Seniorenprotest in Forchheim: Opas und Omas kämpfen jetzt online

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Franziska Lamm (81) bedankt sich für 1007 "Likes" - stündlich werden es mehr. Foto. Andreas Oswald
Franziska Lamm (81) bedankt sich für 1007 "Likes" - stündlich werden es mehr.  Foto. Andreas Oswald

Die alten Menschen, die wegen des Umbaus des Katharinenspitals um ihren Heimplatz fürchten, gehen neue Wege in ihrem Protest. Jetzt wird auf Facebook mobil gemacht gegen die Umsiedlungspläne - schon über 1000 "Likes".

Die Proteste der Senioren im Katharinenspital elektrisieren im wahrsten Sinne des Wortes die Öffentlichkeit. Wurden bislang nach alter Hausbesetzer-Art Betttuchparolen an die Balkons gehängt, wird jetzt via Facebook zu Felde gezogen gegen die Umsiedlungspläne der Stadt. Die Forderungen der Altenheimbewohner teilten gestern schon über 1000 Nutzer - und stündlich werden es mehr!

"Pro Katharinenspital"heißt die Seite, die seit Samstag auf Facebook online ist. Idee und Umsetzung stammen von Christian Schneider, dem Enkel und Betreuer einer Heimbewohnerin. "Es gibt in Facebook schon sehr viele erfolgreiche Aktionen, warum nicht auch für die Menschen im Katharinenspital", dachte sich der 39-Jährige und die Resonanz gibt ihm recht.

Umzug "bessere Alternative"

Inzwischen reagieren auch die Volksvertreter öffentlich. An die "liebe Facebook-Gemeinde" schreibt CSU-Fraktionssprecher Udo Schönfelder, dass es ihm ein wichtiges Anliegen sei, objektive Fakten darzustellen und Missverständnisse auszuräumen. Zum einen drohe dem Katharinenspital tatsächlich, wegen nicht mehr eingehaltener Standards, die Schließung von dritter Seite. Zum anderen gebe es übergeordnete Ziele: Einerseits, den Stiftungszweck des Katharinenspitals, das Wohnen von Senioren, zu erfüllen. Zudem müsse die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Stiftung als Träger sichergestellt werden - damit das Katharinenspital auch in Zukunft eine für alle Bevölkerungsschichten zugängliche Wohnanlage bleibe und nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerate. Schönfelder wörtlich:"Die derzeitigen Bewohner müssen aus Aspekten der Mitmenschlichkeit sicherlich im Fokus unseres Handelns stehen - aber auch diejenigen, die innerhalb der nächsten Jahrzehnte dort eine Heimat finden."

Seniorenprotest in Forchheim weitet sich aus

Bei den im Vorfeld geprüften Umbau-Alternativen präferiere die CSU-Fraktion den alten Standort, um dort eine große Lösung zu realisieren. Dies stelle aus wirtschaftlicher Sicht für das Kathrinenspital eine bessere Zukunft sicher als eine kleinere Variante.

Schönfelder bezweifelt, dass die in Folge der massiven Baumaßnahmen auftretende Lärmbelastung für die Bewohner zumutbar sei. Insoweit sei ein "temporärer Umzug während der Bauphase bei genauer Betrachtung eben nicht unsozial sondern die bessere Alternative".

Seniorenbeauftragter sagt "Nein"

Gerhard Käding, der gleichzeitig CSU-Stadtrat und Seniorenbeauftragter ist, teilt die Ansichten seiner Fraktion nicht in allen Punkten.
Er war übrigens der einzige aus den Reihen der CSU, der bei der nichtöffentliche Stadtratsentscheidung , die mit 18 gegen 9 gefällt worden war, ein "Ja" zu dem Beschluss verweigerte. Nicht, weil er gegen eine Neugestaltung sei, sondern weil dies eine "Abstimmung im Paket" gewesen sei. "Ich sehe hier den Willen des Stifters nicht mehr beinhaltet", erklärt Käding. Die Spitalstiftung sei schließlich zur Unterstützung der Armen gegründet worden, dies sei jetzt nicht mehr gewährleistet.

Zu viele Fragen seien offen - auch konzeptionell. Niemand habe detailliert sagen können, was aus den Bewohnern und dem Personal werde.
Käding ist der Ansicht, dass ein Umbau bei laufendem Betrieb durchaus vorstellbar sei: "Alles ist möglich. Wir haben im alten Krankenhaus schon Interimsmaßnahmen durchgeführt - da ist auch nicht die Säuglingsstation geschlossen worden ".

Abriss verzögern

Der Sprecher der Freien Wähler, Manfred Hümmer, weist darauf hin, dass seine Fraktion als einzige im Stadtrat den Ersatzneubau des Seniorenwohnheimes an einem anderen Standort gefordert habe, der in städtischer Hand liege und zentrumsnah situiert sei. In Anbetracht der hochschlagenden Wogen in der Bevölkerung sehe man sich in der Auffassung bestätigt, dass es vermeidbar gewesen wäre, die über Jahre gewachsene Hausgemeinschaft des Katharinenspitals auseinander zu reißen und die "Insassen" samt Pflegepersonal auf verschiedene Einrichtungen zu verteilen. Hümmer meint: Ein gemeinsamer Umzug der Senioren wäre in diesem Fall erst nach der Fertigstellung des Neubaus an anderer Stelle notwendig geworden und hätte alle wieder unter einem Dach vereint. Die Freien Wähler fordern OB Franz Stumpf (CSU/WuO) auf zu prüfen, ob es zumindest möglich wäre, die Abrissarbeiten am jetzigen Standort bis zur Fertigstellung des neuen BRK-Seniorenheimes Ende 2016 heraus zu zögern, damit der zeitlich befristete Umzug der "Heiminsassen" dorthin geschlossen erfolgen könne.
Reinhold Otzelberger (SPD) erklärte auf Anfrage, seine Fraktion habe der Neukonzeption des Katharinenspitals nicht pauschal zugestimmt - es gebe noch Klärungsbedarf. Die Ängste der Bewohner seien sicherlich berechtigt - aber es sei noch nicht abschließend geklärt, ob schrittweise umgebaut oder das Heim geschlossen werde. Die Kündigungen seien nur "vorsorglich" erfolgt.
Dem widerspricht OB Franz Stumpf (CSU/WuO): "Die Schließung ist entschieden." Auf die Frage, ob er mit den Reaktionen gerechnet habe, meint er ebenso knapp: "Des wundert mich ned". Stumpf nimmt's gelassen: "Ich bin schon oft für Dinge anfangs geprügelt worden, für die man mich nach der Fertigstellung gelobt hat".