Auf der SenioFit zeigt am Sonntag in einer Woche der Juniorenmeister im Kunstradfahren seine Art von "Mobilität auf zwei Rädern".
Wissen Sie, was eine "Kehrlenker-Sitzsteiger-Rückwärtsacht" ist? Klingt zungenbrecherisch und sieht auch noch halsbrecherisch aus. Wie's funktioniert zeigt Lukas Kohl in einer spektakulären Bühnenshow auf der Gesundheits- und Seniorenmesse Seniofit-Aktifit, am Sonntag, 21. Oktober, in der Jahnhalle. Der 16-Jährige vom Radsportverein Concordia Kirchehrenbach ist deutscher Juniorenmeister im Kunstradfahren und verleiht, zusammen mit seinen Sportskolleginnen Melissa und Sandra Schütz sowie Linda Louisa Kassek , dem diesjährigen Messemotto "Mobilität auf zwei Rädern" rasanten Schwung.
Der junge Mann, der mit seinen Eltern in Wohlmuthshüll wohnt, ist in seinem Leben eigentlich nie radlos gewesen: Angefangen hat's mit Radball, dadurch bin ich zu Concordia gekommen", erzählt er. 2005 begann Lukas als Neunjähriger mit dem Kunstradfahren. Seine erste Trainerin war übrigens Anja Gebhardt, die jetzt anderweitig im Sattel sitzt: Als Bürgermeisterin in Kirchehrenbach!
Inzwischen wird Lukas von seiner Mutter trainiert. Für Andrea Kohl, die als Rektorin in Weilersbach arbeitet und ohnehin Sport und Didaktik studiert hatte, war es kein Problem den Übungsleiterschein zu machen. Seit fünf Jahren schon ist sie nun bei allen Trainingslagern und Wettkämpfen dabei - und das sind nicht gerade wenige Veranstaltungen.
"Man muss beim Sport der Kinder als Eltern dahinter stehen", erklärt Andrea Kohl.
Training ohne Ende Das Trainingsprogramm von Lukas ist straff: montags, mittwochs und freitags jeweils zweieinhalb Stunden Kunstradfahren in der Halle. "Dazwischen trainiere ich zuhause - zum Beispiel Handstände", erzählt Lukas und zeigt's auch gleich: Von der horizontalen Schwebe geht's elegant in die Senkrechte. Da fehlen nur noch wenige Zentimeter und Lukas' Fußabdrücke wären an der Zimmerdecke der Kohls.
Zum Training daheim kommt noch acht Mal im Jahr das Trainingslager beim bayerischen Landeskader in der Oberhachinger Sportschule - dort wo sich auch die Fußballer fit machen. Und dann geht's noch sechs Mal ins Trainingslager der Nationalmannschaft nach Frankfurt.
Ra(n)dsport ohne Sponsoren Last not least sei nicht das Training mit dem Team-Bayern in Rosenheim zu vergessen. "Wir kommen zwar viel rum", betont Trainerin Andrea Kohl, " aber wir kennen eigentlich nur die Sporthallen".
Zehn bis zwölf Mal im Jahr steht Lukas Kohl vor der großen Herausforderung : Das sind die Wettkämpfe. Wie zuletzt das Finale des Bayern-Cups, das erst am 7. Oktober in Ebermannstadt stattfand. Vorher hatte sich Lukas Kohl über verschiedene Wettkämpfe qualifizieren müssen: Die oberfränkische, die bayerische und die deutsche Meisterschaft.
"Die Entfernungen zu den Wettkampfstätten werden immer größer", erzählt Lukas. Beispielsweise war er schon in Österreich zum Landesvergleich - den Deutschland übrigens gewann! "Deutschland ist die führende Nation im Kunstradfahren", betont seine Mutter Andrea Kohl. Trotzdem sei es eine Nischen-Sportart - und damit ohne große Sponsoren.
Umso mehr zählt für Lukas Kohl, "dass mein Verein Concordia Kirchehrenbach uns Sportler vorbildlich unterstützt". Denn sein Spezial-Rad, das in der Schweiz angefertig wird, kostet immerhin 2000 Euro - dazu kommen die Verschleißteile.
Nur ein Beispiel: Alleine sechs Kunstrad-Reifen, die einer profillosen Rollstuhlbereifung gleichen, verbraucht Lukas pro Jahr.
Auch Konkurrenten helfen sich Gerade weil sie eine Randsportart betreiben, sei die gegenseitige Hilfe bei den Kunstradfahrern jedoch enorm, berichtet Andrea Kohl. "Sogar die Konkurrenz leiht mal einen Reifen, wenn dem Gegner einer platzt!" Damit wäre es aber sicherlich vorbei, wenn Lukas größter Traum in Erfüllung ginge: Dass Kunstradfahren olympisch wird!