Wegen des Umbaus des Katharinenspitals wird den Bewohnern gekündigt. Jetzt hängen Betttücher mit Parolen gegen die Umsiedlung an den Balkonen des Heimes. Für die Forchheimer Grünen gibt es noch viele offene Fragen.
Erst war es nur ein einziges Protestbanner, mit dem die Bewohner des Katharinenspitals ihren Unmut gegen die im Zuge des Altenheim-Neubaus geplante Umsiedlung in andere Einrichtungen zum Ausdruck gebracht hatten. Jetzt hängen weitere Betttücher mit Parolen an den Balkonen des Altenheimes. Darunter die Mahnung: "Wir haben unser Zuhause schon einmal verloren."
Auf einem weiteren Spruchband steht:"An aldn Baam verpflanzd mer ned" - und eine alte Dame, die vorbeigeht, meint: "Das stimmt ja auch." Worauf ihre Begleiterin erwidert: "Was soll's, wir sind ja eh verkauft." Das drückt die Stimmung aus unter den rund 60 Bewohnern und 58 Altenheim-Mitarbeitern, von denen sich viele verraten und verkauft fühlen.
Zum einen fürchten die alten Leute, nach der Schließung des Katharinenspitals spätestens im nächsten Jahr durch die Verteilung in andere Heime auseinandergerissen zu werden.Zum anderen haben sie kein Vertrauen in das neue Konzept, das nicht mehr auf einer stationären Versorgung basiert sondern auf einem ambulanten pflegerischen Angebot.
"Wir kennen hier das Personal und das Personal kennt uns" gibt Heimbewohner Franz Winkelbauer zu bedenken. Für ihn sei der persönliche Kontakt zu den Pflegekräften sehr wichtig, betont der 77-Jährige. Beim ambulanten Dienst mit wechselndem Personal sei dies nicht der Fall: "Da kommt mal der eine und mal ein anderer vorbei."
In Sorge sind auch die Mitarbeiter des Katharinenspitals. Wie es offiziell heißt, möchte ihnen die Stiftung zwar gleichwertige neue Arbeitsplätze beim neuen Einrichtungsträger verschaffen - allerdings kaum mehr am gleichen Standort. Was die Mitarbeiter befürchten ist, dass sie dort zu anderen Konditionen arbeiten und Einkommensverluste hinnehmen müssten.
Grüne fordern klare Bedingungen Nachdem die bisherigen Entscheidungen des Stadtrats hinter verschlossenen Türen gefallen sind - laut Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) mit 18 gegen sechs Stimmen - schalten sich die Grünen jetzt in die öffentliche Diskussion ein. Gerhard Meixner, Stadtrat der Forchheimer Grünen Liste (FGL), fordert in einer Stellungnahme: "Für die Zukunft unserer Beschäftigten müssen klare Rahmenbedingungen geschaffen werden." Er wolle nicht verhehlen, dass momentan die öffentliche Meinung die Pläne kritisch kommentiere: Man würde Wohnungen für Reiche bauen, altgedientes Personal entlassen und die "Insassen" aus ihrem Heim vertreiben - "dies sind Aussagen, die uns gegenüber gemacht wurden", erklärt Meixner.
Die FGL fordert aus diesen Gründen folgende Fakten abzuklären: Was seien die Bewerber um die vermietbaren Flächen bereit zu zahlen, damit eine vernünftige Rentabilitätsberechnung erfolgen könne? Die Grünen fordern mindestens 50 Prozent der Wohnungen so zu gestalten, dass diese von bedürftigen Rentnern mit entsprechenden Sozialleistungen gemietet werden könnten.
Ferner wird eine verbindliche Verpflichtung der Anbieter für eine zukünftige Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter verlangt. "Wir wollen bei einer künftigen Zusammenarbeit mit einem Träger auch die Situation der dort tätigen Mitarbeiter, deren Arbeitsbedingungen und Bezahlung betrachten", erklärt Meixner.
Das Angebot der Leistungen für die Senioren sei bei allen Anbietern im Wesentlichen gleich gewesen, berichtet der Grünen-Stadtrat. Nach intensiver Diskussion sei man zu folgendem Ergebnis gelangt: Voraussetzung für ein weiteres Vorgehen sei, dass die oben geforderten Bedingungen erfüllt würden - die Stadt solle mit dem BRK, der Awo aber auch mit dem eigenen Personal weiterverhandeln.
Erstmals werden Zahlen bekannt Offiziell wird über die Kosten für den Neubau geschwiegen. Aus vertrauenswürdiger Quelle wurde unserer Zeitung jedoch bestätigt, dass es sich um rund elf Millionen Euro drehe. Bei einer Durchführung des Umbaus, die den Verbleib der Senioren im Hause ermöglichen könnte, würden sich die Kosten noch um rund 1,5 Millionen erhöhen.
Wie aus der Stellungnahme der Grünen jetzt bekannt wird, lägen die Mietpreise für die Senioren-Appartements zwischen elf und 13 Euro pro Quadratmeter "und damit weit über den ortsüblichen Preisen".
Das BRK habe zwar angeboten, beim Absenken auf neun Euro behilflich zu sein. Was aber bedeuten würde, zirka 25 Prozent der Baukosten einzusparen. "Wie dies geschehen soll, ist mir bisher schleierhaft", fragt sich Gerhard Meixner allerdings.