Die Staustufen in Hausen sind wegen Starkregens zusammengebrochen. Die Gemeinde will sich durch eine Gefährdungskarte besser auf Hochwasser vorbereiten.
Die Staustufen des Lachweihergrabens am südlichen Ortsrand von Hausen sind beim Starkregen Anfang Juli zusammengebrochen. Sie sind, so Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD), für fünf- bis zehnjährige Hochwasserereignisse ausgelegt, wie auch das Kanalsystem. Dem ganzen Projekt, auf diese Weise das Regenwasser aus dem neuen Baugebiet Lohe V abzuleiten, steht Stephan Zenglein, ein unmittelbarer Anlieger, skeptisch gegenüber. Er stellt aber auch die Frage, wie er sein Anwesen am Ufer des Grabens schützen kann.
Das Fatale an seiner Situation ist, dass der südliche Grabenrand, ein Flurbereinigungsweg, um etliches höher liegt als die Grundstücke am anderen Ufer. Dem möchte er, wenn es Sinn hat, mit einer Mauer an der Grundstücksgrenze abhelfen, durch höhere Schächte der Kellerfenster oder spezielle Hochwasserschutzfenster. Nur: Wie hoch muss das werden? Gegen ein alljährliches Hochwasser, gegen ein 50-jähriges wie das im Juli, oder mehr.
Auf diese Frage hat ihm in Hausen bisher noch keiner eine Antwort geben können. Es gibt in Hausen keine Messwerte, wo bei welchen Wassermassen welche Geländestück überflutet werden. Vor genau demselben Problem stand Adelsdorf, das im Juli ebenfalls vom Starkregen betroffen war.
Bis vor einiger Zeit Geschäftsleiter Wolfgang Mößlein mit Rainer Brodrecht aus Herzogenaurach zufällig darauf zu sprechen kann. Der Fachmann für Kartierungen hatte da gerade einen Auftrag von der Universität Erlangen erhalten, Hochwassergefährdungspotenziale kartographisch zu erfassen. Der Gemeinderat fand das für Adelsdorf mit seinen vielen Wasserläufen interessant und ließ sich durch Brodrechts Präsentation von der Sinnhaftigkeit überzeugen. Eine Förderzusage von 70 Prozent gab den Ausschlag, dass die Aischgrund-Kommune die erste Karte in Auftrag gab.
"Wir hatten in diesem Jahr schon zwei Regenereignisse, die in die Kategorie 50-Jähriges Hochwasser fallen und wir haben von den Karten profitiert", sagt Mößlein.
So soll die Kartierung helfen
Die Starkregen-Gefährdungskarte ist eine Simulation der fließenden Wassermengen und der Höhen, die sich einstauen. Durch lasergenaue Kartografierung sind die Werte grundstücksgenau.
"Zum einen hat die Gemeinde profitiert", fährt Mößlein fort. 15 Einzelmaßnahmen für die Regenwassermulden im Baugebiet Läusberg, einem tiefliegenden Raum mit ehemaligen Bachläufen, ließ sie durchführen. Die Karte zeigt hier, dass bei großen Regenmengen das Wasser seinen Weg so sucht, wie vor Jahrzehnten der Bach verlief.
Im neuen Baugebiet Reuthsee errichtete Adelsdorf eine Schutzmauer. "Das Juli-Hochwasser hat gezeigt, dass wir hier am Bahndamm noch mehr aufschütten müssen", schränkt Mößlein eine 100-prozentige Sicherheit ein.
Für die Bürger das Wichtigste nach Fertigstellung der Karte für ein Drittel des Gemeindegebiets war aber, dass sie die Verwaltung informierte. Die meisten, vor allem auch betroffene Firmen, so weiß der Geschäftsleiter, haben mit baulichen Verbesserungen reagiert, Sandsäcke prophylaktisch gelagert oder solche Spundwände vorbereitet, wie sie in Städten an der Donau oder am Rhein in gefährdeten Straßenzügen inzwischen üblich sind.
Sechsstelliger Betrag für Starkregen-Gefährdungskarte
Mößlein rechnet damit, dass die Kartierung des gesamten Gemeindegebiets einen sechsstelligen Betrag verschlingen wird. Aber eigens weist er auf die Förderung hin, die auch für Baumaßnahmen greift, besonders wenn sie Hochwasser vermeiden helfen.
Hausens Bürgermeister hält Adelsdorfs Weg für sehr interessant. Denn in beiden Orten gibt es mehrere Gewässer dritter Ordnung. Bislang kann man in Hausen nur grob sagen, in welchen Straßenzügen um den Hirtenbach mit Überschwemmungen zu rechnen ist. "Eine Starkregen-Gefährdungskarte könnte eine Möglichkeit sein, möglicherweise betroffenen Bürgern genauere Informationen zu geben."