorgeschmack auf diesen Abend.
Die guten alten Zeiten - waren die wirklich so gut? Zumindest hat sich im Laufe der Zeit viel verändert. Nehme man nur das Beispiel "Marktplatz in
Heiligenstadt". Hier steht ein Brunnen, der ursprünglich an einer anderen Stelle gestanden hatte. "Der wurde 1984 abgebrochen und danach wurde vor dem Rathaus ein neuer Brunnen gebaut", weiß Hans Dorsch zu erzählen. Sein Hobby ist es, die Geschehnisse in Heiligenstadt zu dokumentieren.
"Der Hans weiß alles", bestätigt auch Bürgermeister Helmut Krämer (CSU/Einigkeit). In den Unterlagen von Hans Dorsch ist zu lesen, dass 1730 die Tölzquelle gefasst wurde und dadurch zwei Brunnen in Heiligenstadt errichtet werden konnten. Einer in der Mausgasse und einer am Marktplatz. Es gab fließendes Wasser - aber nur am Brunnen, nicht in den Häusern. "Nach der katastrophalen Trockenheit 1949 befasste sich der Gemeinderat wieder mit dem Thema Wasserversorgung. Und 1951 wurden unter Bürgermeister Gottlieb Hösch die Häuser an die Wasserversorgung angeschlossen", erzählt Dorsch. Das Wasserbecken des Marktbrunnens zerfiel. 1984 wurde er deshalb abgebrochen, der neue Brunnen sollte näher am Rathaus platziert werden. "Man hat aus Pappe ein Muster aufgebaut, damit man sich das vorstellen kann", berichtet Krämer. Und dass der neue Brunnen zu Ehren des damaligen Bürgermeisters "Johann-Daum-Brunnen" getauft wurde.
Gemeindeverwaltung in einer Ruine
Und auch das Rathaus war nicht immer ein solches gewesen. "Früher war die Gemeindeverwaltung notdürftig in der Ruine vom Bahnhof untergebracht", weiß Hans Dorsch. Diese zog dann um in das alte Schulgebäude am Marktplatz, das ziemlich heruntergewirtschaftet war. "Bereits 1971 hatten sich sechs Gemeinden freiwillig zusammengeschlossen: Heiligenstadt, Stücht, Trainsdorf, Burggrub, Oberleinleiter und Hohenpölz", erinnert sich Dorsch. Trotzdem war Heiligenstadt zu Beginn der Städtebausanierung noch recht klein. Auf Empfehlung von Lorenz Bundscherer von der Flurbereinigung wurde die Gemeinde in das Programm aufgenommen.
Die Sanierung der alten Schule sollte eine Million Mark kosten. 100 000 Mark hatte die Gemeinde, die gleiche Summe nahmen sie als Darlehen auf und 800 000 Mark wurden durch das Programm gefördert. So konnte 1976 der Umbau beginnen, der im April 1977 endete. Doch nicht ohne Probleme, denn die Bevölkerung war dagegen. "Einige Bürger wollten die Gemeinderäte wegen der Sanierung aufhängen; einer wollte sogar den Galgen bauen", berichtet Helmut Krämer, denn die Bürger wollten das Haus abgerissen haben. Allerdings waren 90 Prozent der Heiligenstädter bei einer Umfrage Ende der 70er Jahre dann doch stolz auf "ihr" saniertes Rathaus.
Die nächste Aktion im Rahmen der Städtebausanierung war der Oertelhof. "Da das Rathaus so gut gelungen war, hatten wir einen Türöffner für andere Aktionen, denn der Marktplatz war damals fast tot", berichtet der Bürgermeister. Im genannten Hof war die Schreinerei von Wilhelm Oertel untergebracht. Nach seinem Tod stand er erst leer, dann waren Mietwohnungen und im hinteren Gebäude eine Strickerei untergebracht, dann kaufte ihn eine Bank und die verkaufte den Hof an die Gemeinde.
1977 wurde hier mit der Sanierung begonnen, wobei die Scheune abgebrochen und komplett neu aufgebaut wurde. "Im Oertelhaus sind jetzt die Registratur, das Archiv und die Bücherei untergebracht", so Krämer. Und Dorsch ergänzt, dass auch gleich die Hochwasserfreilegung vorgezogen wurde.
Fachwerk kommt wieder zum Vorschein
"1763 gab es die 'Herberge auf dem Markt'", erzählt Hans Dorsch, eine von sieben Schenk- und Brauwirtschaften in Heiligenstadt. 1930 musste Heinrich Zolleis das Haus verkaufen; Käufer war Leonhard Fürst aus dem Schwäbischen. Dieser legte das Fachwerk wieder frei und renovierte das Haus. Das wurde 1983 an eine Berliner Familie verkauft, die jedoch bald auszog.
Am 18. Juli 1987 brannte das leer stehende Gebäude dann ab. Die Gemeinde fand Familie Harrer, die hier 1991 ein Drei-Sterne-Haus eröffnete. "Wir hatten Gäste aus der ganzen Welt. Sogar Willy Brandt hat im Gasthof Fürst eine fränkische Forelle gegessen", erzählt Dorsch stolz. Früher mag vieles besser gewesen sein, aber der Marktplatz in Heiligenstadt ist jetzt schöner.
Rückblick am 24. April
Am Sonntag, 24. April, gibt es einen Rückblick auf das frühere Heiligenstadt um 19 Uhr im Feuerwehrhaus. Bitte im Rathaus anmelden.