Schritt-Tempo in der Zone 30? Stadt Forchheim nennt pragmatische Gründe

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Am Paradeplatz sorgen diese nahe beieinander stehenden Tempobegrenzungsangaben für Verwirrung. Foto: Andreas Schmitt
Am Paradeplatz sorgen diese nahe beieinander stehenden Tempobegrenzungsangaben für Verwirrung. Foto: Andreas Schmitt

"Schrittempo fahren" versus "Zone 30": Am Paradeplatz in Forchheim wundern sich derzeit Verkehrsteilnehmer über zwei Tempobeschränkungen.

Denn das Schild "Zone 30" und das Messgerät, das zu schnelle Autos auf das Schritt-Tempo hinweist, stehen am Ende des verkehrsberuhigten Bereichs nur wenige Meter hintereinander. Viele fragen sich: Soll ich dort bremsen, wo man eigentlich wieder Gas geben darf?

"Ein total unsinniger Ort für die Geräte", kommentiert Josef Metzner, der Kreisvorsitzende des Forchheimer Fahrlehrerverbandes. "Am Anfang oder in der Mitte des verkehrsberuhigten Bereichs wäre es gut. Aber nicht am Ende vor dem 30er-Schild."

Roland Brütting, der im Ordnungsamt der Stadt für das Sachgebiet Straßenverkehr zuständig ist, erklärt, warum die Messanlagen direkt an den Ausfahrten des Paradeplatzes in Richtung Nürnberger Straße beziehungsweise Marktplatz stehen.

"Das hat pragmatische Gründe. Die verkehrsberuhigte Zone ist nur 100 Meter lang, die Geräte benötigen aber eine Messstrecke von 50 bis 60 Metern. Und ein paar Meter müssen wir die Autos nach den Kurven auch erstmal fahren lassen."

Hinzu käme auch noch ein organisatorisches Problem. "Die Zahl der Masten ist beschränkt. Da muss man manchmal tricksen", sagt Brütting. Er gibt zu, dass die Nähe der beiden Schilder gewöhnungsbedürftig ist. "Es ging aber nicht anders, wir haben unser Bestes gegeben."

Die Initiative, die Messanlagen am Paradeplatz aufzustellen, sei laut Brütting auch nicht von der Stadt ausgegangen. "Es war der Wunsch der Polizei, da die Schrittgeschwindigkeit dort oft nicht eingehalten wird."

Etwa eine Woche lang sollen die Geräte den zu schnell fahrenden Verkehrsteilnehmern ihre Geschwindigkeit und die Aufforderungen "Schritttempo fahren" sowie "Zu Schnell" präsentieren. Brütting: "In unserer Prioritätenliste stehen vor allem Gebiete um Schulen oben. Jetzt aber ist Aufmerksamkeit am Paradeplatz das Ziel."


Vier von fünf Autos zu schnell

Um den Sinn des Vorhabens einschätzen zu können, hat die FT-Redaktion am Montagmittag den Verkehr am Paradeplatz beobachtet. Das Ergebnis: Vier von fünf Fahrzeugen waren zu schnell. Und das, obwohl auf beiden Seiten viele Schulkindern standen, die auf Busse warteten.

Josef Metzner, der mit seinem Fahrschulauto ständig über den Platz fährt, kennt das Phänomen. Auf die Schrittgeschwindigkeit, deren Wert in der Straßenverkehrsordnung nicht exakt definiert ist, achte niemand. "Das ändern auch die Messanlagen nicht", meint Metzner. Vielmehr halte er es für wichtig, verkehrsberuhigte Bereiche optisch auch als solche zu kennzeichnen. "Es muss einen Unterschied zur normalen Straße geben. Zum Beispiel durch künstliche Hindernisse."