Mit zehn Spritzen ein Leben retten

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Amelie Striegel am Montag letzter Woche mit ihrem Medikament. Foto: Jennifer Hauser
Amelie Striegel am Montag letzter Woche mit ihrem Medikament.  Foto: Jennifer Hauser
Amelie konnte sich problemlos selbst spritzen. Fünf Tage lang musste sie zwei Mal täglich eine Spritze in den Bauch geben. Foto: privat
Amelie konnte sich problemlos selbst spritzen. Fünf Tage lang musste sie zwei Mal täglich eine Spritze in den Bauch geben. Foto: privat
 
Amelie Striegel am Montag letzter Woche mit ihrem Medikament. Foto: Jennifer Hauser
Amelie Striegel am Montag letzter Woche mit ihrem Medikament.  Foto: Jennifer Hauser
 
Während der Stammzellenspende steht ihr Kuscheltier Toni zur Seite. Foto:privat
Während der Stammzellenspende steht ihr Kuscheltier Toni zur Seite. Foto:privat
 

Eine 21-Jährige aus Ebermannstadt wurde vergangene Woche nebenbei zur Lebensretterin und hofft, dass sich viele Menschen bei der DKMS registrieren lassen.

Ebermannstadt Amelie Striegel ist 21 Jahre alt. Wenn ihr genetischer Zwilling die Spende gut übersteht, hat sie am Donnerstag ein Leben gerettet. Das war zum einen ein ziemlich großer Zufall, zum anderen aber auch eine bewusste Entscheidung.

"Ich war gerade 18, als ich mich bei der DKMS registrieren lassen habe", erzählt die junge Ebermannstadterin. Über eine Facebook-Seite habe sie erfahren, wie einfach es ist, sich bei der Deutsche-Knochenmark-Spender-Datei (DKMS) typisieren zu lassen und nicht lange gezögert. "Man muss da ja nur seine Kontaktdaten eingeben und bekommt dann das Wattestäbchen per Post", erklärt sie.Neben Amelie sind weltweit 6 698 421 (Stand: September 2016) Menschen bei der DKMS registriert.
Pro Tag werden durchschnittlich 18 Spender vermittelt, im Vergleich, es erkrankt allein in Deutschland alle 15 Minuten ein Mensch an Blutkrebs.


Ein zweites Leben schenken

"Es ist ganz schwer zu beschreiben, was ich gefühlt habe, als ich erfahren habe als Spender infrage zu kommen. "Ich war einfach nur glücklich, es war wie eine Erfüllung und ich weiß jetzt, egal was passiert, ich habe mit meinem Leben einem Menschen ein zweites Leben schenken können. Zwei Wochen vor der Spende bekam Amelie dann den Anruf der DKMS. Schon nach einer guten Woche musste sie in das Cellex-Center nach Köln, dort wurden weitere Tests durchgeführt. Das Ergebnis: Die junge Ebermannstadterin ist kerngesund und die passende Spenderin.


Zweimal täglich spritzen

Am letzten Sonntag begann dann die Vorbereitungsphase für Amelie und ihren Körper. "Jeden Tag musste ich mich morgens und abends spritzen", erzählt sie. Durch das Präparat, das sie sich spritzt, werden die Stammzellen in ihrem Blut verdoppelt. "Man kann sich aussuchen, ob man sich die Stammzellen aus dem Blut entnehmen lassen will oder ob man die Beckenkamm-Entnahme macht", erklärt Amelie, die sich intensiv mit dem Thema Stammzellenspende auseinandergesetzt hat.

Am Montag erzählt sie, wie es sich anfühlt: "Es fühlt sich so an, als hätte man eine Grippe." Sie fühle sich etwas schwach und die Knochen und Glieder würden schmerzen. "Im Vergleich zu dem, wie viel mein Patient schon leiden musste, sind die Strapazen nichts", sagt die 21-Jährige und lächelt, "die Entnahme ist ohne Vollnarkose und sehr praktisch, aber ich will das nicht herunterspielen. Man muss schon etwas in Kauf nehmen."


Kaputt und ausgelaugt

Zwei Tage später geht es der Ebermannstadterin noch ähnlich: "Ich fühle mich halt kaputt und hab Schmerzen, aber ich hab es ja bald geschafft." Sie sei auch nochmal bei ihrem Hausarzt gewesen. "Er hat gesagt, dass er das sehr gut findet, das hat mich noch mehr gestärkt in dem Wissen, dass ich das Richtige tue."

Es habe sich für die 21-Jährige ohnehin nie die Frage gestellt, ob sie spenden werde oder nicht. Obwohl auch nach der Registrierung der potenzielle Spender immer die Möglichkeit hat, von der Spende zurücktreten. "Meine Eltern haben mich in der Entscheidung auch immer unterstützt", betont sie und ihre Mutter wirft ein, "auch wenn man sich als Mutter natürlich Gedanken macht." Amelies Mutter stand ihr aber bis zum Spendetermin am Donnerstag immer zur Seite, fuhr mit der jungen Frau zweimal nach Köln und war sehr stolz auf ihre Tochter.


Keine Probleme

Die Entnahme der Stammzellen verlief problemlos. Drei bis fünf Stunden dauert das extrahieren der Stammzellen, das Blut bekam sie größtenteils wieder. "Die Ärztin dort war sogar sehr verblüfft über meine große Anzahl der Stammzellen, vor allem weil ich eine junge zierliche Frau bin, dort waren außer mir nur Männer zur Spende", erzählt sie. Ihr Empfänger ist ein Italiener und 41 Jahre alt, erfährt sie am Tag ihrer Spende. In drei Monaten wird ihr gesagt, wie es ihm geht und dann darf sie ihm auch einen Brief schreiben. "Ich wünsche mir, dass mein genetischer Zwilling alles gut übersteht, er hat jetzt noch einen großen Kampf vor sich, ich denke an ihn und drücke ihm ganz fest die Daumen", sagt sie und strahlt.